Auf großen Plakaten hatten die "Interessengemeinschaft Tunnelraub Steglitz" ihre Forderungen geschrieben. Fotos: Gogol

„Wir fordern die Herausgabe der Schmuckstücke und des Bargelds. Wir fordern endlich Entschädigung von der Berliner Volksbank. Genug des Schweigens und der Ignoranz“ – lauthals machten die Opfer des Steglitzer Tunnelraubes ihrem Ärger Luft. Am Dienstag – genau ein Jahr nach dem spektakulären Einbruch – waren rund 50 Betroffene vor die Filiale der Berliner Volksbank an der Schloßstraße gezogen, um ihre Forderungen unter großem medialen Interesse Nachdruck zu verleihen.

Auch Rita Keßler war unter den Demonstranten. Seit 1985 ist die 74-Jährige Kundin bei der Berliner Volksbank. Im Schließfach lag unter anderem Schmuck und Bargeld. Ihre Altersvorsorge habe sie durch den Einbruch verloren, erzählt sie. Dafür fordert sie nun eine Entschädigung von der Bank. Das Tresorfach habe sie sich mit ihrer Tochter geteilt, erzählt Keßler. Deren Versicherung hätte auch gezahlt, wenn die Volksbank eine Unterschrift geleistet hätte. Doch das habe sie nicht getan. Mit der Begründung, dass Keßler gegen sie klage. „Doch mir bleibt doch nichts anderes übrig“, sagt sie.

Die Altersvorsorge ist weg

Auch bei den Wagners (Name von der Redaktion geändert) ist die Altersversorgung weg. „Unser Leben hat sich geändert durch den Raub“, sagt Gerda Wagner. „Wir haben ein Leben lang dafür gearbeitet. Wir wollten von dem Geld mal eine Reise machen und das Heizöl bezahlen. Die Rente reicht dafür nicht“, sagt die Steglitzerin. Zwar habe man einen kleinen Teil der Wertsachen zurückbekommen, doch der ideelle und materielle Verlust sei groß. Dabei habe man doch der Bank vertraut. Und die sage nur, sie könne nichts dafür. „Eine Parkbank ist sicherer als die Berliner Volksbank“, ruft dann auch ein Demonstrant laut ins Megafon.

Er fühle sich von der Volksbank schlecht informiert, sagt Matthias Kozlowski, deren Schwiegereltern von dem Tunnelraub betroffen sind.“Das letzte offizielle Schreiben ist aus dem Frühjahr 2013, die Bank selber schreibt, dass bis August rund 1.700 Wertgegenstände zurückgegeben wurden. Aber was ist seitdem passiert?“, will der Steglitzer wissen. „Sie haben keinen Plan, was sie mit den Fundstücken machen sollen. Aber die gehören ihnen nicht. Auch das Bargeld nicht, das sie seit einem Jahr verwahren.“ Zudem fordert er eine Entschädigung, weil die Sicherheitsvorkehrungen der Bank nicht ausreichend gewesen seien. „Die Bank trägt eine Teilschuld“, findet Kozlowski.

Eine Entschädigung fordert auch ein Lichterfelder, der sehr deutliche Worte für den Umgang mit den Opfern des Tunnelraubs findet. „Wir werden verarscht von Hacke bis Nacke“, sagt er wütend und ist sauer über die „die Ignoranz und Hochnäsigkeit“, mit der man ihnen begegne. „Mein Schließfach wurde ausgeräumt. Ich will mein Geld zurück und meine Schmuckstücke“, fordert er.

„Die Volksbank will nicht aufklären“

Teilweise verkohlte Dokumente und ein Teil des Familienschmuck, auf dem ihr Name stand hat immerhin Renate Ladewig zurückbekommen. Bei der Bank lagern noch andere Wertgegenstände, mehrmals habe sie deshalb die Bank angeschrieben. Passiert sei nichts, erzählt sie. Dann sah sie den Aufruf von Herbert Winter, der die Interessengemeinschaft gegründet hat. 50 Leute seien sie heute, erzählt er.

Auch Winter ist Opfer, der Familienschmuck seiner Frau ist fort, ebenso Bargeld. Seine Altersvorsorge war das zum Glück aber nicht. „Die Volksbank will nicht aufklären, sie will das aussitzen“, so sein Vorwurf. Auf Briefe, der man der Bank geschrieben habe, sei einfach nicht reagiert worden. Die zentralen Forderungen seiner Interessengemeinschaft sind Rückgabe der noch vorhandenen Wertgegenstände, Verteilen des Geldes und eine Entschädigung. Letztere begründe die IG mit den unzureichenden Sicherungsmaßnahmen der Bank „Demnach gab es keine Erschütterungs- und Sabotagemelder, die Schließfachschränke waren nicht in den Wänden verankert, Bewegungsmelder waren falsch positioniert beziehungsweise eingestellt und es gab auch keine Kameraüberwachung für nachts und an Wochenenden. Mit dem Sicherheitsdienst bestanden keine eindeutigen Regelungen, wie im Falle einer Alarmmeldung verfahren werden soll. Obwohl ein Alarm ausgelöst wurde, ging  niemand der möglichen Ursache nach“, heißt es in einer Pressemitteilung der IG.

„Wir könnten alles zu Geld machen und verteilen“

Bereits im Vorfeld der Demonstration hatte die Berliner Volksbank die Vorwürde der Interessengemeinschaft in einer Stellungnahme zurückgewiesen. Gegenüber den StadtrandNachrichten versicherte die Pressesprecherin der Berliner Volksbank, Nancy Mönch, dass man nach einer Lösung für die noch nicht zugeordneten Wertgegenstände und das Bargeld suche. Dazu gebe es verschiedene Ansätze. „Wir könnten alles zu Geld machen und verteilen. Aber nach welchem Schlüssel? Oder geben wir dann jedem das Gleiche? Wir könnten das Verwertbare auch versteigern“, erklärt Mönch die Alternativen. Allerdings handele es sich bei den Wertgegenständen selten um Wertvolles, Schlüsselanhänger seinen darunter, Bruchstücke von Bernstein, verbrannte Broschen und zwei Glieder einer Goldkette. Bis man eine Lösung gefunden habe, werden noch mehrere Monate ins Land gehen. Den Kompromiss werde man den Betroffenen dann zur Entscheidung vorlegen.

Dass sich die Bestohlenen schlecht informiert fühlen, kann Mönch gut nachvollziehen. Sie gibt zu, dass seit der Vorlage des Fotokatalogs mit den aufgefundenen Gegenständen einige Monate vergangen sind. Allerdings gebe es auch keine neuen Erkenntnisse, betont Mönch. „Wir sind für jeden Hinweis dankbar.“

 (go)