Das einzige von Heinrich Straumer in Lichterfelde Ost erbaute Haus steht an der Promenadenstraße. Foto: Denkmalschutzbehörde SZ

Das Denkmal des Monats Februar steht in Lichterfelde, genauer gesagt in Lichterfelde Ost, an der Promenadenstraße 15B. Es ist das Landhaus Rummel.

Wer kennt ihn nicht, den Berliner Funkturm? 1926 errichtet, stellt er eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt dar. Weniger bekannt ist allerdings sein Architekt, Heinrich Straumer, der zwei Jahre vor Errichtung des Funkturmes das Landhaus Otto Rummel in Lichterfelde-Ost entwarf.

Der 1867 in Chemnitz geborene Straumer studierte in Dresden bei Paul Wallot, dem Erbauer des Berliner Reichstagsgebäudes. 1903 siedelte er nach Berlin über, wo er bis zu seinem Tod 1937 ein breites Spektrum unterschiedlichster Gebäude verwirklichen konnte. Heinrich Straumer gilt als Vertreter der gemäßigten Moderne. Zwischen Tradition und Innovation vermittelnd baute er neben zahlreichen Wohnhäusern im Landhausstil Geschäfthäuser, Kaufhäuser, Bankgebäude, Wohnanlagen sowie verschiedenste technische Bauten. Sein bekanntestes Werk blieb der Funkturm auf dem Berliner Messegelände.

Die Mennonitengemeinde kümmert sich seit mehr als 50 Jahren um Haus und Garten. Foto: Denkmalschutzbehörde SZ

In Steglitz-Zehlendorf sind mehr als 20 Bauten Straumers zu finden. Außer den überwiegend im Zehlendorfer Bereich errichteten Landhäusern sind das Pfarrhaus der evangelischen Kirchengemeinde Dahlem (heute Martin-Niemöller-Haus), der U-Bahnhof Thielplatz, das Verbandshaus der öffentlichen Feuerversicherungsanstalten (heute Präsidialamt der Freien Universität), die Landwirtschaftliche Hochschule an der Schorlemer Allee sowie sein Anteil an der Rauchlosen Siedlung in Steglitz zu erwähnen.

Neben Hermann Muthesius gehörte Straumer, der Mitglied des deutschen Werkbundes und der Berliner Akademie der Künste war, zu den Protagonisten der Landhausbewegung. Der Bau von Einfamilienhäusern blieb zeitlebens seine Hauptaufgabe. Ab den 1920er Jahren wurden seine Entwürfe zunehmend sachlicher, ohne aber ihre traditionelle Bodenständigkeit zu verlieren.

In Lichterfelde gibt es drei von Straumer entworfene Landhäuser: Ringstraße 89, Augustastraße 23, Promenadenstraße 15B. Das Landhaus Rummel in der Promenadenstraße ist das einzige im Ortsteil Lichterfelde-Ost. Es wurde 1924 von Hauptmann a. D. Otto Rummel in Auftrag gegeben, der sich bereits drei Jahre zuvor von Straumer ein Landhaus in der Augustastraße bauen ließ. Obwohl zu den bescheidensten und jüngsten der Straumerschen Landhäuser gehörend, weist es doch alle Merkmale seiner typischen Architektursprache auf: Klare Gliederung des Baukörpers, solide Bauweise, bündig sitzende Sprossenfenster, außenliegende markante Kamine, hölzerne Vorbauten, Giebelverschalung, Verwendung von Satteldächern.

Die Küche ist noch im Original erhalten. Foto: Denkmalschutzbehörde SZ

Gegenüber der schlichten kastenförmigen Straßenansicht, die mit Ausnahme des Rundbogenportals und der Fachwerkauslucht auf Repräsentation gänzlich verzichtet, überrascht auf der Gartenseite ein großer Giebel, der die Ausrichtung zum Garten betont. Straumer bemühte sich stets um eine Einheit von Gebäude, Garten und Ausstattung. Bei der Gartengestaltung arbeitete er mit namhaften Gartenplanern zusammen, die Ausstattung der Häuser bis hin zu den Türbeschlägen entwarf er selbst.

Das Haus ist weitgehend im Originalzustand erhalten und erfreut mit zahlreichen bauzeitlichen Details. In der Küche sind neben den originalen Boden- und Wandfliesen ein bauzeitlicher Küchenschrank und die von Straumer entworfene Sitzecke vorhanden. Der Garten des Landhauses Rummel ist zwar noch in seiner ursprünglichen Größe erhalten, die Gartengestaltung ist jedoch weitgehend verändert worden.

Das Gebäude wird seit mehr als 50 Jahren Jahren von der Mennonitengemeinde genutzt, die das Haus und das große Grundstück liebevoll pflegt und instand hält.

Sabine Schmiedeke
Denkmalschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf