Foto: Daniela von Treuenfels

 

Im Rahmen der 50. Berliner Seniorenwoche stellt die Stadtteilgruppe Südwest des Vereins Omas gegen Rechts ihre Arbeit vor. Am 25. Juni (abgesagt) sind Aufmüpfige jeden Alters in die Gottfried-Benn-Bibliothek in Zehlendorf eingeladen.  

Omas gegen Rechts, das klingt ein bisschen niedlich, ein wenig senil und hat eine Winzigkeit vom Durchgeknallten. Letzteres mag zutreffen, verbindet es doch die allermeisten leidenschaftlich Engagierten. Vor allem sind die Omas jedoch eine der anerkanntesten zivilgesellschaftlichen Organisationen gegen Rechtsextremismus in Deutschland.  

Eine letzte Auszeichnung wurde den Omas gegen Rechts Deutschland erst vor wenigen Wochen zuteil: Der Verein erhielt für sein Engagement den Achener Friedenspreis – die Begründung:

Die Omas gegen Rechts setzen sich für Gleichberechtigung und Toleranz sowie gegen Antisemitismus, Rassismus und Antifeminismus ein und stellen sich den rechtsextremen und faschistischen Entwicklungen in Deutschland und den europäischen Ländern entgegen. Sie haben bei allen Altersgruppen einen hohen Stellenwert und erreichen viele Menschen. Die Omas leben den politischen Pluralismus – es sind von links bis konservativ alle Einstellungen vertreten, gemeinsam versammelt hinter dem Ziel, gegen den Rechtsextremismus zu arbeiten. In den letzten Jahren waren es deutschlandweit hauptsächlich die Omas gegen Rechts, die gemeinsam mit einigen jungen Menschen auf die Gefahren durch rechte und demokratiefeindliche Bewegungen hingewiesen haben.“

Die Bewegung Omas gegen Rechts hat ihre Wurzeln in Österreich, wo sie von Monika Salzer gegründet wurde. 2018 gab es die erste Ortsgruppe in Süddeutschland, heute sind es rund 100 regionale Initiativen, die unabhängig voneinander, aber unter dem Dach des 2020 eingetragenen Vereins agieren.  

Die Omas gegen Rechts im Berliner Südwesten traten in der Vergangenheit vor allem in Erscheinung als Gegenprotest zu den „Menschen mit Schildern“, die regelmäßig vorwiegend in der Steglitzer Schlossstraße Verschwörungserzählungen verbreiteten. Seit Jahresbeginn mit den Enthüllungen um die Potsdamer Tagung rechtsextremer Politiker und Unternehmer waren die Omas Teil der Demonstrationen gegen rechtsextremistische Netzwerke, zu denen die Organisatoren auch die AfD zählen. Als in Steglitz Schülerinnen und Schüler gegen Rechts auf die Straße gingen, standen die Älteren den Jungen durch ihre Anwesenheit zur Seite.  

Eine eigene Veranstaltung der Südwest-Omas Mitte April im Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde in Dahlem war gut besucht und beleuchtete das Thema Begrohung durch Rechtsextremismus aus verschiedenen interessanten Perspektiven: Lokaljournalismus im ostdeutschen ländlichen Raum erfordert Mut, verdeutlichte Patrick Hinz, Chefredakteur des Magazins Katapult in Greifswald. Wer rechten Angriffen ausgesetzt ist, braucht umfassende Beratung und Unterstützung, erklärte Anne Brügmann von der Opferperspektive Potsdam. Und wer sich sicher im weltoffenen Berlin wähnte, wurde durch Peter Laudenbach eines Besseren belehrt: Der Kulturjournalist zeigte anhand von Beispielen, wie Rechtsextreme mit unverhohlenen Bedrohungen gegen den Freigeist des Kulturbetriebs vorgehen, auch und gerade in den Städten.  

Die Omas gegen Rechts werden getragen von Frauen, auch in Dahlem bestand das Publikum vorwiegend aus reiferen Damen. Für eine politische Veranstaltung ist das durchaus ungewöhnlich, mit Blick auf die Positionen der Rechten zu Familie und Frauen nur folgerichtig. Die Omas sind auch ein feministisches Projekt.  

Nun haben die Ergebnisse der Europawahlen gezeigt, dass es nicht angezeigt ist, im Engagement für eine weltoffene Gesellschaft und für die Verteidigung des demokratischen Rechtsstaates nachzulassen.  

Interessierte können jetzt das Engagement der Südwest-Omas und ihre aktuellen Aktionsformen kennenlernen. Einzelne Aktivistinnen werden über ihre persönlichen Erfahrungen berichten. Raum für Austausch und Gespräche wird es im Anschluss im Bibliotheksgarten geben.  

Eingeladen sind ausdrücklich auch jüngere Menschen, und Menschen aller Geschlechter.  

Die Veranstaltung findet am 25.06.2024 um 18:30 Uhr in der Gottfried-Benn-Bibliothek in Zehlendorf statt. Der Zugang zur Veranstaltung ist rollstuhlgerecht.  

Eintritt: Frei, um Voranmeldung wird gebeten unter Tel. 90 299 5458 oder per E-Mail an veranstaltung@stadtbibliothek-steglitz-zehlendorf.de  

Ort: Gottfried-Benn-Bibliothek, Nentershäuser Platz 1, 14163 Berlin  

Die Veranstaltung wurde auf einen neuen Termin verschoben. Sobald er feststeht, werden wir diesen Artikel aktualisieren.

Daniela von Treuenfels