Unter dem Motto „Brücken bauen“ trafen sich Fachkräfte im Rathaus Steglitz zum gemeinsamen Austausch. | Foto: Stadtteilzentrum Steglitz e.V.

 

Wie können Kinder, Jugendliche und Familien besser erreicht werden, die bislang kaum Zugang zu Unterstützung finden? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Vernetzungstreffens „Brücken bauen – vernetzt handeln: gemeinsam für ein gesundes Aufwachsen“, das am 8. Oktober 2025 im Rathaus Steglitz stattfand.

Eingeladen hatten das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. und die Techniker Krankenkasse. Mehr als 50 Fachkräfte aus Medizin, Psychotherapie, öffentlichem Gesundheitsdienst sowie der freien Kinder- und Jugendhilfe diskutierten, wie eine bessere Zusammenarbeit gelingen kann.

Praxisnaher Fall verdeutlicht Komplexität

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand ein realer Fall aus der Praxis, der verdeutlichte, wie komplex die Lebenssituationen vieler Familien sind – und wie wichtig abgestimmtes Handeln zwischen medizinischem Fachpersonal, Beratungsstellen und psychosozialen Diensten ist.

In Workshops und einer Podiumsdiskussion wurde deutlich: Wirksame Hilfe und Unterstützung entsteht dort, wo bereichsübergreifende Fachkräfte miteinander sprechen, Schnittstellen sichtbar werden und Unterstützung frühzeitig ansetzt – ganz im Sinne des Social Prescribing-Ansatzes, der Menschen aus dem medizinischen Bereich gezielt an soziale Angebote vermittelt.

Beispiel aus der Praxis: Projekt LoGiK

Als Beispiel für gelungene Praxis gilt das Projekt LoGiK – Lotsen für gesundes Aufwachsen in Kinderarztpraxen. In teilnehmenden Praxen steht Familien, Kindern und Jugendlichen eine qualifizierte Beraterin oder ein qualifizierter Berater zur Seite – direkt vor Ort, ohne Bürokratie, ohne Schwellenangst.

Eine Lotsin aus dem Projekt LoGiK beschreibt ihre Arbeit so:

„Ich erlebe, dass Eltern erleichtert sind, wenn sie in Ruhe erzählen können, was sie bewegt – mit dem Gefühl, wirklich gehört zu werden. Viele kommen zu uns, nachdem Ärztinnen oder Ärzte vermuten, dass hinter den Sorgen mehr steckt, oder weil sie über einen Aushang in der Praxis auf das Angebot aufmerksam geworden sind. In den Gesprächen geht es darum zu verstehen, was gerade gebraucht wird, und Wege zu finden – manchmal im Gespräch selbst, manchmal durch die passende Unterstützung im Netzwerk.“

Doch auch dieses Projekt steht vor einer ungewissen Zukunft, obwohl es präventiv wirkt, der Bedarf da ist und Ärztinnen und Ärzte nach eigener Aussage entlastet werden.

Fazit und Ausblick

Tanja Paegelow, Lotsin im Projekt LoGiK, resümiert:

„Der Fachtag hat gezeigt: In Steglitz-Zehlendorf existieren bereits viele Brücken zwischen Medizin, Gesundheitsdienst und Sozialarbeit. Damit sie halten, braucht es stabile Strukturen – und den Mut, innovative Ansätze nicht versanden zu lassen.
Wir wünschen uns, dass Projekte wie LoGiK in Zukunft in allen Kinder- und gynäkologischen Praxen selbstverständlich dazugehören, damit Familien schnell und ohne Umwege Unterstützung finden.“

 

Junia Greb-Georges

Die Autorin ist Mitarbeiterin des Stadtteilzentrums Steglitz und Teil der Redaktion der Stadtrand-Nachrichten.

 

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