Mit einer selbstgefertigten Uhr bedankte sich Cathleen bei Bürgermeister Norbert Kopp (rechts) für die Zuwendung. Sozialpädagoge Jürgen Bittrich (links) und ihr Ausbilder Thomas Hilberg fanden nur lobende Worte für die 17-Jährige. Foto: Gogol

Immer pünktlich, neugierig, fleißig, engagiert — Cathleen Weger ist ein Lehrling, wie ihn sich Ausbilder wünschen. Sie schreibt gute Noten – obwohl ihr das Lernen nicht so leicht fällt. „Da kann sich mancher Junge was abschneiden“, findet ihr Ausbilder Thomas Hilberg.

Für junge Menschen wie Cathleen hat 1954 der Bankdirektor i. R. Ernst Dillan eine Stiftung ins Leben gerufen, mit der „strebsame, mittellose junge Menschen in den ersten Jahren ihrer Ausbildung für einen Handwerksberuf“ finanziell unterstützt werden sollen. In diesem Jahr gehen die 100 Euro monatlich an die 17-jährige Zehlendorferin. Am Freitag wurde ihr das Stipendium offiziell übergeben.

Seit August vergangenen Jahres lernt Cathleen den Beruf der Metallbearbeiterin bei der Helmut Ziegner Berufsbildung gGmbH in Schlachtensee. Ein „Männerberuf“ – das zeigt sich auch an der Teilnehmerzahl. In der Gruppe von Meister Thomas Hilberg lernen derzeit zwölf junge Menschen den Umgang mit Metall – Cathleen ist das einzige Mädchen unter ihnen. „Es macht Spaß“, sagt die 17-Jährige, vor allem das Lob, das sie für ihre Arbeit erhält, motiviere sie weiterzumachen.

Dabei wollte Cathleen, die die Süd-Grundschule und anschließend die Pestalozzi-Schue im Bezirk besucht hat, einen anderen Beruf ergreifen: Erzieherin wollte die junge Frau werden. Ihre unvermutete Leidenschaft fürs Handwerk entdeckte sie beim Girls Day. In die Fachrichtung Elektrotechnik schnupperte sie hinein. Ein Azubi hätte ihr damals erklärt, wie man lötet, erzählt Cathleen. „Er hat gesagt, ich wäre talentiert. So etwas sehe man selten.“ Es folgten weitere kurze Praktika in verschiedenen Gewerken – hängen blieb sie dann bei der Metallbearbeitung.

Es ist das erste Mal, dass die Helmut Ziegner Berufsbildung gGmbH einen ihrer Auszubildenden für das Stipendium vorschlug, berichtet Sozialpädagoge Jürgen Bittrich. Zwar habe es immer Auszubildenden gegeben, denen man die Zuwendung gegönnt hätte, aber die Kriterien wurden oft nicht erfüllt. Bei Cathleen sei das anders. „Es hat genau die richtige getroffen“, freut sich Hilberg mit ihr über die Auszeichnung. Die aber auch Verpflichtung ist. Die monatliche Unterstützung ist zwar auf ein Jahr ausgelegt, doch kann auch jederzeit wieder eingestellt werden, wenn die Bedingungen nicht mehr erfüllt werden.

Für Cathleen, die seit kurzem eine kleine Wohnung in Zehlendorf  hat, bedeutet die Zuwendung eine Hilfe im Alltag, denn die Ausbildungsvergütung ist gering, rund 300 Euro erhält sie monatlich plus Kindergeld und Unterhalt.

Doch die junge Frau war am Freitag nicht nur in Zehlendorfer Rathaus gekommen, um das Stipendium von Bezirksbürgermeister Norbert Kopp zu empfangen. Sie hatte für ihn auch ein Geschenk dabei – eine selbstgefertigte Uhr, über die sich Kopp sehr freute und für die ein Ehrenplatz gefunden werden soll.

Mit den Stiftungserträgen konnten in den vergangenen 58 Jahren 253 Jugendliche mit insgesamt 186.900 Euro gefördert werden.

 (go)