Clever und pfiffig fand Kriminaloberrat Lothar Spielmann, das Eingreifen von Özlem Özsoy. Foto: Gogol

Eigentlich wollten Özlem Özsoy und ihre Schwester sich nur einen gemütlichen Abend machen, ausgehen, etwas trinken – stattdessen stellte die Steglitzerin zwei Taschendiebe. Am Freitag wurde sie dafür von Kriminaloberrat Lothar Spielmann geehrt.

Es war der 18. April, ein Freitagabend. Gegen 23 Uhr zogen die beiden Schwestern los. „Wir wohnen in einer lebendigen Straße“, sagt Özsoy. Dass da auch mal geschrien und gekreischt wird, sei nicht ungewöhnlich. Und so habe sie sich zunächst auch nichts gedacht, als sie an der Düppelstraße ein Kreischen hörte. Doch das Kreischen hielt an, als dann auch noch zwei Jugendliche an ihnen vorbei sausten, war der 40-Jährigen klar: Hier stimmt was nicht. Sie seien dann in Richtung der kreischenden Stimme gegangen, erinnert sich Özsoy. Die gehörte der Mutter einer Nachbarin. Sie war von den Jugendlichen überfallen worden, die Handtasche, in der auch die Medikamente der Diabetikerin waren, hatten die beiden ihr weggerissen. „Sie schrie und weinte, sie war außer sich“, erzählt die Zeugin.

In einer Art Kurschlussreaktion bat Özsoy die Überfallene um ihren Autoschlüssel und folgte der Räubern. „Ich kenne meine Straße“, sagt Özsoy. Und sie trieb die jungen Männer auf: An der Feuerbachstraße sah sie die beiden, wie sie quatschten, sich zu ihrem Erfolg gratulierten. Özsoy rief den Dieben hinterher. Die trennten sich. Einer von ihnen flüchtete in einen Hof – „der saß in der Falle“, dem anderen folgte die Steglitzerin und schnitt ihm den Weg ab, so dass er ebenfalls in den Hof flüchtete. Dann informierte sie die Polizei – die allerdings schon da war, weil das Opfer bereits angerufen hatte. „Die Polizei hat mich nicht ernst genommen. Sie glaubten nicht, dass die beiden im Hof sind“, erzählt Özsoy. Doch genau dort konnten die Beamten die 16 und 21 Jahre alten Täter festnehmen. „Ich habe die beiden deutlich jünger eingeschätzt“, zeigt sich die Geehrte erstaunt, als Spielmann ihr das Alter der beiden mitteilt.

„Ich bin gerne hilfsbereit. Ich bin ein bisschen verrückt, übermütig“, sagt sie von sich selbst. Und so war das nicht das erstes Mal, dass Özsoy helfend eingriff. Auch bei einer Schlägerei am Potsdamer Platz sei sie dazwischen gegangen, berichtet sie. „Man sollte nicht wegschauen“, findet die Mutter eines Sohnes. „Es kann jeden treffen“.

„Die Geschädigte hat nichts falsch gemacht“, betont Spielmann. Um diese Zeit sollte man sich in Steglitz unbehelligt aufhalten können. „Danke, dass sie so reagiert haben, wie sie reagiert habe“, bedankte er sich bei Özsoy, überreichte ihr eine Urkunde und einen Gutschein. Er fand ihr Vorgehen „clever, pfiffig und mit dem nötigen Quäntchen Glück“.

(go)