
Vor zehn Jahren eröffnete die frisch sanierte Liebermann-Villa als Museum. © Max-Liebermann-Gesellschaft, Foto: Peter Groth
Zehn Jahre alt wird das Museum Liebermann-Villa in diesem April. Nach vierjährigem Umbau öffnete das Haus erstmals im April 2006 seine Pforten. Doch bis dahin war es ein langer Weg, erinnert sich Prof. Dr. Rolf Budde, der Vorsitzende der Max-Liebermann-Gesellschaft.
Das Haus an der Colomierstraße 3 in Wannsee hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich: 1940 zwangen die Nationalsozialisten Max Liebermanns Witwe zum Verkauf der Villa. Ein zogen Postinspektorinnen-Anwärterinnen, nach Ende des Krieges wurde das Haus zum Krankenhaus. Die männliche Chirurgie war dort untergebracht, berichtet Bude, im Atelier wurde operiert. Als das Krankenhaus Heckeshorn 1972 fertiggestellt war, zogen die Patienten aus und Taucher ein. „Nach dem Mauerbau waren viele Wassersportvereine von ihren Liegeplätzen im Land Brandenburg abgeschnitten“, erklärt Budde. So wurden viele der leeren Villen am Wannsee an Sportvereine abgegeben.
Als die Max-Liebermann-Gesellschaft Anfang der 1990er Jahre gründete und über den Bau eines Liebermann-Hauses nachdachte, erinnerte man sich natürlich an das Original am Wannsee. Es entstand eine kleine Bürgerbewegung, die sich dafür stark machte, dass die Liebermann-Villa als Museum für den Künstler hergerichtet wird. „Doch die Sportler hatten damals eine starke Lobby im Bezirk“, erinnert sich Budde. Heimlich sei damals der Mietvertrag mit dem Tauchverein um 20 Jahre verlängert worden. „Wir waren entsetzt. Gemeinsam mit der Presse haben wir Lärm geschlagen“ – und das ganze sieben Jahre lang. „Das Thema wurde von der Presse immer warm gehalten“, erzählt der Vorsitzende. Mit Hilfe der damaligen Senatskanzlei wurde nach einer Lösung gesucht. Die wurde in Form einer Villa am Wannsee gefunden, in der bis dahin die Betriebssportgruppe der Feuerwehr untergebracht war. In diese Villa zog der Tauchverein, und die Max-Liebermann-Gesellschaft im September 2002 in die Liebermann-Villa. Ein unsaniertes Haus, für dessen Restaurierung dem ehrenamtlich arbeitenden Verein das Geld fehlte. Doch geöffnet wurde das Haus für Besucher schon einmal. Am 7. September 2020, zum Tag des offenen Denkmals, hieß es am Wannsee „Max Liebermann kommt nach Hause“. „Mehr als 2.000 Besucher kamen an diesem Tag zu uns“, erzählt Budde.
Mit Hilfe von Lottomitteln, Sponsoren und zahlreichen privaten Spendern konnte die Gesellschaft sich an die Restaurierung der Villa machen. „Das Haus ist unheimlich gut dokumentiert. Es gibt viele Fotos von der Villa und Bilder von Max Liebermann, nach denen wir den Garten rekonstruieren konnten.“ Doch es gab für die Gesellschaft auch ein paar Überraschungen. Sehr gerne erinnert sich Budde noch daran, wie man im Atelier unter einer Styropordecke eine Kuppel entdeckte. „Das war eine tolle Überraschung. Ich bin noch heute begeistert.“ Begeistert hat ihn auch ein Entdeckung von Besuchern des Hauses. Die hatten an der Loggia Risse im Putz entdeckt, durch die Farbe hindurch schien. Denkmalschützer legten dort Liebermanns einziges erhaltenes Wandgemälde frei.
Jedes Jahr kommen 75.000 Besucher in die Liebermann-Villa, berichtet Budde. „Das ist sensationell, denn wir haben keinen Etat für Anzeige und Plakate“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Das Haus lebt von der Mundpropaganda der Berliner, die allein oder mit Gästen vor allem den schönen Garten des Hauses genießen. Das wolle man mit attraktiven Ausstellungen unterstützen. Dafür sorgt seit Museumseröffnung der hauptamtliche Museumsleiter Dr. Martin Faass mit seinem Team. Das hat sich zum Jubiläum natürlich auch etwas einfallen lassen. Im Mittelpunkt der Jubiläumsausstellung, die am 29. Mai eröffnet wird, stehen Max Liebermanns Bilder von Biergärten und Caféterrassen, zudem wird ab Mai der Film „Zehn Jahre Liebermann-Villa – Künstlerhaus, Museum und Garten“ gezeigt. Bei einem Online-Quiz zu zehn Jahren Liebermann-Villa unter www.liebermann-villa.de tolle Preise gewinnen.
(go)