Im Rahmen des StraßenABCs begeben sich die StadtrandNachrichten heute auf einen Spaziergang am Teltowkanal. Wir starten an der Krahmerstraße, sozusagen am Hintereingang des Lichterfelder Stadions am Ostpreußendamm. Ein Stein nennt uns den Weg: E wie Eduard-Spranger-Promenade. 1964 erhielt der Uferweg am Teltowkanal auf internen Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz den Namen des Philosophen, Pädagogen und Psychologen.
Eduard Spranger wurde am 27. Juni 1882 in Lichterfelde vorehelich als Franz Ernst Eduard Schönebeck geboren. Spranger war maßgeblich daran beteiligt, die Pädagogik als eigenständige akademische Disziplin zu etablieren, trotz seiner zwiespältigen Haltung setzte er sich für das Frauenstudium ein und beeinflusste die Lehrerausbildung in Deutschland. 1945 war er vorübergehend kommissarischer Rektor der Humboldt-Universität. Doch auf Grund von Unstimmigkeiten mit den russischen Besatzern wurde er im Oktober 1945 wieder aus dieser Position entlassen. So folgte er dem Ruf der Universität Tübingen, an der er 1946 zum zum ordentlichen Professor für Philosophie ernannt wurde. Am 17. September 1963 verstarb er in seiner Wahlheimat.
Spranger erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Kaiserlichen Japanischen Orden des Heiligen Schatzes, 2. Klasse, den Griechischen Erlöser-Orden und das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband. 1962 wurde ihm eine der höchsten Ehrungen für Künstler und Wissenschaftler zu teil, er wurde zum Ritter des Ordens Pour le Mérite geschlagen.
An der Dahlemer Fabeckstraße 13 erinnert seit 2007 eine Gedenktafel an seinem Wohnhaus an den Pädagogen.
Immer am Wasser entlang führt der Weg, doch durch die dicht bewachsenen Ufer sieht man kaum etwas vom insgesamt 38,39 Kilometer langen Kanal, der bei Potsdam Klein-Glienicke beginnt und zwischen Köpenick und Grünau an der Dahme endet.
Am 22. Dezember 1900 begannen die Bauarbeiten für den Kanal mit einem ersten Spatenstich in Babelsberg, sechs Jahre später wurde er von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht. Für den größten Teil des Kanals wurde das Bett des Bäkefließes benutzt. An die bis auf zwei Stellen verschwundene Bäke erinnert auch die gleichnamige Brücke über den Teltowkanal. Da die Eduard-Spranger-Promenade die Bäkestraße kreuzt, kann man, wenn man die Promenade kurz verlässt, von der 1959/1960 erbauten Brücke auf den Kanal schauen.
Die Eduard-Spranger-Promenade führt durch eine geschützte Grünanlage, die mit ihren Bänken zum Verweilen einlädt. Auch einen Pavillon gibt es, bei dem man sich bei Regen unterstellen kann. Doch wir haben gutes Wetter und so geht es weiter.
Schon vom Pavillon aus kann man es sehen: das Lilienthal-Denkmal. Es wurde 1914 vom Bildhauer Peter Breuer geschaffen. Die Ikarus-Figur erinnert an den Flugpionier Otto Lilienthal. „Zu Ehren des ersten Fliegers Otto Lilienthal gestaltete Peter Breuer im Auftrag Lichterfelder Bürger dieses am 17. 6. 1914 eingeweihte Denkmal“ steht auf der Tafel geschrieben. Finanziert wurde das erste Denkmal in Deutschland, das Lilienthal gewidmet ist, aus Spenden der Bürger.
Da die Eduard-Spranger-Promenade nur rund einen Kilometer lang ist, dauert der Spaziergang nicht lang. Doch kurz bevor man die Königsberger Straße erreicht, stößt man auf einen Schiffsbug und eine Lok unter Glas. Es ist ein sogenannter Treidelpfad. Treidelbahnen fuhren längs zu Wasserstraßen, um Schiffe zu treideln – zu schleppen. Auch am Teltowkanal kamen 20 dieser Fahrzeuge zum Einsatz, ebenfalls 1906 feierlich vom Kaiser eingeweiht. Die Treidelbahn am Teltowkanal wurde im Zweiten Weltkrieg weitestgehend zerstört und anschließend von den russischen Besatzern demontiert. Seit 1984 erinnert die Lokomotive 2 an diese Zeit. Nicht unter Glas steht der Bug des Frachters „Sans Souci“, der 1984 abgewrackt wurde. Der Bug wurde restauriert. Das Schiff wurde 1932 in Holland gebaut und fuhr bis 1977.
An der Königsberger Straße endet der Spaziergang.
(sn)