
Versuchslabor am Johanneskirchplatz: Kommen die Stauden ohne zusätzliche Wassergabe durch den Sommer? | Foto: Daniela von Treuenfels
In dieser Woche ist der neu gestaltete Johanneskirchplatz in Lichterfelde-West offiziell eingeweiht worden. Die Nachbarn haben nun was für’s Auge – aber auch was zu tun.
Zentrales Element auf der Nordseite des Platzes ist ein rund 20 Meter langes Staudenbeet, das gleichzeitig auch eine wissenschaftliche Versuchsfläche ist. Eingeteilt in acht Quadrate wachsen hier auf jeweils unterschiedlichen Substraten dieselben Pflanzen. Die Astern, Glockenblumen, Lilien oder Sonnenhüte sowie einige Gräser und Kleingehölze gedeihen also in Erden unterschiedlicher Qualität: Manchmal ist Pflanzenkohle beigemischt, manchmal Sand oder Schotter.
Ziel der Versuchsanordnung ist es, herauszufinden in welchem Boden die Pflanzen am besten gedeihen, ohne dass sie gewässert werden müssen. Eine Wassergabe hat es im vergangenen Jahr zur Pflanzung gegeben, dann noch eine während einer längeren Trockenperiode im Sommer. In diesem Jahr, sagt Landschaftsarchitekt Lutz Keil, sei das Beet noch nicht gegossen worden.
Spaziergänger finden Erklärungen an einer Informationstafel, ein QR-Code führt Neugierige Smartphonebesitzer auf die Seite der Versuchsanstalt für Gartenbau in Großbeeren mit weiteren Informationen.

Der Johanneskirchplatz auf seiner Südseite. | Foto: Daniela von Treuenfels
Auch die dreieckigen mit einem Tiergartengitter eingefassten Beete nördlich und südlich der Ringstraße sind mit einem speziellen steinernen Mulch abgedeckt. Das hat wenig mit den berüchtigten „Schottergärten“ zu tun, sondern schützt den Boden vor Austrocknung und macht es unerwünschten Pflanzen schwer, sich zu vermehren. Unter den Gehölzen an den Platzrändern findet sich normaler grober Rindenmulch.
Unkraut zupfen sei zwar nett gemeint, störe aber den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn. „Wir wollen ja wissen, welche Konzepte funktionieren“, so Keil. Nachbarschaftliches Engagement sei zwar sehr erwünscht und auch notwendig. Aber zunächst gebe es noch ein wenig Anleitung.
Gab es im vergangenen Sommer noch Diskussionen um einzelne Elemente wie eine Boulefläche oder einen Spielrasen (wir berichteten), waren am Donnerstag bei der Eröffnung alle voll des Lobes. Der Stadtrat war stolz auf die Summe von 240.000 Euro, die sein Amt verbauen durfte. Die Pfarrerin freute sich über das wiederhergestellte Rund des Platzes, welches das Rund der Johanneskirche ergänzt. Die Stiftung Kleine Plätze kam mit dem versprochenen historischen Namensschild um die Ecke.

Die Stiftung Kleine Plätze stand bereits Pate für etliche Platzverschönerungen in Lichterfelde. Eberhard Brockmann hat zur Einweihung die passende Rahmung für das neue Platzschild mitgebracht. | Foto: Daniela von Treuenfels
Die Stiftung ist eine Art Booster für darbende öffentliche Grünflächen. Die Organisation ist in ganz Berlin mit dem Ziel aktiv, Nachbarschaften in ihrem Wunsch nach Verschönerung und Gemeinschaftsfläche zu stärken. Im Fall Johanneskirchplatz hat es einige Jahre gedauert, bis aus einer Idee Wirklichkeit wurde, wie eine Anwohnerin berichtet. Doch ohne das Engagement der Anwohner wäre der Platz heute wohl so unwirtlich wie noch vor zwei Jahren.
Daniela von Treuenfels

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