Der Platz des 4. Juli Ende April 2025. | Foto: Daniela von Treuenfels

 

Aus einer großen Betonfläche in Lichterfelde soll eine klimaangepasste Grünanlage werden. Das Konzept für den neuen Platz des 4. Juli war auch mit Beteiligung der Anwohner entstanden. Die sind nun irritiert, weil die Planungen ohne Abstimmung teilweise geändert wurden.

Die Planungen zur Umgestaltung des Platzes laufen bereits seit rund zehn Jahren, erinnert sich Marius Vogt. Während dieses gesamten Prozesses sei der Erhalt der vorhandenen PKW-Stellflächen regelmäßig betont und als gesichert dargestellt worden. „Erst wenige Tage vor dem tatsächlichen Baubeginn wurden wir Anwohnenden durch genaues Betrachten einer aufgestellten Infotafel zu den beteiligten Gewerken auf eine drastische Planänderung aufmerksam“, so Vogt. Die angebrachte Entwurfsgrafik zeigte einen anderen Plan als den zuvor mit dem Bezirksamt abgestimmten Plan. „Eine offizielle Mitteilung dazu gab es nicht.“

Die Nachbarschaft befürchtet, dass 70 Prozent der Parkplätze wegfallen, und Marius Vogt ist sauer: „Der Eindruck, dass ursprünglich getroffene Zusagen lediglich als Mittel zur Beruhigung dienten, erschüttert unser Vertrauen in die Ernsthaftigkeit von Bürgerbeteiligung und politischer Verlässlichkeit.“ Auch der bei der einer Informationsveranstaltung persönlich anwesende Stadtrat Urban Aykal habe seinerzeit den Bedarf an Stellflächen anerkannt und zugesichert.

 

Die mit den Anwohnern abgestimmte Planung. | Visualisierung: Grün Berlin

 

Der Stadtrat bestätigt auf Anfrage, dass im Zuge einer Weiterentwicklung der Planungen Parkplätze gestrichen wurden. Waren es vor Beginn der Baumaßnahme 267, sollen es nach der Fertigstellung noch 217 sein. Also entfällt nicht weit mehr als die Hälfte der Autostellflächen, aber doch eine relevante Größenordnung. Die Gründe:

Insgesamt, so sieht es der Planfeststellungsbeschluss vor, muss auf dem Areal eine Fläche von 12.000 Quadratmetern entsiegelt werden. Die BVV beschloss außerdem im März 2018, dass mindestens eine Fläche von circa 170 x 30m als asphaltierte Nutzungsfläche für Fahrschulen und Trödelmärkte erhalten bleiben soll. „Das wäre allerdings nur durch die Streichung aller Parkplätze am südlichen Ende des Platzes an der Goerzallee möglich gewesen“, erklärt Urban Aykal in einer ausführlichen Stellungnahme gegenüber den Stadtrand-Nachrichten.

Im vorgestellten Entwurf, so der Stadtrat, seien durch das von Grün Berlin beauftragte Planungsbüro zunächst 93 Meter als verbleibende asphaltierte Fläche für die Fahrschulen vorgesehen gewesen. Der Fahrlehrerverband Berlin habe aber mindestens 130 Meter für erforderlich gehalten. „Deshalb war es notwendig, die Entsiegelungsmaßnahme um ca. 40 m in Richtung Goerzallee zu verschieben.“ Um auf dem verbleibenden Platz an der Goerzallee weiterhin wenigstens die Hälfte der Parkplätze zur Verfügung zu stellen, würden neben der Teilentsiegelung der Platzfläche auch Abschnitte gegenüber dem Wohnquartier begrünt.

 

Platz des 4. Juli: die nachträglich überarbeitete Planung. | Visualisierung: Grün Berlin

 

Dass die Kommunikation mit den beteiligten Anwohnern eher suboptimal war, gibt der Stadtrat indirekt zu, indem er “Möglichkeiten der Nachsteuerung“ aufzeigt: So könne in der Straße „Platz des 4. Juli“, die entlang des Platzes verläuft, Schrägparken statt Senkrechtparken angeordnet werden. Zudem könnte auf der Parkplatzfläche auf dem Platz in Richtung Goerzallee tagsüber Kurzzeitparken angeordnet werden, so dass diese Parkplätze tagsüber im Wesentlichen von Kundinnen und Kunden der Gewerbetreibenden und nachts von Anwohnenden genutzt werden könnten. Eine dritte Möglichkeit wäre, am Straßenrand der Goerzallee die Stellplätze zumindest in Teilen so anzuordnen, dass dort nur PKW parken können.

Die Umgestaltung des Platzes des 4. Juli ist Teil der ökologischen Ausgleichsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der Dresdner Bahn. Ziel ist ein begrünter Erholungsraum, in dem die historische Struktur weiter sichtbar bleibt. Die überdimensionierte Straße ist einer der wenigen realisierten Teile der „Reichshauptstadt Germania“, des städtebaulichen Konzepts der Nazis für Berlin aus den 30er Jahren; eine Autobahn (vierter Außenring) durch die Berliner Peripherie hätte „Germania“ umrunden sollen.

Im Zuge der Bauarbeiten werden nun zunächst die Asphalt- und Betonschichten bis auf den natürlichen Untergrund zurückgebaut. Danach werden Wiesen und Wege angelegt sowie rund 40 Bäume und heimische Gehölze gepflanzt. Die Fläche bleibt komplett entsiegelt, überall kann Regenwasser versickern. Die Kosten von rund 1,2 Mio Euro teilen sich die Deutsche Bahn und das Land Berlin.

Daniela von Treuenfels

 

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