Er ist mit seinen 4 591 Metern eine der längsten Straßen in Steglitz-Zehlendorf. Der Ostpreußendamm führt vom Ortsausgang Teltow durch Lichterfelde-Ost bis nach Lankwitz, wo er in die Siemensstraße übergeht.

Den Namen „Ostpreußendamm“ erhielt die Straße erst am 1. Oktober 1961, vorher hieß sie Berliner Straße. Der Ostpreußendamm ist benannt nach der nordöstlichste Provinz Preußens, Hauptstadt war Königsberg. Heute gehören die 37 000 Quadratkilometer zu Polen und der Sowjetunion.

Das Stadion Lichterfelde wurde 1926 bis 1929 nach den Plänen des Architekten, Stadtplaners und Baubeamten Fritz Freymüller errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. Von 1933 bis 1945 hieß es Adolf-Hitler-Stadion. Das Stadion ist die Heimat der Vereine FC Viktoria 1889 Berlin Lichterfelde-Tempelhof, vormals Lichterfelder FC, und des Turn- und Sportvereins Lichterfelde (TuSLi) und bietet Platz für 4.300 Zuschauer. Das Stadion hat zwei Kunstrasenplätze mit Flutlicht für Fußballspiele, einen Kunstrasenplatz für Handballspiele, zwei Rasenplätze, zwei Übungsbahnen für Kugelstoßer, einen Übungsplatz für Speer- und Hammerwerfer sowie eine weitere Übungswiese.

Während der Fußballweltmeisterschaft 2006 war das Stadion Trainingsstätte der schwedischen und der brasilianischen Nationalmannschaft. Zwei Jahre später trainierten in der Sportanlage ausländische Teilnehmer der Leichtathletik-Weltmeisterschaft. Dafür erhielt sie eine neue, blaue Laufbahn sowie eine Wurfanlage. Außerdem war das Stadion 2011 Trainingsstätte für die Frauenfußball-Weltmeisterschaft.

Giesensdorfer Relikte

An der Ecke zur Osdorfer Straße steht die aus Feldsteinen gemauerte Giesensdorfer Dorfkirche. Sie wurde im 13. Jahrhundert errichtet und ist das letzte Relikt des Dorfes Giesensdorf, die 1299 als Ghiselbrechtstorp erstmals urkundlich erwähnt wurde. 1375 umfasste das Dorf insgesamt 50 Hufen und unterstand dem Bischof von Brandenburg. Ab 1480 wechselten die Besitzer des Dorfes, bis es 1865 als eines von vielen Gütern von Johann Anton Wilhelm von Carstenn gekauft wurde, um dort Villenkolonien zu errichten. Durch die Bebauung ging Giesensdorf in der neuen Gemeinde Groß-Lichterfelde auf. Der Name bleib unter anderem in der Kirchengemeinde erhalten.

Die Kirche ist das zweitkleinste Gotteshaus Berlins. Zunächst aus Holz errichtet, war es nur sieben Meter breit. Um 1300 wurde die Kirche erweitert. Einen Turm aber erhielt sie zunächst nicht. Der kam erst 1686 hinzu, die erste Orgel 1836. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Gotteshaus arg in Mitleidenschaft gezogen, im April 1945 brannte es sogar bis auf die Grundmauern nieder. Bei der Rekonstruktion, die 1954 begann, orientierte man sich am ausgehenden Mittelalter; der Turm und die Emporen im Innenraum wurden deshalb nicht wiederhergestellt.

Das gegenüberliegende Giesensdorfer Gemeindehaus am Ostpreußendamm wurde 1925 vom Architekten Prof. Bruno Möhring entworfen. Es sollte Platz bieten sowohl für den Gemeindesaal und weitere Gemeinderäume als auch für Wohnräume für den Pfarrer, den Küster und alte Pächter des Pfarrgutes. Das alte Giesensdorfer Pfarrhaus von 1869 wurde in den Neubau integriert. Über dem Hauptportal befand sich ein Turm mit einer hölzernen Laterne. Diese wurde durch Glocken ersetzt. Diese stammen eigentlich aus der Dorfkirche und sollten im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen werden. Sie wurden jedoch gerettet und anschließend in den Turm des Gemeindehauses gesetzt. 2008 hingegen wurden sie wieder entfernt, weil der Glockenstuhl korrodiert war. Die größere der beiden Bronzeglocken stammt aus dem Jahre 1686, die kleinere ist hundert Jahre jünger.

Gleich neben dem Gemeindehaus befindet sich die Giesensdorfer Grundschule. Mit ihren 140 Jahren ist sie die älteste Schule im Bezirk. Im Jahre 1873 beginnt die Schulchronik. Am 1. April des Jahres übernahm mit Bernhard Friedrich Füllgraf erstmals ein ausgebildeter Lehrer das Amt des Küsters. „Das Schulhaus (Berliner Str. 4) ist ein kleines einstöckiges, sehr altes Gebäude aus Holz und Lehm erbaut und mit Rohr gedeckt. Es enthält die Lehrerwohnung, bestehend aus 2 heizbaren Stuben, Kammer, Küche und Keller. Das Schulzimmer ist ein höchst dürftiger, ungesunder Raum von etwa 5m Länge und Breite und 2 1/2 m Höhe“ steht in der Chronik über das Jahr 1873 zu lesen. Das Klassenzimmer ist dunkel, schlecht eingerichtet und auch an Büchern und Karten fehlt es. Die Not fand vier Jahre später ein Ende, als die Schule umzog, 1883 wurde sogar ein neues Schulhaus an der Straße gebaut, das aber 1963 abgerissen wurde. Der heutige Altbau – die südwestliche Hälfte des großen Schulhauses – wurde am 5. Januar 1891 eingeweiht, 1892/93 wurde der rechte Flügel errichtet. Die Schülerzahlen aber stiegen weiter, so dass das Gebäude noch mehrfach ergänzt und erweitert werden musste. Zuletzt kam 2007 ein Neubau dazu.

Zwangsabeiter am Ostpreußendamm

Im Seitenarm des Ostpreußendamms liegt auch eines der Wahrzeichen von Lichterfelde, das Heizkraftwerk mit seinen drei Schornsteinen. Das nahm 1972 seinen Betrieb auf. Derzeit wird es auf Erdgasbetrieb umgerüstet.

An der Grenze zu Teltow befand sich während des Zweiten Weltkriegs das Arbeitslager am Ostpreußendamm. In dem Lager waren vor allem sudetendeutsche und tschechische Arbeiter untergebracht, die beim Ausbau des Teltower Kanals eingesetzt wurden. Sie waren noch vor Ausbruch des Krieges angeworben worden und wurden dann zwangsverpflichtet. Errichtet wurde das Lager von April bis Juli 1939 vom Wasserstraßenneubauamt Teltowkanal. Das nahm ab November 1939 auch die Zwangsarbeiter aus der Rüstungsindustrie auf. 13 Unternehmen mieteten sich in dem für für 300 Mann ausgelegten Lager ein. Im Frühjahr 1944 wurde es geschlossen, weil es nicht mehr beheizt werden konnte. 1944 wurde auch das Wasserstraßenneubauamt aufgelöst und das Gelände verkauft. Heute ist von dem Lager nichts mehr zu sehen. In den 1960er Jahren entstanden dort Wohnhäuser, die der „Märkischen Scholle Wohnungsunternehmen e.G.“ gehören.

(go)