Jürgen Trantow tat viel für die musikalische Jugendarbeit im Bezirk Steglitz-zehlendorf und in ganz Berlin. Heute wird er 90 Jahre alt. Foto: privat

Jürgen Trantow tat viel für die musikalische Jugendarbeit im Bezirk Steglitz-zehlendorf und in ganz Berlin. Heute wird er 90 Jahre alt. Foto: privat

„Musik wischt den Staub des Alltags von der Seele“ – dieser Spruch ziert den Briefkopf eines Mannes, der genau weiß, was Musik bewirken kann. Als Musikpädagoge, Chorleiter, Schulleiter, Komponist, Kunstamtsleiter, Arrangeur, Vorsitzender, Dirigent, Juror war und ist er seit vielen Jahren in unterschiedlichen, miteinander verbundenen Wirkungskreisen aktiv. Er hat eine besondere Gabe, mit jungen, musikalisch talentierten Menschen zu arbeiten, und sie zu fördern und hat bis heute die Freude an dieser musikerzieherischen Arbeit nicht verloren.

Zahlreiche Konzertreisen nach Frankreich, Tunis, in die Schweiz, nach Österreich, Polen, in die skandinavischen Länder, dreimal nach Israel, bis nach Baku erschlossen den jungen Musikern andere Kulturen mit Begegnungen und Kontakten, die teilweise bis heute gehalten haben. Sein Name: Jürgen Trantow.

Nun liegen neunundachtzig lange und zum Teil schwere Jahre hinter ihm. Am 21. Januar wird er 90 Jahre alt.

Noch mit sechzehn als Luftwaffenhelfer an die Kanone, Arbeitsdienst und Fronteinsatz; dann eine zum Teil makabre Gefangenschaft. Mit 21 Jahren war er endlich wieder daheim. Der ursprünglich gewählte Arztberuf ging – trotz einer durch halbjährige Tätigkeit in der Charité erworbene Protektion Professor Sauerbruchs – nicht in Erfüllung. Er studierte Musik (Klavier, Blockflöte und Rhythmik) in Berlin und begann seine erste erzieherische Tätigkeit an der traditionsreichen Volksmusikschule Neukölln.

1958 wurde Trantow zum Leiter der heutigen Leo-Borchard Musikschule Steglitz gewählt. 1965 wurde ihm aufgrund seiner Verdienste zusätzlich das Kunstamt Steglitz übertragen mit einem eigenen Gebäude. Die mit 803 Schülern und 22 Lehrern übernommene Schule übergab er 1991 mit 4.500 Schülern und 210 Lehrern. Zusammen mit dem Kunstamt waren es jährlich 160 Veranstaltungen, davon viele mit eigener Mitwirkung. Seit 1956 gestaltete er mit seinen Ensembles viele Aufnahmen beim Sender Freies Berlin und Rias Berlin. Seine zwanzig Jahre lang laufende Sendereihe „Geselliges Musizieren“im SFB wurde ähnlich wie seine 40 Jahre laufenden „Konzerte junger Solisten“ mit Bundespreisträgern des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ in der Philharmonie zu einer Institution. Dass der Senator für Jugend und Bildung Trantow schon ab 1962 bis 2001 jährlich ein „Konzert für junge Solisten“ in der Philharmonie durchführen ließ, ist für viele Musiker als ein erstes Sprungbrett für die spätere Laufbahn zu sehen. Ob Anne-Sophie Mutter, Babette Hierholzer, Alban Gerhardt, Kola Blacher und viele andere waren bereits damals schon als Bundespreisträger Solisten in der Berliner Philharmonie.

Von 1968 bis 1976 gehörte er zum Team des 2. Deutschen Fernsehens als Musikalischer Leiter, Mitautor und Moderator, das neben dem 1. Programm eine zweistündigeWeihnachtssendung „Wenn die andern feiern“ in ihr Programm am Heiligen Abend nahm. Die Pianistin Babette Hierholzer, die Trantow – wie übrigens auch die Geigerin Anne-Sophie Mutter und andere inzwischen berühmte Musiker/innen – konnte er dort bei einer Seherquote von 18 Millionen als jugendliche Talente vorstellen.

Lange war Trantow Vorsitzender des Landesverbandes Berlin im „Verband deutscher Musikschulen“ sowie des Landesverbandes Berlin „Jugend musiziert“ bis zum Jahr 2000, wo er den Führungsstab an seinen Freund Christian Höppner weitergab.Bereits 1954 wurde Trantow in die Staatliche Prüfungskommission für Musiklehrer berufen.

In seinen Lebenserinnerungen „Mosaik meines Lebens“ (1987) berichtet Trantow, dass er im Alter von 15 Jahren im Film „Jakko“ von Alfred Weidenmann eine Hauptrolle zusammen mit Filmgrößen wie Eugen Klöpfer, Albert Florath und Hilde Körber bekam. Im Oktober 1941 wurde der Film im Ufa-Palast am Zoo vor den Größen der damaligen Film-Industrie uraufgeführt.

36 Jahre hat Rüdiger Trantow jährlich zur Weihnachtszeit szenische Aufführungen von Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ sowie 35 Jahre Prokoffiefs „Peter und der Wolf“ mit Darstellern seiner Musikschule im Konzertsaal der Hochschule der Künste Berlin, zunächst für die Kinder und Jugendlichen seines Bezirks, später für alle Berliner mit großem Erfolg durchgeführt. Dabei hielt ihm das 1967 gegründete „Steglitzer Kammerorchester“ die Treue.

Mit seiner Weihnachtssuite „Weihnacht in aller Welt“ für Kinderchor und großes Orchester gelang es Trantow, dreitausend Eltern mit ihren Kindern zum „Selbersingen“ zu bringen. Das jährlich im großen Sendesaal des SFB veranstaltete Weihnachtskonzert „Nun singet und seid froh“ hat Rüdiger Trantow 43 Jahre als Moderator, Komponist, Arrangeur für seine Berliner „Fans“ betreut, die ihn ohne „Die Weihnachtsmaus“ von James Krüss nicht von der Bühne gehen ließen.
Anschließend übernahm er acht Jahre lang eine Veranstaltungsreihe „Musikalisches Wintermärchen“ mit ungebrochenem Ideenreichtum. Er moderierte, dirigierte sein „Stubenmusik-Ensemble“, spielte vierhändig mit seinem Freund Siegfried Schubert-Weber und arrangierte weihnachtliche Weisen für das Benefizkonzert in der Mercedes-Welt am Salzufer in Berlin. Inzwischen genießt er diese Veranstaltungen als Ehrengast.

Einige der Ehrungen, die Rüdiger Trantow als Anerkennung für seine Verdienste im Bereich der Jugendarbeit erhielt, sollten hier genannt werden: 1983 Bundesverdienstkreuz am Bande, 2001 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, der Landesmusikrat ehrte ihn für seine jahrzehntelange Arbeit als Vorsitzender des Landesausschusses „Jugend musiziert“ mit der silbernen und goldenen Ehrennadel. Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf ehrte den Jubilar 2005 mit der goldenen Bezirksmedaille, der Rotary-Club Berlin-Luftbrücke machte ihn zum „Paul Harris Fellow“. Außerdem ist Trantow Ehrenmitglied im Deutschen Tonkünstlerverband Berlin, Ehrenvorsitzender im Landesausschuss „Jugend musiziert“ Berlin, wo er bereits seit 1963/1964, dem Gründungsjahr, die Fäden als sogenannter „Landespiepser“ in den Händen hatte. 2013 dankten ihm 29 ehemalige Bundespreisträger mit einem Festkonzert „50 Jahre Jugend musiziert“ in seiner ehemaligen Wirkungsstätte, der Berliner Philharmonie.

Anka Sommer