
Birkbusch 4.0 | Visualisierung: SF Grambin Beteiligung GmbH
Am 20. Oktober wollen Vertreter der Eigentümer erstmals mit der Baubehörde und dem Denkmalamt über mögliche Planungen auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks in der Birkbuschstraße sprechen.
Das bestätigte Stadtrat Patrick Steinhoff (CDU) den Stadtrand-Nachrichten. „Die Anfrage kam kurzfristig und wir wissen noch nicht was das Thema ist“, so der Dezernent für Stadtentwicklung. Vorbereitende Unterlagen gebe es nicht. Der Termin stehe noch unter Vorbehalt, da noch nicht alle Teilnehmer verbindlich bestätigt haben.
Wie berichtet, möchte die SF Grambin Beteiligung GmbH auf dem Gelände vor allem Wohnungen bauen – mit diesen Ideen dürften die Eigentümer beim Bauamt auf Widerstand stoßen. Bisher hatte die Verwaltung immer erklärt, auf dem Grundstück sei aufgrund übergeordneten Planungsrechts (Flächennutzungsplan) kein Wohnungsbau möglich. Die Bezirkspolitik hatte sich per Beschluss auf eine kulturelle Nutzung festgelegt.
Das „Grobkonzept“, das Grambin-Geschäftsführer Steffen Fräbel im August präsentierte, dürfte auch bei den Denkmalschützern nicht auf Freude stoßen. Der L-förmige 10-Geschosser würde die Sicht von Süden und Westen auf das markante Gasturbinengebäude komplett verdecken.

Kraftwerk Steglitz, Ansicht von Süden | Foto: Daniela von Treuenfels
Mit seiner Maximalforderung macht Fräbel deutlich, dass die denkmalgeschützte Substanz für ihn nicht an erster Stelle steht, was aus Investorensicht grundsätzlich nichts Verwerfliches ist. Welche Strategie wird sein Unternehmen weiter verfolgen?
Dass Immobilienentwickler zunächst mit wilden Plänen um die Ecke kommen, um dann in weiteren Verhandlungen zu bekommen, was sie eigentlich wollten, ist ein bekanntes Muster. Spannend wird sein, wie sich das Stadtplanungsamt verhält. Flächennutzungspläne sind nicht in Stein gemeißelt, auch wenn sich ihre Änderung, da Landesrecht, in die Länge ziehen kann. Bebauungspläne gemeinsam mit Investoren zu entwickeln, ist gelebte Praxis, für die es allerdings verhandlungsbereite Ämter und eine wohlwollende Politik braucht.
Theoretisch denkbar ist auch, dass die SF Grambin wegen Unwirtschaftlichkeit den Abriss beantragt. Dass Gerichte entsprechenden Klagen stattgeben, ist nicht selten, wie das erstmals veröffentlichte „Schwarzbuch der Denkmalpflege“ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zeigt. Demnach fallen jedes Jahr „fast täglich historische Objekte Abrissbaggern und destruktiven Planungen in ganz Deutschland zum Opfer“. Wie viele es genau sind, wird nicht erfasst, allein 2023/24 sind es nach Recherchen der Stiftung mindestens 900 Denkmale gewesen, „das ist nicht annähernd der gesamte Umfang.“
Daniela von Treuenfels
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