In Berlin herrscht Erziehermangel. Deshalb fordern der Landeselternausschuss Berliner Kindertagesstätten und der Landeselternausschuss Schule von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) in einem Brief „weitere Anstrengungen zur Beseitigung des Fachkräftemangels. Dazu zählen wir vor allem eine spürbar bessere Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher“, um den Beruf attraktiver zu machen.
Auch Steglitz-Zehlendorf bleibt vom Erziehermangel nicht verschont. Wie dramatisch die Situation ist, zeigt ein Brandbrief, mit dem sich die Elternschaft der Grundschule am Buschgraben an die Senatorin wandte. Wir drucken den Brief hier ab:
„Sehr geehrte Frau Senatorin Scheeres,
unsere Grundschule ist eine zweizügige gebundene Ganztagsschule. Laut Stellenschlüssel stehen der Schule 15,98 Vollzeitäquivalente an Erzieherstellen zu. Im Zeitverlauf des Schuljahres 2012/2013 hat sich die Personalsituation drastisch verschlechtert, so dass seit März diesen Jahres insgesamt 4,75 Stellen nicht besetzt sind, weitere 0,25 Stellenäquivalente sind aufgrund befristeter Stundenreduzierungen unbesetzt. Damit steht der Schule knapp ein Drittel der vorgesehenen Erzieher/rinnen nicht zur Verfügung. Hinzu kommt ein intermittierend hoher Krankenstand unter dem vorhandenen Personal, nicht zuletzt aufgrund der sehr hohen Arbeitsbelastung durch den Ausfall. Die Gründe für die unbesetzten Stellen sind unterschiedlich: Langzeiterkrankungen von mehr als einem Jahr, seit 2012 unbesetzte Stellen für Integrationserzieher/innen, Ausscheiden einer Kollegin im Dezember 2012 aus Altersgründen. Eine Bewerbersichtung für Vertretungserzieher/innen im Bezirk blieb ohne Erfolg, so dass zurzeit nicht absehbar ist, ob und wann diese Stellen wieder besetzt werden können.
Auch wenn durch Rhythmisierung eine gewisse Kompensation möglich ist – fünf Stellen lassen sich auf diese Weise nicht ersetzen. Die führt u.a. dazu, dass die gemäß dem Konzept einer gebundenen Ganztagsschule in den Schulalltag integrierten Schulaufgabenstunden gehäuft ausfallen müssen und Exkursionen kaum noch stattfinden können. Den vollmundigen Zielen einer gebundenen Ganztagsschule wie sie der Web-Seite ihres Hauses zu entnehmen ist, ist so definitiv nicht zu entsprechen. Ganz davon abgesehen, dass es aufgrund des gebundenen Ganztags den Eltern nicht möglich ist, die Kinder früher abzuholen, so dass immer alle Kinder bis 16.00 Uhr betreut werden müssen.
Auch wenn uns bekannt ist, dass die Bewerberlage im Bereich der Erzieherkräfte ausgesprochen schwierig ist, ist die Situation für uns so nicht mehr hinnehmbar. Insbesondere mit Blick darauf, dass die Situation auch für das nächste Schuljahr ungewiss ist. Wir fordern Sie daher auf, sich dafür einzusetzen, dass unsere Schule eine Kompensation geboten wird, z.B. in Form von temporären zusätzlichen Lehrerstunden, um wenigstens einen einigermaßen akzeptablen Schulalltag für unsere Kinder im gebundenen Ganztagsbetrieb zu gewährleisten.
Darüber hinaus stellt sich uns die Frage, welche Anreize in Ihrem Haus angedacht sind, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und in wie weit es Überlegungen gibt, einen Erzieherkräfte-Pool für Vertretungen von langzeiterkrankten Kollegen einzurichten. Bereits im letzten Jahr um diese Zeit sahen wir uns mit einer ähnlichen Situation konfrontiert, auch wenn es damals ’nur‘ drei unbesetzte Vollzeitäquivalente waren. Und es ist wohl davon auszugehen, dass unsere Schule kein Einzelfall sein dürfte.
Wir hoffen auf zeitnahe Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen
für den GEV-Vorstand
Sigrid Rößner, GEV-Vorsitzende der Grundschule am Buschgraben“












Fachkräftemangel – ein hausgemachtes Problem der Politik, potentielles Personal ist ausreichend vorhanden!
Ich habe derzeit einen Ausbildungsplatz zur staatlich anerkannten Erzieherin und „darf“ diese Ausbildung nicht antreten. Ich denke es reicht nicht „nur“ einen finanziellen Anreiz zu schaffen sondern viel wichtiger ist es überhaupt die Ausbildung zu ermöglichen. Als Quereinsteigerin mit Lebenserfahrung bin ich sowohl in den Einrichtungen als auch in den Fachschulen gern gesehen.
Da die Ausbildung eine schulische Ausbildung ist, ist diese dem Grunde nach BAB oder BaFög-förderfähig. Wenn man allerdings wie ich, keinen Anspruch auf diese Leistungen hat (aufgrund des Alters und einer schon abgeschlossenen Berufsausbildung) muss man schon finanziell gut betucht sein um die Zeit der Ausbildung privat finanzieren zu können.
Ich bin 40 Jahre jung und kümmere mich derzeit um Haushalt und Erziehung meiner Tochter. Seit Jahren bin ich ehrenamtlich in Kindergarten und Grundschule tätig. Aufgrund meiner Erfahrungen möchte ich nun mit einer Fachausbildung auch in diesem Bereich tätig werden, schließlich habe ich noch 20 Jahre Berufsleben vor mir. Unsere Familie hat derzeit einen Hauptverdiener (Vollzeit) und muss trotzdem Hilfe zum Lebensunterhalt beziehen (Hartz IV). Auf diese Hilfe sind wir angewiesen. Sollte ich allerdings die Ausbildung an der Fachschule beginnen, müssen diese Leistungen komplett, auf Grund gesetzlicher Ausschluß-Regelungen im SGB III, komplett gestrichen werden.
Die Möglichkeit in eine versicherungspflichtige Tätigkeit einzutreten erhöhen sich von derzeit 2% auf über 92%! Ich habe jetzt schon Angebote, doch ohne die Fachausbildung bleiben diese Arbeitsplätze für mich unerreichbar und für die Gemeinde fehlen weiterhin Fachkräfte!
Seit 2 Jahren bin ich nun bemüht eine Möglichkeit zu finden diese Ausbildung zu beginnen. Alle Ansprechpartner sind völlig erstaunt über die vorhandenen Schwierigkeiten und können diese Situation gar nicht verstehen. Selbst die Informationen und Anfragen bei unserem Landrat führte zu keinem Erfolg, auch ihm sind die Hände gebunden! Ich bin kein Einzelfall, es geht ALLEN interessierten Hartz IV-Beziehern so. Hartz IV bezieht man aber einerseits nun einmal schon nach 12 Monaten Arbeitslosigkeit oder wie in meinem Fall als Aufstockung zum Lebensunterhalt, also Hilfen auf die man nicht verzichten kann.
Es ist als ein hausgemachtes Problem der Politik! Inzwischen bezweifel ich sogar das es ein Fachkräftemangel geben müsste, wenn alle interessierten Männer und Frauen (Mütter und Väter nach der Erziehungszeit z.B.) die Hartz IV beziehen die Möglichkeit bekämen diesen Beruf wirklich erlernen zu dürfen!
Leider weiß von dieser Situation kaum jemand, die Politiker die am Lautesten „Fachkräftemangel“ schreien schon mal überhaupt nicht!
Wenn ich all diese Berichte und Kommentare die ich schon in verschiedenen Blogs recherchiert habe, Revue passieren lasse, fällte es mir noch schwerer zu entscheiden wie es weiter gehen soll mit meinem Studium. Es kann doch nicht sein, das der Beruf des Grundschullehrers oder Erziehers nur ideale Aspekte hat !