Harald Weber und Achim Förster sehen mit Sorge auf das neue Wohnprojekt in Albrechts Teerofen. Foto: Gogol

„Ein perfektes Zuhause [für die], die die Ruhe des Landlebens lieben, ohne auf den Trubel der Großstadt verzichten zu wollen“ – so wirbt Dahler & Company Immobilien für die Albrechts Aue Wannsee in Albrechts Teerofen. Bis vor kurzem hätten viele Anwohner dieser Beschreibung wohl zugestimmt – bis die Bauarbeiten für das Nobelobjekt begann.

Dort wo bis in die 1970er Jahre eine Baumschule betrieben wurde und in den Jahrzehnten danach Bäume in den Himmel gewachsen waren, stehen jetzt Stehlen aus Beton. Sie markieren, wo bald der neue Zaun stehen soll, inklusive zweiflügeligem Tor, das sich per Funk öffnen lässt. „Exklusive Momente“ sollen die neuen Bewohner erleben können. Die finnischen Kelo-Sauna und der Badeteich sind schon da. In vier Grundstücke mit je 2.000 Quadratmeter Fläche soll das Areal aufgeteilt werden.

Seit einigen Wochen jedoch herrscht Ruhe auf der Baustelle. Ein Bauschild gibt es nicht. Es soll aber eines dort gestanden haben, berichtet ein besorgter Nachbar. Da er seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, nennen wir ihn Harald Weber. Weber hat sich ein kleines Idyll in Albrechts Teerofen geschaffen und beobachtet das neue Bauprojekt mit Sorgen. Die Namen auf dem Bauschild hätten sich ständig geändert, erzählt er, bis es ganz weg war. Wer der Bauherr ist, will auch der Vermarkter nicht verraten, ebenso wenig darüber, ob derzeit noch gebaut wird und ob schon Grundstücke verkauft wurden.

„Ein privater Bauherr“ baue dort, sagt Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) auf SN-Nachfrage. Mehr kann auch er nicht sagen. Außer dass der Bauantrag im Januar 2013 erteilt wurde. Nun hat der Investor drei Jahre Zeit, das Objekt zu errichten – das Tempo liegt dabei im eigenen Ermessen.

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Sorgen bereitet Weber ein Rohr, das von „Albrechts Aue“ über die Straße in den Teltowkanal führt. Über Wochen sei dort Tag und Nacht Wasser ab- und in den Kanal gepumpt worden, erzählt Weber. Er macht sich nun Gedanken um seine Wasserversorgung. Denn die wird in der Enklave per Brunnen sichergestellt. Knapp 20 Meter tief musste er für Frischwasser bohren, berichtet der Anwohner. Wenn das Grundwasser abgepumpt wird, wird der Pegel weiter sinken. Zudem befürchtet Weber, dass der Verkehr zunimmt an der kleinen Straße, die dafür gar nicht ausgelegt sei. Was ihn aber besonders ärgert, ist dass weder Amt noch Investor das Gespräch mit den Anwohnern gesucht habe. Plötzlich seien die Bäume gefällt worden, ohne dass jemand Bescheid gewusst habe.

Um die Natur und den Verlust der Idylle in Albrechts Teerofen sorgte sich auch Achim Förster vom BUND Südwest. Der Ortsteil gehöre zum Grünzug Parforceheide, einem europäischen Schutzgebiet, erklärt der Umweltschützer. Er wundert sich, dass das Areal überhaupt als Bauland zugelassen wurde. Denn Albrechts Teerofen ist eine Torfstichlandschaft, liegt in einer eiszeitlichen Schmelzrinne. Der Untergrund sei feucht. Das bedeute für die neuen Häuser, dass die Keller voll laufen und dann sogar absacken könnten, wagt Förster ein Prognose. Die bereits bestehenden Häuser seien deshalb damals auf einer Anhöhe errichtet worden.

Das ausgewiesene Landschaftsschutzgebiet „Landgut Eule“ endet allerdings noch vor der ehemaligen Baumschule, die als „allgemeines Wohngebiet“ qualifiziert worden ist, eine Baugenehmigung ist dort also zulässig, so Kopp.

(go)