Seit 60 Jahren gibt die Berliner Wetterkarte täglich Auskunft, die das Wetter ist und wird. Bild: BWK

„Wer feiert schon 60 Jahre eines Druckerzeugnisses?“, fragte Professor Werner Wehry am Montagnachmittag ein wenig polemisch. Nun, es waren eine Menge der Einladung des Vereins Berliner Wetterkarte, des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin und des Zweigvereins Berlin-Brandenburg der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft gefolgt, um mit ihnen 60 Jahre Berliner Wetterkarte (BWK) zu feiern.

Die weltweit einzigartige tägliche Zusammenstellung von Wetterkarten, meteorologischen Messwerten und Vorhersagen erschien erstmals am 31. Oktober 1952. Bei der 0. Probe war auch Professor Dr. Harry Hühnermann dabei. Der war weder Meteorologe noch Student, sondern einfacher Schüler. Ganz genau konnte sich der Physiker daran erinnern, wie er Professor Richard Scherhag, den Gründer der Wetterkarte, kennenlernte. Das sei bei der Grünen Woche gewesen. Er habe sich eingeschlichen, erzählte Hühnermann. Doch erinnere er sich nur an einen Stand, den mit den Fernschreibern und den Leuten mit den merkwürdigen Stiften. Scherhag habe damals versucht, die Landwirte für die Wetterkarte zu begeistern, so Hühnermann. Dort, bei der Grünen Woche, lernte Hühnermann, wie man Wetterkarten zeichnete, immer wieder kam er, um nachzufragen und seine Karten kontrollieren zu lassen, erzählte Hühnermann. „Die ersten Karten sahen grausig aus“, erinnerte er sich. Doch dann war die Ausstellung vorbei, aber Scherhag lud ihn ins Institut ein. So kam er zu Vorlesungen und war regelmäßiger Gast auf der Wetterwarte und war beim ersten Probelauf der Berliner Wetterkarte dabei. „Von der Kundschaft der Berliner Wetterkarte bin ich der Senior“, scherzte der emeritierte Professor der Universität Marburg.

Auch Professor Dr. Günter Warnecke kann sich gut an die Anfänge der BWK erinnern. Er war Anfang der 1950er Jahre Student bei Scherhag. Per Hand wurden damals die Karten erstellt und in Metallfolie geritzt, bevor sie gedruckt wurde, erzählte er. Pünktlichkeit war wichtig. Die Leerzeiten des Briefkastens an der Podbelskiallee mussten geschafft werden, damit die Karte auch pünktlich zugestellt werden konnte.

Damals umfasste die Berliner Wetterkarte zwei Seiten, mit Fronten, einer Höhenkarte und einem Text dazu, der die Wetterlage erklärte. Nach zehn Jahren wuchs sie auf vier Seiten an, erinnerte Professor Werner Wehry, Vorsitzend des Vereins Berliner Wetterkarte, heute sind es acht. Unter anderem kamen die Satellitenbilder dazu. Zudem gab es zahlreiche Beilagen, wie „Das Klima von Europa“ ab 1959 oder ab 1963 das Klima der Nordhemisphäre.

Wehry hatte verschiedene Karten dabei, neben der aller ersten solche von besonderen Wetterereignissen, wie der Kältewelle vom 10. Februar 1956, die heftigen Kaltlufteinbrüche vom 31. Dezember 1978, von Orkan Lothar, der am 26. Dezember 1999 wütete, und von Orkan Kyrill, der am 18. Januar 2007 für Unwetter suchte.

Nach dem kleinen Rückblick kamen dann Anwender der Wetterkarte zu Wort, etwa Jochen Bläsing vom Deutschen Wetterdienst und Matthias Klawa von der Deutschen Rückversicherung.

(go)