
In der M-Street informierte sich die chinesische Delegation über das Inklusionsprojekt. Foto: Grützner
Dass sie die gleichen Interessen haben, die gleiche Musik hören und gar nicht so unterschiedlich sind – das erfahren behinderte und nichtbehinderte bei einem Projekt in der M-Street, der Jugendfreizeiteinrichtung in der Marshallstraße. Das Projekt „Lebensälterer Schüler mit Behinderung“, bei dem die bezirkliche M-Street und der Freie Träger Tandem BQG miteinander kooperieren, ist einmalig in Berlin. Deshalb bekam es am Donnerstag Besuch aus dem fernen Osten. Ein Delegation von Vertretern des chinesischen Behindertenverbandes, die aus verschiedenen Provinzen kommen, besuchte die Jugendfreizeiteinrichtung, um sich über diese besondere Kooperation zu informieren.
Begrüßt wurde die Delegation von Herbert Dold, Bereichsleiter der Tandem BQG, Ilona Weinen, Koordinierende Erzieherin des Projektes, und Erich Peters, Mitarbeiter der M-Street, die die Chinesen durch das Haus führten.
Von ihnen erfuhren die Gäste, dass die Gruppe „Lebensälterer Schüler“ seit 2005 besteht und sich aus zwölf bis 13 Jugendlichen mit verschiedensten Behinderungen zusammensetzt. Täglich kommen sie nach der Schule in die Einrichtung, um gemeinsam zu essen und Hausaufgaben zu erledigen. Jeden Freitag gibt es die Quasselrunde, bei der die Schüler die Tagesordnung mitgestalten können. Am Nachmittag mischen sich die Jugendlichen mit Behinderung wie selbstverständlich mit denen ohne Handicap die die M-Street besuchen. So treiben sie gemeinsam Sport, kochen und backen. Der gute Zusammenhalt der Gruppe zeige sich darin, dass regelmäßig Ehemalige zu Besuch kommen, freute sich Weinen.
Ziel des Projektes sei es, dass Menschen mit Handicap ganz selbstverständlich öffentliche Einrichtungen nutzen, ohne dass es Bedenken gibt, erklärte Peters. Er unterstrich die gute Zusammenarbeit der Pädagogen und fand es erstaunlich, wie normal die Kinder und Jugendlichen miteinander umgehen. Sogar ein Junge mit schwersten Behinderungen werde ganz normal mit Handschlag begrüßt. Auch wenn der weder hören, noch antworten kann. „Für die ist das ganz normal“, erklärte der Pädagoge.
Bei einer anschließenden Fragerunde zeigten sich vor allem die Gastgeber interessiert. So erfuhren sie dass es in China für die Schüler nach der Schule sehr viel zu tun gibt, sie nur wenig Zeit für Hobbys haben und selten in staatliche Einrichtungen gehen können. Auch Sonderschulen – in Berlin werden diese im Sinne der Inklusion gerade aufgelöst, erwähnt Dold – gibt es in China.
Besonders beeindruckt zeigten sich die Gäste beim Rundgang von der Skateranlage, auf der Jugendliche sichtlich Freude daran hatten, ihre Künste auf dem Skateboard und dem BMX-Rad zu präsentieren. Die Delegation honorierte einige Kunststücke mit erstauntem Raunen und kräftigem Beifall.
(mgr)