
Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (links) und Bibliotheksleiterin Christine Fisch gaben die neue Selbstverbuchung offiziell frei: Fotos: Gogol
Fünfzig Jahre Gottfried-Benn-Bibliothek. Das sind ungezählte Lochkarten und Leihausweise, Generationen von Kindern und Erwachsene, die Bücher ausliehen und jede Menge Geschichten und Anekdoten. Am Mittwochnachmittag war Gelegenheit, sich ihrer wieder zu erinnern und mit anderen zu teilen.
Cerstin Richter-Kotowski, Bezirksstadträtin ließ in ihrer kleinen Ansprache die Geschichte der Bibliothek Revue passieren, die eigentlich schon vor mehr als 120 Jahren als Volksbibliothek begann. Nach zahlreichen Umzügen bekam die Bibliothek 1962 endlich ihr erstes, eigenes Domizil mit 1.200 Quadratmeter am Nentershäuser Platz. Doch nichts erheiterte die Zuhörer so, wie ihre persönlich Erinnerung. 1969 habe sie zu ihrem siebten Geburtstag, wie damals üblich, einen Leihausweis für die Bibliothek bekommen. Stolz sei sie in die Kinderbibliothek gegangen. Dort habe eine Mitarbeiterin sie angesprochen, wie sie ihr weiterhelfen könne. Ganz entsetzt sei sie damals gewesen, erzählte Richter-Kotowski, dass ihr jemand etwas zum Geburtstag geschenkt habe, der sie gar nicht kenne. Im Laufe der Jahre habe sie in der Kinderbibliothek „sämtliche Regale durchgelesen, und auch meine Affinität zu Karl-May ist hier entstanden.“

Christa Behmenburg und Dr. Günter Grundamnn sind extra aus Detmold angereist, um das Jubiläum zu feiern.
Leser der ersten Stunde im neuen Gebäude war Dr. Günter Grundmann. Der damals 15-jährige Zehlendorfer war bereits fleißiger Leser, als die Bibliothek noch im heutigen Standesamt untergebracht war. Er fand den Umzug damals gut. Die neuen Räumlichkeiten seien größer, offener und freier gewesen, erinnert er sich. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm ein alter Mitarbeiter der Kinderbibliothek mit Namen Seykora, ein „edler, weißhaariger Mann“, der so streng gewesen sei, so dass alle Kinder dachten, er wäre der Leiter der gesamten Bibliothek. „Alle hatten Respekt vor ihm, auch die Kollegen“, erinnert sich auch Christa Behmenburg, die Anfang der 1970er Jahre in der Benn-Bibliothek ein Praktikum machte. Anschließend wurde sie übernommen. 21 Jahre war sie dort, teilte sich mit drei andere jungen Kolleginnen ein Zimmer, das damals „Kinderzimmer“ genannt wurde, selbst noch als die jungen Kolleginnen schon über 30 Jahre alt waren.
In der „Gehbehindertenbetreuung“ habe sie damals gearbeitet, erzählt Behmenburg. Zu zweit fuhren sie zu den Leuten in die Wohnungen, brachten Bücher vorbei und erledigten manchmal auch noch ein paar Einkäufe.
Heute wohnt Behmenburg zusammen mit Dr. Grundmann in Detmold. Für das Bibliotheksjubiläum sind sie extra angereist. „Da hängt so viel Herzblut dran“, sagt die Bibliothekarin. Man sei damals eine eingeschworene Gemeinschaft gewesen, noch heute sei man miteinander befreundet.
Sogar noch ein paar Jahre länger hielt es Burkhard Kleefeld in der Bibliothek aus. 26 Jahre lang leitete er die Fahrbibliothek, von 1972 an. Die Bücherbusse seien immer sehr beliebt gewesen, und sind es noch heute, erzählt Kleefeld. Vor allem bei Kinder und bei älteren Leuten. Bei Kindern werden Schwellenängste vor der großen Bibliothek abgebaut. Zudem könnten sie dort alleine hingehen, wenn er in der Nähe hält.
Auch Senioren, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, nutzen den Bücherbus rege. Manchmal habe er sogar die Bücher bis nach Hause gebracht, so Kleefeld.
Ursprünglich seien die Bücherbusse ja eher „kleine Wohnmobile“ gewesen. 1956 hatte ein Bücherbus noch 1.700 Bücher an Bord, heute sind es 4.500 bis 5.000. Und natürlich sind neue Medien dazu gekommen. Und auch mehr Haltestellen wurden über die Jahre angefahren. Die am stärksten besuchten sind die am Rohrgarten und in Schlachtensee.
Kontakt habe er immer noch zu den Kollegen, doch das Ausleihen überlässt er lieber seiner Frau und seinen elf Enkeln, erzählt Kleefeld, der selbst 5.000 Bücher zu Hause hat.
Doch der Blick sollte am Dienstag nicht nur zurück gehen, denn schließlich wurde auch die neue RFID – Selbstverbuchung offiziell eröffnet. Nun können Leser ihre Bücher selbst ausleihen und wieder zurück geben. Das ermögliche längere Öffnungszeiten, so Richter Kotowski. Zudem hätten die Mitarbeiter nun mehr Zeit, um die Leser zu beraten.
Das neue System ist bereits seit mehreren Wochen in Betrieb. Zuerst habe es Berührungsängste gegeben, berichtet Ulrike Fürstenau, Fachangestellte für Medien und Information (FAMI). Viele Leser seien kritisch gewesen, hätten gefragt, wie viele Mitarbeiter dafür entlassen worden wären. Doch die Mitarbeiter konnten solche Sorgen beschwichtigen. Und mittlerweile funktioniere das neue System gut.
(go)












