Thermometersiedlung, Berlin-Lichterfelde. Foto: Baumann

Unter dem Motto „Bildung beugt Armut vor“ initiiert das Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum (KiJuNa) des Stadtteilzentrums Steglitz e.V. ein neues Projekt, das Kindern und Jugendlichen der Thermometersiedlung Zugang zu Bildung weit über die Schule hinaus bieten soll. Im Rahmen des Projekts „ExperiDay!“ bekommen Kinder die Möglichkeit, wissenschaftliche Experimente durchzuführen und so ihr Schulwissen ganz praktisch anzuwenden, zu vertiefen und zu festigen. Für die Umsetzung des Projekts sucht die gemeinnützige Einrichtung nach Spendern.

Die Thermometersiedlung zählt zu den Brennpunkten der Stadt. Laut der letzten Ausgabe des Monitorings Soziale Stadtentwicklung hat sich die soziale Lage der Menschen hier in den letzten Jahren merklich verschlechtert: Arbeitslosigkeit und Kinderarmut sind im Berliner Vergleich besonders hoch und die Prognose für die Zukunft sieht nicht gut aus. Das Viertel am Stadtrand ist eins der wenigen in Berlin, die laut der Studie nicht nur einen „sehr niedrigen sozialen Status“, sondern auch eine „negative Dynamik“ aufweist.

Für die Kinder bedeutet das oft einen sehr steinigen Weg in die Zukunft. „Bildung ist das Einzige, das den Teufelskreis der sogenannten ‚vererbten’ Armut durchbrechen kann“, sagt Kristoffer Baumann, Projektleiter des KiJuNa und Organisator des Projekts. „’Vererbte Armut’ bedeutet, dass Eltern ihren sozialen Status an ihre Kinder weitergeben, also gewissermaßen ‚vererben’“, erklärt er. Dadurch hätten die Kinder deutlich schlechtere Chancen, in der Gesellschaft aufzusteigen und würden ihre Armut später wiederum an ihre Kinder „vererben“. „Doch ich bin der festen Überzeugung, dass gute Bildung einen gewichtigen Teil dazu beitragen kann, die Chancen der Kinder auf ein Leben ohne Armut zu steigern. Alle Projekte, die wir im KiJuNa anbieten, sind einzig und allein darauf angelegt, Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung aktiv und mit einem positiven Blick auf ihre Talente zu begleiten“, erzählt er. Darum gehe es auch beim „ExperiDay!“.

Die Idee: In wöchentlich stattfindenden Workshops vertiefen Kinder und Jugendliche ihr schulisches Wissen, in dem sie es im Rahmen von Experimenten ganz praktisch anwenden. Dabei werden sie von angehenden und ausgebildeten Wissenschaftlern begleitet. „Die Kinder lernen beispielsweise etwas über den Treibhauseffekt, in dem sie in unserem Garten ein eigenes Treibhaus bauen, oder sie erfahren, wie man eine Uhr mit einer Kartoffel antreibt, und wenden ganz nebenbei ihr Wissen über elektrische Spannung an“, erklärt der KiJuNa-Projektleiter. „Unser Ziel ist es, die Freude der Kinder am Lernen und ihre Neugier zu wecken, zu bewahren und zu befriedigen.“

Doch um das Projekt in die Tat umsetzen zu können, ist die gemeinnützige Einrichtung auf Spenden angewiesen. „Insgesamt brauchen wir rund 10.000 Euro“, sagt Baumann. Das Geld wird vor allem für die Ausstattung des Labors und Honorare für Wissenschaftler und Pädagogen benötigt. Um genügend Mittel zusammenzubekommen, hat das KiJuNa bereits eine breit angelegte Spenden-Kampagne gestartet. Über die Sozialmedia-Kanäle wirbt die Einrichtung für ihr Projekt und ruft Bürger und Unternehmen aus Steglitz-Zehlendorf und ganz Berlin zum Spenden auf. Sogar ein eigener Song wurde dafür komponiert und gemeinsam mit den Kindern aufgenommen.

„Es sind bereits über 1.000 Euro zusammengekommen“, erzählt Baumann. Doch der Weg sei noch lang. „Deswegen bitten wir die Menschen, die uns unterstützen möchten, nicht nur selbst zu spenden, sondern unser Projekt auch über die sozialen Netzwerke zu teilen, zu liken und zu kommentieren. Je mehr Menschen von uns erfahren, desto höher ist die Chance, dass wir genug Geld zusammenbekommen, um dieses wichtige Projekt in die Tat umzusetzen und die Chancen der Kinder aus der Thermometersiedlung auf gute Bildung und somit auf ein Leben ohne Armut zu steigern“.

Wer das Projekt unterstützen möchte, kann es direkt unter www.betterplace.org/p64206 tun oder über die Facebook-Seite des KiJuNa.

(eb)