Der Vorfreude folgte unmittelbar die Ernüchterung: Mit einer vermeidbaren Heimniederlage starte der FC Hertha 03 Zehlendorf am Sonntag nach mehr als 14 Jahren Entbehrung in das Unternehmen Oberliga.  Einfache Fehler wurden durch die gnadenlose Effektivität der Gäste aus Rathenow bestraft.

Während einer längeren Abtastphase zu Beginn der Partie erspielten sich die Hausherren in der 7. Minute eine erste Chance. Nach einem schnellen Angriff über die rechte Seite konnte Niclas Warwel den Ball vor das Tor flanken, doch der ehemalige Rathenower Egzon Ismaili hatte bei seinem Kopfball zu viel Rückenlage und köpfte das Spielgerät über das Tor. Auf der anderen Seite musste Hertha-Torwart Joel Samake in der 14. Minute sein Können gegen den auffälligen und sehr agilen Shelby Printemps unter Beweis stellen.

In der Folgezeit bekamen die Herthaner immer mehr Spielanteile, da sich die Gäste immer wieder tief fallen ließen. Aus einer sehr stabilen Defensive versuchte der Regionalligaabsteiger mit stets gefährlichen Kontern zum Erfolg zu kommen. Diese Taktik brachte auch tatsächlich den erhofften Erfolg. Matze Kindt konnte Printemps in der 27. Minute nicht entscheidend stören, so dass Samake gegen dessen Flachschuss ins lange Eck machtlos war.

Nachdem der Berliner Meister 2014 sich einmal kurz geschüttelt hatte, durften die Zehlendorfer Anhänger nur zwei Minuten nach dem Rückstand den ersten Treffer in der Oberliga bejubeln. Melih Hortum fasste sich ein Herz, dribbelte mit dem Ball an der Strafraumgrenze entlang und zog unvermittelt ab. Der Ball hatte eine seltsame Flugkurve angenommen und schlug hoch über den verdutzen Torwart Marcel Subke hinweg unter die Latte ein.

Die Gastgeber und ganz besonders der Torschütze waren nun richtig beflügelt und demonstrierten eindrucksvoll ihre spielerische Klasse. Fast wäre auch in der 34. Minute der Führungstreffer gelungen. Nach Flanke durch Hortum kam Warwel zum Kopfball, der aber zu unplatziert war und zu einer sicheren Beute für Subke wurde.

Trotz der subtropischen Temperaturen zeigten die Gäste in der 39. Minute ihre „Eiseskälte“ vor dem Tor. Eine weite Flanke von rechts segelte durch den Strafraum, am zweiten Pfosten stand Murat Turhan, der den Ball mit Wucht und unhaltbar zum erneuten Führungstreffer in die Maschen jagte.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit stellten die Gäste ihre Offensivbemühungen noch mehr ein. Das war aber auch nicht zuletzt dem immer stärker werdenden Druck der Hausherren geschuldet, die sich eine Vielzahl an Chancen herausspielten und den Ausgleichstreffer mehr als verdient hatten.

In der 53. Minute konnte Warwel dem Ball, nach Vorarbeit Hortum, nicht genügend Druck geben, doch nur drei Minuten später hatten die Herthaner den Jubelschrei auf den Lippen. Nach einer Flanke durch Burak Mentes konnte René Robben einen gefährlichen Kopfball ansetzen, den Subke nur auf Kosten eines Eckballs entschärfen konnte. Den von Arber Shuleta getretenen Eckball auf den ersten Pfosten köpfte der aufgerückte Erdal Özdal allerdings ans Außennetz.

Es lag bestimmt nicht allein an den Temperaturen, dass das Spiel immer hitziger und hektischer wurde. Vermutlich hatte Rathenow nicht mit so viel Gegenwehr und Offensivpower des Aufsteigers gerechnet, mit Nicklichkeiten und Provokationen versuchten sich die Gäste, ihrer Haut zu erwehren. Robben mit einem Fallrückzieher, nach Freistoß und einem verunglückten Abwehrversuch, hatte in der 62. Minute die nächste gute Möglichkeit. Als schließlich in der 80. Minute der Gästespieler Bene Brecht nach einer groben Unsportlichkeit vom umsichtig leitenden Schiedsrichter Dirk Meißner (Zahna-Elster) vorzeitig zum Duschen geschickt wurde, war eigentlich das Feld zum Ausgleich bereitet. Doch „kalt wie Hundeschnauze“ schlugen die Gäste ein weiteres Mal zu. Mit einem verdeckten Schuss aus dem Hinterhalt erzielte Jerome Leroy in der 82. den dritten Rathenower Treffer. Nach einem Solo von Warwel verpasste in der 85. Minute der eingewechselte Cüneyt Top eine weitere gute Torgelegenheit, ehe Shuleta,  nach Flanke Robben, mit einem trockenen Schuss aus 16 Metern die Resultatsverbesserung gelang. Der durchaus verdiente Ausgleich blieb den Gastgebern letztendlich aber doch verwehrt.

Aufstellung: Samake – Özdal, Dombrowe, Kindt (80. Cakmakci) – Warwel, Niroumand, Hortum (84. Yakar), Shuleta, Mentes – Robben, Ismaili (67. Top)

Tore: 0:1 (27.) Printemps, 1:1 (29.) Hortum, 1:2 (39.) Turhan, 1:3 (83.) Leroy, 2:3 (88.) Shuleta

(Hain/h03)