Die Eichen gaben dem Abschnitt der Bundesstraße 1 den Namen. Foto: Clemens Franz

Warum die Straße „Unter den Eichen“ so heißt, wie sie heißt, muss man nicht lange erklären – wer dort entlang fährt, kann die Namensgeber stehen sehen.

Am 6. Januar 1911 bekam der Abschnitt der Bundesstraße 1, früher Reichsstraße 1, zwischen Am Fichteberg und Dahlemer Weg/Thielallee seinen Namen. Davor hatte er seit 1792 Potsdamer Chaussee geheißen.

Neun Gedenktafeln erzählen die Geschichte der 2.340 Meter langen Straße.

Unter den Eichen 87 ist die BAM zu Hause. Foto: Bodo Kubrak

Allein fünf von ihnen befinden sich auf dem Gelände des Bundesamts für Materialprüfung und -forschung (BAM). In dem Wissenschaftsinstitut Unter den Eichen 87 arbeiten knapp 1.800 Mitarbeiter bei einem jährlichen Etat von mehr als 100 Millionen Euro. Aufgabe des Bundesamtes ist Sicherheit in Technik und Chemie zu gewährleisten. In diesem Rahmen ist sie für „einen sicheren und umweltverträglichen Einsatz von technischen Anlagen und Produkten sowie die Bereitstellung von Referenzverfahren und -materialien zuständig“, stellt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sein Institut vor. Dazu gehört auch die Untersuchung von Feuerwerkskörpern („Ohne BAM kein Bumm“), aber auch die Zulassung von Gefahrgutumschließungen für den Gefahrguttransport.

Eine Büste erinnert an den Leiter der BAM Adolf Martens. Foto: OTFW

Die BAM ist die Nachfolgeorganisation des 1871 gegründeten Staatlichen Materialprüfungsamts sowie der 1920 gegründeten Chemisch-Technischen Reichsanstalt (CTR). 1904 zog das Institut unter der Leitung von Adolf Martens an seinen heutigen Standort. An Martens erinnert heute eine Büste auf dem Gelände der BAM, die 1956 von der Bundesrepublik übernommen wurde.

Von der Geschichte des Amtes und den Wegbereitern der Materialforschung zeugen die Gedenktafeln auf dem Gelände, so zum Beispiel vom einstigen Präsidenten der CTR Walter Rimarski, dem Verbrennungsforscher Wilhelm Jost und dem Pionier der Materialforschung August Wöhler; zudem sind auf dem Gelände eine Universalprüfmaschine und eine Werder Prüfmaschine aufgestellt.

Eine Gedenktafel am Haus Unter den Eichen 101, heute ein Aldi, erinnert an das Kult-Unternehmen "Wiking". Foto: OTFW

Eine Gedenktafel gibt es auch ein paar Häuser weiter. Beim Namen „Wiking“ schlägt sicher das Herz von allen Liebhabern von Modellautos, Schiffsminiaturen, und Flugzeugmodellen ein wenig schneller. Im Haus Unter den Eichen 101 befanden sich von 1934 bis 1986 die Geschäftsräume von Friedrich Peltzers Unternehmen „Wiking Modellbau“. Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens begann mit Schiffs- und Flugzeugmodellen, nach dem Zweiten Weltkrieg kamen dann die Automodelle im Maßstab 1:100 hinzu. Im Laufe der Jahre erweiterte sich das Angebot um Milchkannenfuhrwerke, Straßenbahnen und Omnibusse, bis hin zu Ampeln. Diese „Verkehrsmodelle“ wurden in Verkehrsschulen für den Unterricht eingesetzt. Weltweit wurden die Modelle von Wiking millionenfach an Sammler verkauft.

Nach dem Tod Pelzers im Jahre 1981 übernahmen die Sieper-Werke das Lichterfelder Unternehmen, 1986 wurde der Firmensitz nach Lüdenscheid verlegt.

Das ehemalige SS-Wirtschafts- und Hauptverwaltungsamt. Foto: Muns

Eine weitere Tafel hängt an der Fassade des Bundesbauamts Unter den Eichen 135. Von März 1942 bis zum Ende des Kriegs war dort das „SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt“ (SS-WVHA) untergebracht, das die SS-eigenen Industrien, Gewerbe und Betriebe in den Konzentrationslagern verwaltete. Eine Zeit lang waren auf dem Innenhof des Hauses Häftlinge des KZ Sachsenhausen untergebracht. 1945 brannte das Haus vollkommen aus. Seit 2005 erinnert zusätzlich zur Gedenktafel ein von der Wall AG finanzierter Schaukasten an der Straße an die Geschichte des Hauses.

Dem Schauspieler und Hörfunkmoderator Ewald Wenck, der beim Berliner Funkkabarett „Die Insulaner“ mitwirkte, ist eine weitere Gedenktafel gewidmet. Von 1957 bis zu seinem Tode1981 lebte er im Haus Unter den Eichen 104a. Nur drei Jahre lebte der griechische Schriftsteller Nikos Kazantzakis in der Straße Unter den Eichen. Im Haus mit der Nummer 63, wo sich bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg die „Pension Lichterfelde-West“ befand, lebte der Autor von „Alexis Sorbas“ von 1920 bis 1923.

Der Botanische Garten ist der älteste "Anwohner" Unter den Eichen. Archiv-Foto: Haas, BGBM

Älter als die Straße selbst aber immer noch quicklebendg und deshalb ohne Gedenktafel ist einer ihrer „Anlieger“: der Botanische Garten. Der wurde bereits 1679 von Kurfürst Friedrich Wilhelm I. gegründet – allerdings in Schöneberg. Weil der Lust- und Kräutergarten am Stadtschloss zu klein geworden war, befahl der Kurfürst die Anlage eines Mustergartens. Friedrich Wilhelm I. unterstellte den Garten, weil er ihm zu teuer geworden war, 1718 der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Einhundert Jahre später entstand aus den botanischen Arbeiten Carl Ludwig Willdenow ein königliches Herbar und schließlich das königliche Botanische Museum. Die Pflanzensammlung wuchs an, so dass die Anlage in Schöneberg bald zu klein wurde. 1910 zogen Garten und Museum schließlich auf einen Kartoffelacker der Domäne Dahlem. Erster Direktor am neuen Standort war Adolf Engler, dessen Grab im Botanischen Garten zu finden ist.

Heute können auf dem 43 Hektar großen Areal 22.000 verschiedene Pflanzen aus allen Teilen der Erde bestaunt werden, doch auch zu Festen, Pflanzenbörsen oder Botanischen Nächten lädt der Botanische Garten ein. Darüber hinaus sind Garten und Museum ein Zentrale Einrichtung der Freien Universität Berlin, in der gelehrt und geforscht wird.

Gegenüber des Eingang zum Botanischen Garten liegt das „Blumenviertel“, mit der Geranien- und Tulpenstraße, dem Astern- und Begonienplatz.

(go)