Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Reihenlandhäuser in Dahlem errichtet. Fotos: Architekturbüro Larissa Olufs/Denkmalschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf

„Nicht jedes einzelne Haus soll wirken, – ein Fluch, der auf allen unseren neuen Straßenzügen lastet – sondern stets eine Gruppe“, meinte der Aachener Architekt und Stadtplaner Hermann Jansen schon 1904. Mit seinem Stuttgarter Kollegen Heinrich Schweitzer schuf er für die Dahlemer Feldflur einen Bebauungsplan, der das ehemalige Rittergut und dessen Agrarflächen zu gewinnbringendem Bauland für den Preußischen Fiskus veredelte. In dem schließlich realisierten Jansen-Plan von 1911 wurden – anders als in den ursprünglichen Planungen – spezifische Geländegegebenheiten mit einbezogen, Straßen entlang der Höhenlinien geführt und großzügige Grün- und Parkflächen vorgesehen. Die heute für Dahlem typische Mischung aus Wohn- und Wissenschaftsflächen ist in dieser Planung bereits angelegt. Der beabsichtigte Eindruck einer gewachsenen Struktur ist heute noch sichtbar.

Auf diese Planziele griff Regierungsbaumeister Paul Imberg zurück, als er in Personalunion – Planer und Bauherr – die „Einheit in der Vielfalt“ für eine der ersten Berliner Reihenhaussiedlungen im Karree Schorlemer Allee, Rohlfsstraße, Am Erlenbuch, Schweinfurthstraße gestaltete, Ausnahme ist das Haus Schweinfurthstraße 60 von Peter Thimister.

Die aus Zweier-, Dreier- und Fünfergruppierungen zusammengesetzte Anlage zeigt schmale Gärten zur Straße und großzügige Freiflächen zum Blockinneren. Die abwechslungsreiche Fassadengestaltung schafft die Synthese von individuellen Einfamilienhäusern und kostengünstigen Reihenhäusern. Der Eindruck einer Siedlung ist kaum vernehmbar, Individualität dagegen eher, auch wenn Anfänge einer Typisierung erkennbar sínd, wie etwa bei den gleich gestalteten Fassaden Schweinfurthstraße 62 und 64 und Am Erlenbusch 4. Die Ansichten der Fünfergruppen sind in einem Mix aus verspielter Villen- und sachlicher Landhausarchitektur spiegelbildlich, glatt und mit unterschiedlich eingefärbtem Putz abgewickelt. Kleinteilige Sprossenfenster mit Klappläden, Fachwerk in den Erkern, Dachüberstände mit bemalten Holzkassetten, Reliefs oder Bauplastik im Eingangsbereich bilden die Gestaltungsmittel.

Das Haus Schweinfurthstraße 62 wurde für Professor Moritz Mayer-Mahr entworfen. Im Erdgeschoss befinden sich straßenseitig Küche, Salon und Erker, auf der Hofseite Speise- und Wohnzimmer mit vorgelagerter Veranda. Im Obergeschoss zur Straße hin haben die Dame des Hauses und der Sohn ihre Zimmer, die des Herrn Professors und der zwei Töchter liegen zum Garten. Beide Mädchen haben Zugang zum Balkon über der Veranda. Im Dach sind ein Fremdenzimmer, zwei Mädchenkammern, die Waschküche und der Trockenboden.

Vor ihrer Unterschutzstellung erhielten die Fassaden einen kunstharzhaltigen, filmbildenden Anstrich mit ungünstigen Diffusionseigenschaften. Die resultierenden Putzschäden wurden mit der Sanierung ab Juni 2011 beseitigt, und das Haus erhielt einen neuen Anstrich in den Farben der Bauzeit. Bei der Erneuerung der Dachdeckung wurden Hohlfalzziegel aus der Bauzeit wiedergefunden. Um alle Räume im Dach bewohnen zu können, wurden die straßenseitigen Dachflächenfenster belassen und auf der Gartenseite drei zusätzliche Fenster eingebaut. Die Gaube wurde instandgesetzt, die mittleren Fenster im gleichen Zuge etwas vergrößert. Ein kleiner Austritt versteckt sich hinter den Dachziegeln. Alle Kastenfenster konnten überarbeitet und erhalten werden. Das einfach verglaste Küchenfenster wurde gegen einen Nachbau als Doppelkastenfenster ausgetauscht. Nachbauten der historischen Fensterläden vervollständigen das ursprüngliche Bild. Die Brüstungsgeländer vor den bodentiefen Fenstern auf der Gartenseite wurde nach bauzeitlichem Muster rekonstruiert, ebenso die Umwehrung des Kellerabgangs. Die Stuckverzierungen an den Zimmerdecken wurden ebenso wie die historischen Fußböden aufgearbeitet.

Im Rahmen einer restauratorischen Voruntersuchung fand sich im Damenzimmer eine Wandbemalung, die als Schablonenmuster freigelegt wurde. Auch das Garagentor entspricht dem historischen. Die Bänder wurden rekonstruiert und das zweiflügelige Tor mit moderner Öffnungstechnik ertüchtigt, während der Nachbau der alten Zaunanlage eine nichtbauzeitliche ersetzt.

Adressen: Schweinfurthstraße 58/72, Am Erenbusch 2/10, Rohlfsstraße 5/7, Schorlemer Allee 32/40

(Michaele Brunk, Denkmalschutzbehörde)