Es ist ein Stück über das Leben an sich, über den Tod und die Unsterblichkeit – Axel Hackes „Der kleine König Dezember“. Am Sonnabend sollte Dirk Bach damit im Schlosspark Theater Premiere feiern – stattdessen gab es am Donnerstag eine Pressekonferenz zum Tode des Hauptdarstellers.
In den Wochen des gemeinsamen Probens des Zwei-Personen-Stücks kam ihm Schauspielkollege Matthias Freihof sehr nah. Auch über die Proben hinaus habe man sich über die Themen des Stücks unterhalten. Für ihn sei es noch nicht fassbar, dass man nun hier sitze und über Bachs Tod rede. „Es tut unheimlich weh“. Deshalb hat Freihof auch einen Nachruf verfasst. „Vor ’n paar Stunden hab ich Dir noch gesagt, dass ich noch nie in meinem Leben so gerne zu Theaterproben gegangen bin. Und jetzt, du Herz, kommst Du einfach nicht mit Deinem Mini um die Ecke gefahren! Ich vermisse Dein Lachen, unser gemeinsames Geträller, Deine Herzensbildung, Deine Bescheidenheit, Deine scharfe Intelligenz, Deine Freude am Genießen, unser tägliches Knuddel-Ritual und so vieles, vieles mehr!“, schreibt er dort.
Dass Bachs gesundheitliche Probleme hatte, habe er gewusst, so Freihof. Sie seien beide ein Jahrgang, da habe man sich über seine Wehwechen ausgetauscht. Doch Bachs sei es gut gegangen. Die Proben seien intensiv gewesen, aber abends sei man „beglückt kaputt“ nach Hause gegangen.
Noch am Sonntag bei einer Matinee habe sich Dirk Bach vergnügt und lebenslustig gezeigt, sich darauf gefreut, den „Kleinen König Dezember“ bald auf der Bühne des Schlosspark Theaters zu spielen, so Intendant Dieter Hallervorden. „Und wenn dann nur einen Tag später der Tod all diese Pläne zunichte macht, steht man fassungslos davor, und es wird einem mit deutlicher Grausamkeit wahr: Der Tod ist gewiss – doch ungewiss ist die Stunde.“
Dass Bach, der mit vielen Anfrage für Fernsehen und Theater überhäuft wurde, sich für den „Kleinen König Dezember“ entschieden habe, „hat uns mit großer Freude erfüllt. Vielleicht sogar mit ein wenig Stolz“.
Seit 2009 habe er mit Dirk Bach wegen des „Kleinen Königs“ in Kontakt gestanden, berichtete Regisseur Lorenz Christian Köhler. Man habe die Premiere sogar um ein Jahr verschoben, weil Bach keine Zeit hatte, die Rolle aber unbedingt spielen wollte.
Wie es mit dem „Kleinen König“ weitergeht, darauf konnten die drei Männer noch keine richtige Antwort geben. Gern hätten sie es, wenn ein Freund, ein Vertrauter Dirk Bachs die Rolle des „Kleinen Königs Dezember“ übernehmen würde, um in Bachs Sinne, quasi in einer Art Hommage an ihn, das Projekt zu Ende zu führen.
Das Stück ohne Bach auf die Bühne zu bringen, sei nicht leicht, aber der richtige Weg, war der Regisseur sich sicher. „Ich habe das Gefühl, dass Dirk das unterstützen würde.“ Auch Freihof findet diese Idee gut, auch wenn es schmerzhaft für ihn sein werde. „Ich habe jeden Satz von ihm noch im Ohr. Es wird schwer erträglich sein, diese Sätze von jemand anderem zu hören“. Intensiv gesucht nach diesem jemand werde nicht, so Hallervorden. Man warte eher darauf, ob jemand diese Aufgabe übernehmen möchte.
Bach sei die ideale Besetzung für die Rolle des „Kleinen Königs Dezember“ gewesen. Schon bei den ersten Lesungen habe Bach ein solche Inbrunst hinein gelegt, „es schien, als habe Hacke den Text für ihn geschrieben“, sagte Hallervorden, der den Facettenreichtum des Schauspielers Dirk Bach würdigte. Das bestätigte auch Köhler. Die Rolle habe eine große Kindlichkeit verlangt. „Dirk war ein großes Kind, aber ein weises Kind“, so der Regisseur weiter.
Neben der menschlichen Katastrophe ist für das Schlossparktheater der Tod Dirk Bachs auch eine ökonomische. Wenn alle Tage, an denen „Der kleine König Dezember“ aufgeführt werden sollte, leer blieben, stünde die Existenz des Hauses auf der Kippe, erklärte Hallervorden. Das Stück war für zahlreiche Aufführungen im Oktober, November und Dezember vorgesehen.
(go)