„What Money can’t buy“ (Was man für Geld nicht kaufen kann) ist der Titel eines Vortrags, den der renommierte US-amerikanische Moralphilosoph Michael J. Sandel am Donnerstag, 17. Oktober, an der Freien Universität Berlin hält. Der Harvard-Professors befasst sich mit einer der wichtigsten ethischen und gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit: Wie können wir den Markt daran hindern, Felder zu beherrschen, in denen er nichts zu suchen hat? Wo liegen seine moralischen Grenzen? Wie können wir zivilisatorische Errungenschaften bewahren, für die sich der Markt nicht interessiert und die man für kein Geld der Welt kaufen kann? Der öffentlich Vortrag findet um 18.15 Uhr im Hörsaal 1 a, Habelschwerdter Allee 45, statt, der Eintritt ist frei.
(sn)
Die Irrelevanz der Moral
„Die größte Tragödie in der Geschichte der Menschheit ist wohl die, dass die Moral von der Religion mit Beschlag belegt wurde.“
Arthur C. Clarke
Eine Moral beschränkt den Frieden auf eine dörfliche Urgemeinschaft von bis zu 150 menschlichen Individuen, die sich alle noch gegenseitig kennen. Wird die Gemeinschaft größer, sofern die natürlichen Ressourcen in der Umgebung das erlauben, fällt die Gemeinschaft in zwei benachbarte Gruppen auseinander, weil das menschliche Gehirn nicht mehr als die komplexen sozialen Verhaltensmuster von 150 Mitmenschen verarbeiten kann. Auf dieser Basis des Urkommunismus lebte der Homo sapiens über einen Zeitraum von etwa 150.000 Jahren, während die Arbeitsteilung – und damit auch die kulturelle Entwicklung – auf jeweils 150 Menschen beschränkt blieb.
Erst in den letzten Jahrtausenden kam es zu einer nennenswerten Kulturentwicklung, nachdem der Mensch gelernt hatte, sich andere Menschen oder Menschengruppen untertan zu machen. Dabei ist es allein eine Frage der Sichtweise, ob der Kulturmensch die Götter oder die Götter den Kulturmenschen erschufen, so wie es allein eine Frage der Sichtweise ist, ob der Homo sapiens die Werkzeuge oder die Werkzeuge den Homo sapiens erfanden. Beides bedingte sich gegenseitig, um eine halbwegs und zeitweilig funktionierende Arbeitsteilung nicht nur zwischen 150, sondern zwischen vielen tausend, vielen Millionen, einigen Milliarden Menschen aufzubauen. Begreiflicherweise wird das Zusammenleben dann nicht mehr von einer „Moral“, sondern von den Regeln einer makroökonomischen Grundordnung, auf die sich alle einigen müssen, bestimmt.
Es waren kulturelle Zwischenschritte erforderlich, in denen der Kulturmensch durch einen Glauben an die Götter jeweils „wahnsinnig genug“ für eine noch fehlerhafte Arbeitsteilung gemacht wurde. Diese Zwischenschritte waren die zentralistische Planwirtschaft noch ohne liquides Geld (Ursozialismus bzw. Staatskapitalismus, z. B. vorantikes Ägypten) und dann die kapitalistische Marktwirtschaft (Zinsgeld-Ökonomie), in der sich die halbwegs zivilisierte Menschheit bis heute aufhält.
Der bis heute andauernde Eingottglaube befreite den Kulturmenschen aus der unbewussten Sklaverei des Ursozialismus (Vielgottglaube), ließ aber dem „Normalbürger“ wiederum die systemische Ungerechtigkeit der Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz, sowohl innerhalb der Nationalstaaten als auch zwischen den Staaten, gar nicht oder zumindest nicht als Ungerechtigkeit erkennen, sodass der Kulturmensch zwar halbwegs selbständig, aber auch zu einem selbstsüchtigen Raubtier wurde, das sich seine Freiheit auf Kosten anderer erbeutet.
Damit wurde der Krieg zum Vater aller Dinge – was er aber nur solange sein konnte, wie es noch keine Atomwaffen gab!
http:// opium-des-volkes.blogspot. de/2013/10/glaube-aberglaube-unglaube.html