Bezirksstadträtin Kerstin Richter Kotowski (Mitte) und Dr. Günter Morsch, Leiter der Gedenkstätte Sachsenhaus, gaben die regionalhistorische Stele an der Wismarer Straße frei. Foto: Gogol

Seit Mittwoch ist der Bezirk Steglitz-Zehlendorf um eine regionalhistorische Informationsstele reicher. Bei strömenden Regen weihten Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski und Professor Dr. Günter Morsch, Leiter der Gedenkstätteund Museum Sachsenhausen eine Stele ein, die an das Außenlager des Konzentrationslagers (KZ) Sachsenhausen erinnern soll. Neben der Säule der Gefangenen an der Wismarer Straße erhalten Interessierte nun auch Informationen zu dem einstigen Arbeiterlager, zu den Opfern, zu den Tätern und zu dessen „menschenverachtende Dimension“, sagte Richter-Kotowski. Es sei nicht selbstverständlich, dass an die Außenlager des einstigen KZ Sachsenhausen erinnert wird, sagte Dr. Morsch.

Von den 21 Lagern, die es in Berlin gab, war das in Lichterfelde das zweitgrößte. 1.500 Gefangene waren dort eingesperrt und mussten Zwangsarbeit leisten. Das Lager sei ein „Schwamm und eine Drehscheibe“ für alle anderen Lager gewesen.

Das Außenlager wurde ab Dezember 1941 von den Häftlingen errichtet. Sie kamen aus dem Deutschen Reich, der Sowjetunion, aus Polen, Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Norwegen, Griechenland, Luxemburg und der Tschechoslowakei und wurden gezwungen, bei mehr als 40 SS-Dienststellen, Ministerien sowie in Privathäusern von NS-Funktionären zu arbeiten. Zudem leisteten sie bei so genannten kriegswichtigen Privatfirmen Zwangsarbeit.

Umgeben war das Lager von einem elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun, bewacht wurden die Häftlinge von dem 7. SS-Totenkopf-Wachbataillon. 41 Menschen kamen dort zu Tode bis die SS am 21. April 1945 das Außenlager auflöste, nachdem sie die Häftlinge zuvor ins KZ Sachsenhausen zurückgebracht hatte.

Die Beziehung zwischen Berlin und Sachsenhausen waren eng, berichtete Dr. Morsch. Die Juden, die während des Novemberpogroms in Berlin verhaftet wurden, kamen in das Lager vor den Toren der Stadt, ebenso die Attentäter des 20. Juni und „Plünderer“. Nach 1945 habe es eher ein angespanntes Verhältnis zwischen West-Berlin und der Gedenkstätte Sachsenhausen geben. Warum konnte Morsch allerdings nicht erklären. Der erste Regierende Bürgermeister, der die Gedenkstätte besuchte, war Klaus Wowereit 1995.

Dass Steglitz-Zehlendorf sich der Geschichte des Außenlagers auf diese Weise widme, sei vorbildlich, lobte Morsch. Richter-Kotowski dankte vor allem der Initiative KZ Außenlager, die die Geschichte unter anderem durch Abende der Begegnung und Schulbesuche aufrecht erhalte.

Der Stelenentwurf  stammt von Karin Rosenberg, den Text verfasste Frauke Kerstens, freie Mitarbeiterin in der Gedenkstätte Sachsenhausen.

(go)