
Das StraßenABC führt heute entlang des kurzen Don-Bosco-Steigs. Fotos: Gogol
Der Don-Bosco-Steig ist eine nicht öffentliche Straße, die beim Bau des Don-Bosco-Heims und des Neuen Friedhofs angelegt wurde. Benannt wurde die Straße 1980 nach Giovanni Bosco (Don Bosco). Der 1815 bei Turin geborene Theologe widmete sich der Erziehung verwahrloster und gefährdeter männlicher Jugendlicher. Sein 1846 bei Turin gegründetes Heim für rund 600 Kinder und Jugendliche, um die sich sonst niemand kümmerte, wurde Vorbild für 500 dieser Einrichtungen in Europa und Amerika. Eines dieser Heime entstand 1955 im Ortsteil Wannsee.
Am 29. Juni 1954 wurde der Grundstein für das Don-Bosco-Heim des Salesianer-Ordens gelegt, im Herbst 1955 zogen dann die ersten Jugendlichen ein, bis Ende des Jahres waren es bereits 193 Jungen zwischen acht und 21 Jahren lebten auf dem rund 8,3 Hektar großen Areal. Zunehmend wurden sie von den Jugendämtern eingewiesen, da sie kein erziehungsfähiges Elternhaus hatten. Ihnen sollte alles zugänglich gemacht werden, was ihnen ein gutes Elternhaus hätte bieten können. Don-Bosco-Heime hatten Modellcharakter. Auf der einen Seite lernten die Jungen in Lehrwerkstätten, sich sinnvoll zu beschäftigen und erhielten sogar eine Ausbildung in den Berufen Maler, Schreiner, Schlosser, Gärtner, Florist und Tierpfleger. Auf der anderen Seite gab es aber im Heim in Wannsee auch genug Freiraum, um sich in der Natur auszutoben. Darüber hinaus wurde mit Hilfe der Army ein Sportplatz angelegt, Anfang der 1970er Jahre kam ein Kleinzoo hinzu, bis 2000 wurde die Anlage um Tennisplatz, Abenteuerspielplatz, Grillplatz und zuletzt eine Reithalle ergänzt. 1997 wurden dann auch Mädchen in dem Heim aufgenommen.
2005 jedoch mussten Salesianer das Heim aufgeben, es fehlte das Geld. Das Areal wurde an einen privaten Investor verkauft, der dort Wohnungen bauen ließ. Lediglich die Reithalle steht noch. Sie gehört jetzt dem Reittherapiezentrum Berlin, das nur einen kleinen Teil des Heimareals nutzt.
Entlang des Don-Bosco-Stegs liegt auch der Neue Friedhof Wannsee, der 1886 für die Bewohner der Colonie Alsen angelegt wurde.
Die Colonie Alsen war eine Sommervillenkolonie, die vom Bankier Wilhelm Conrad 1863 gegründet wurde. Dort am nördlichen Ufer des Kleinen und westlichen Ufer des Großen Wannsees verbrachte die sogenannte „gute Gesellschaft“ Berlins ihre Sommermonate. Als sich mit der Gründung der Wannseebahn die Colonie mehr und mehr zu einem noblen Dauerwohnsitz entwickelte, war irgendwann auch ein Friedhof notwendig. Entworfen wurde er vom Architekten Johannes Otzen. Die St. Andreaskirche wurde von Otto Stahn 1896 im neugotischen Stil erbaut.
Auf dem im Volksmunde genannten „Millionenhof“ genannten Areal wurden dann auch fast alle Villenbesitzer der Colonie Alsen beigesetzt. Weil unter ihnen auch Juden waren – getaufte und ungetaufte – wurde der Friedhof für alle Glaubensichtungen freigegeben. Symbolosiert wird dies durch ein mit einem Davidstern verbundenen Kreuz an der Friedhofsmauer.
Das Friedhofsportal, die Aussegnungshalle und die Umfassungsmauer sind noch original erhalten, ebenso wie die Lindenalleen und Grabbepflanzungen des alten Friedhofsteils, die unter Denkmalschutz stehen.
Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten sind auf dem Friedhof beigesetzt, darunter der Gründer der Colonie Alsen, Wilhelm Conrad, der Chirurg Ferdinand Sauerbruch, der Physiologe und Physiker Hermann von Helmholtz und Paul Wenzel, Gründer des nach ihm benannten Heimes und weiterer Kinderhorte.
1917 wurde der Friedhof erstmals erweitert, 1979 ein zweites Mal auf seine heutige Größe. In diesem neueren Teil des alten Friedhofs sind auch die Gräber der Pater zu finden, die einst im Don-Bosco-Heim unterrichteten. Auf Grund der geänderten Bestattungskultur werden viele Flächen aber nicht belegt, so dass die Erweiterung am Wald wieder als Grünfläche oder Wald umgewidmet werden soll. Detailplanungen gibt es dazu allerdings noch nicht.











