Katrin Krause-Venohr und Ute Leinau (von links) sind mit ihrem Laden die 200. Notinsel im Bezirk. Ausgewählt wurden sie von den Notinsel-Mitarbeiterinnen der BFU. Foto: Gogol

Wenn man Katrin Krause-Venohr und Ute Leinau zum ersten Mal trifft, dann kann man sich gut vorstellen, dass Kinder sie mögen. Die beiden jungen Frauen lachen viel, sind herzlich und offen. Zudem ist es in ihrem kleinen Laden sehr gemütlich. Leinau betreibt die Buchhandlung Friebe an der Kaiser-Wilhelm-Straße 1, Krause-Venohr das Buch-Café Katute in der Buchhandlung. Seit Mittwoch ist der kleine Laden die 200. Notinsel im Bezirk.

Krause-Venohr kann sich noch gut erinnern, wie die Notinsel-Mitarbeiterinnen das erste Mal bei ihnen vorbeischauten. Damals seien auch viele Kinder da gewesen. Die Grundschule liegt gleich gegenüber. „Viele Kinder warten nach der Schule bei uns, bis ihre Sportveranstaltungen beginnen oder kommen einfach so zum Quatschen vorbei“, erzählt Krause-Venohr. Viele der Kinder kenntLeinau von klein auf, immerhin betreibt sie ihren Buchladen dort auch sschoneseit16 Jahren. Zu einem kleinen Kieztreff ist er geworden. Und so zögerten Krause-Venohr und Leinau nicht lange und sagten Ja, als man sie fragte, ob sie Notinsel werden möchten.

Notinsel kann nicht jedes Geschäft werden, erläutern Katrin Krohnberg, die Koordinatorines Notinsel-Projektes in Steglitz-Zehlendorf bei der BFU gGmbH, und Gernot Mann, Referent von Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU), dem Schirmherren der Notinseln im Bezirk. Sie müssen in der Nähe von Grundschulen liegen, leicht zu erreichen sein und Anlaufstelle für Kinder sein. Vor allem müssten die Mitarbeiter ansprechbar sein für die Kinder. Deshalb frage man auch keine Ketten, so Krohnberg.

Rund zwei Jahre läuft das Projekt in Steglitz-Zehlendorf, das mit seinen 211 Notinseln – elf sind noch in der Genehmigungsphase – Spitzenreiter in Berlin ist. Das erste Projekt startete im Winter 2011/12, das zweite vor sieben Monaten und ist jetzt beendet. Wie es weitergeht, kann Krohnberg noch nicht sagen. Die Anträge beim Jobcenter laufen. In der dritten Phase ginge es dann allerdings nicht mehr darum, neue Notinseln zu finden, sondern die bestehenden zu betreuen, zu begleiten und nur bei Geschäftsaufgaben Alternativen zu finden. Das Netz an sich sei im Bezirk dicht geknüpft, in jedem Ortsteil gibt es Anlaufstellen für die Kinder. Vorfälle seien insgesamt nur zwei gemeldet worden. Dort wurde auch die Polizei informiert, so Krohnberg. Der Rest seien kleine Wehwechen gewesen, wie ein Sturz mit dem Fahrrad oder dass die Kinder mal auf die Toilette mussten.

Für den Notfall – also wenn sich ein Kind verfolgt oder bedroht fühlt – hat jedes Geschäft eine Checkliste. „Viele tun aber aus dem Bauch heraus das Richtige“, weiß Bodo Pfalzgraf, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft Berlin, die das Projekt seit Jahren begleitet. „Kinderschutz ist in einer anonymisierten Gesellschaft wichtig“, betonte Pfalzgraf, der sich sehr darüber freute, wieder eine Partner für die Notinsel gefunden zu haben.

Eine Übersicht über die Notinseln im Bezirk gibt es hier.

(go)