U-Bahn der neuesten Baureihe im bekannten sonnengelben Farbton. Foto: BVG Archiv

 

Verkehrsgelb, Sonnengelb, Beamtengelb: Mit den Bussen und Bahnen der BVG fahren seit Jahrzehnten tausende Wahrzeichen durch die Stadt.

Das Gelb der Berliner Verkehrsbetriebe lautet in der spröden Normsprache schlicht 1023 oder prosaisch „Verkehrsgelb“. Der schönere Name der Farbe, der sich seit 30 Jahren durchgesetzt hat, lautet „Sonnengelb“. Heute sind tausende Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen der BVG in dem einheitlichen Design unterwegs. Sie sind ein Wahrzeichen der Stadt, unverkennbar und unverwechselbar.

Alles muss man gelber machen 

Der Vater dieses Designs, das neben den einheitlich lackierten Fahrzeugen auch zahlreiche Symbole, die unverkennbaren und immer noch hochmodernen Schrifttypen und weitere Elemente umfasst, heißt Erik Spiekermann. Der „Typografie-Papst“ verpasste der wiedervereinigten BVG Anfang der 1990-er Jahre eine neue Schrift. Aber warum das Gelb?

„Im Volksmund – also in der BZ – hießen die Doppeldecker immer ‚Die großen Gelben‘, aber sie waren beige. Ich nannte es ‚Beamtengelb’“, erinnert sich Erik Spiekermann. „Als ich Konrad Lorenzen vorschlug, die Busse und alle anderen Fahrzeuge wirklich gelb zu lackieren, war er sofort einverstanden. Die Farbe hieß offiziell RAL Verkehrsgelb, aber wir nannten sie Sonnengelb und am Tag nach der Pressekonferenz titelten die Zeitungen: Die BVG bringt Sonne in die Stadt. Das ist eigentlich schon die Marke: Wo ein gelbes Fahrzeug kommt, kann man einsteigen.“

 

Modernisierte Tatra-Bahn 1994. Vor 30 Jahren rollte die erste Straßenbahn in der damals neuen BVG-Farbe im Linienverkehr durch Berlin. Foto: BVG Archiv

 

Tatsächlich gab es in der Geschichte der BVG schon vorher viel Gelbliches – vor allem aber keine markante „Markenfarbe“. Busse fuhren in beige oder korrekter „Elfenbein“. Bei den Bahnen gab es im Laufe der Jahrzehnte eine ganze Vielzahl von unterschiedlichen Farbgebungen, meist entschied man sich für helle, gut erkennbare Farben.

Nach Gründung der BVG wurde in den 1930er-Jahren bei der U-Bahn mehrheitlich ein dunkles Ockergelb eingesetzt, zeitweise gab es noch unterschiedliche Lackierungen für Raucher- und Nichtraucherwagen. Straßenbahn und Bus fuhren in Elfenbein mit schwarzen Streifen. Die Tatra-Bahnen in Ost-Berlin wurden zunächst in Rot-Weiß geliefert, zur 750-Jahrfeier Berlins 1987 aber in Orange-Weiß umlackiert.
Diesem Wirrwarr machte das neue Design nach dem Fall der Mauer und mit der Zusammenführung der Verkehrsbetriebe aus Ost und West ein Ende. Bereits 1993 hatte Erik Spiekermann die neue, einheitliche Farbe vorgestellt, nachdem er zuvor bereits das neue Leitsystem und die sogenannte „Netzspinne“ für die BVG entworfen hatte.

 

Längst blassgelbe Geschichte: Doppeldecker aus dem Jahr 1960. | Foto: BVG Archiv

 

Knapp ein Jahr nach der ersten Straßenbahn, am 10. Januar 1995, fuhr dann der erste Bus in „sonnengelber“ Lackierung durch die Stadt. Und mit den neuen U-Bahnbaureihen H und HK hielt die Farbe Mitte der 90er-Jahre auch erstmals in den U-Bahntunneln Einzug. Alle späteren Fahrzeugbaureihen von U-Bahn, Bus und Straßenbahn wurden seitdem gleich im einheitlichen Design bestellt und geliefert.
Aktuell arbeitet Erik Spiekermann zusammen mit Bodo Baumgardt, Axel Mauruszat und Lars Krüger an einem Buch, welches die BVG vor der Wende und die Arbeiten am Corporate Design in den 1990er-Jahren dokumentiert. Die BVG wird Herausgeber dieses Buchs sein.

 

Treuenfels/pm