Seit Sonnabend gibt es in Steglitz-Zehlendorf 15 neue Stolpersteine. Der Künstler Gunter Demnig verlegte sie an neun Orten im Bezirk.
Sie recherchieren, vernetzen, sammeln Geld und laden Angehörige von NS-Opfern ein: Katrin Rudolph, Vorsitzende des Netzwerks Erinnerungskultur im Kirchenkreis Steglitz, ist froh über die große Eigenständigkeit, mit der Stolpersteinpaten gerade diese Verlegung vorbereitetet haben. In einem Fall wollte jemand wissen, ob Menschen aus seinem Wohnhaus deportiert wurden und hat schließlich die gesamte Mieterschaft mobilisiert. In einem anderen konnte ein Lehrer, der bereits ein Stolpersteinprojekt mit Schülern durchgeführt hatte, Freunde und Bekannte für die Finanzierung eines weiteren Steins gewinnen. Eine Stolpersteinpatin hat Kontakt zu den Angehörigen von Ludwig, Elsa und Horst Emil Abraham aufgenommen, die am 4. März 1943 in Auschwitz ermordet wurden. Daraufhin haben 18 Familienmitglieder aus Israel entschieden, zur Gedenkfeier nach Berlin zu reisen, die am Sonntag, 15. November um 15 in der Schönefelder Straße stattfand.
An folgende Opfer des nationalsozialistischen Verfolgung wurde erinnert:
Estella Marchand – Attilastraße 73:
Estella Marchand wurde am 29. Mai 1878 in Lodz-Russland, als Tochter des jüdischen Pelzwaren-Großhändlers Samuel Pschatowski und seiner Ehefrau Lia, geb. Jakubowitsch, geboren. Ihr Mann, Erfinder verschiedener chemischer Präparate, war Fabrikdirektor und Prokurist bei der Firma Gustav Lohse A.G. Gemeinsam mit ihm zog Estella Marchand 1936 in das Haus Attilastraße 73 in Berlin. Am 14. Oktober 1943 wurde sie von den Nationalsozialisten verhaftet und am 27. März 1945 gemeinsam mit 42 anderen Personen nach Theresienstadt deportiert. Estelle Marchand überlebt das Ghetto in Theresienstadt und kehrte nach dem Ende des Krieges wieder in die Attilastraße 73 zurück. Ihr Mann war Inder Zwischenzeit verstorben, ihre Besitztümer waren geplündert oder zerstört. Sie zog in eine kleine Wohnung am Munsterdamm. Sie starb am 17. März 1959.
Anna und Karel Schuck – Halskestraße 41
Johanna Böhm – Birkbuschgarten 14
Franziska Albu und Emma Freistatt – Kühlebornweg 16
Frieda und Siegfried Cohn – Schützenstraße 49
Siegfried Cohn wohnte viele Jahre in dem Haus an der Schützenstraße 49, wo er ein Fuhrgeschäft betrieb. Im April 1942 mussten Siegfried und seine Ehefrau Frieda in eine Kellerwohnung im Hof der Bülowstraße 73 umziehen. Wie es dazu gekommen ist, kann man heute kaum mehr nachvollziehen. 1942 wurde das gesamte vermögen der Familie eingezogen. Am 1. Dezember 1942 musste Siegfried Cohn in ein Altersheim an der Gerlachstraße 18/21 in Mitte ziehen, das zu einem Sammellager umfunktioniert worden war. Von dort aus wurde er am 16. Dezember 1942 nach Theresienstadt deportiert. Als Todesdatum von Siegfried Cohn ist der 28. Mai 1943 angegeben. Frieda Cohn musste sich sich im Sammellager Große Hamburger Straße 26 einfinden. Am 9. Dezember 1942 wurde sie von Moabit nach Auschwitz deportiert, dort wurde sie sofort getötet.
Rosa Ebert – Schützenstraße 2
Zwei Monate nach ihrem 71. Geburtstag wurde die verwitwete Rosa Ebert am 25. Januar 1942 aus der Schützenstraße 2 nach Riga abtransportiert. Die Deportierten waren kamen zumeist aus Altersheimen unwahren meist älter als 60 Jahre. Bei der Ankunft in Riga waren sie erfroren oder geistig verwirrt und wurden sofort erschossen.
Ludwig Abraham, Elsa Abraham und Horst Emil Abraham – Schöneberger Straße 15
Gustav und Toni Stolpre – Englerallee 25, Haus des ungarischen Botschafters
Friedrich L. Epstein – Argentinische Allee 20