
Rollschuhdisko im ZIK | Foto: Daniela von Treuenfels
Die Initiative „Zeit ist knapp“ im Erdgeschoss des Steglitzer Kreisels könnte in diesem Jahr einen Preis gewinnen. Die erste Hürde ist bereits geschafft.
Unter dem Motto „Zentren reloaded – Kreative Köpfe für Berlin gesucht!“ hat die Jury von „Mittendrin Berlin! Projekte in Berliner Zentren in diesem Jahr aus 47 eingereichten Beiträgen sechs Projekte für die zweite Phase des Wettbewerbs ausgewählt. „Mittendrin Berlin“ gibt es jetzt im zwanzigsten Jahr und wird organisiert vom Land Berlin, der IHK und einigen privatwirtschaftlichen Akteuren. Die Ausschreibung hat zum Ziel, Ideen und Konzepte lokaler Gruppen auszuzeichnen, die die Zentren und Geschäftsstraßen der Stadt in besonderer Weise stärken.
Moritz Senff, Geschäftsführer der ZIK GmbH, freut sich sehr über die Wertschätzung für Arbeit seiner Initiative. Dem Ziel, „Einkaufszentren durch Kunst und Kultur wieder zu spannenden Orten zu machen“, sei man bereits nah gekommen. Die Musikevents seien gut besucht und die Kooperation mit sozialen Trägern wie Gangway funktioniere hervorragend. Zur Rollschuhdisko am Donnerstag kämen bis zu 600 Personen.
Alle Angebote sind kostenfrei zugänglich – „das ist ein absolutes Need“, so Senff, „denn kostenlose Räume sind rar.“ Wer hier die Werkstatt nutze um Dinge zu produzieren, zahle keine Miete. Wenn die Produkte dann verkauft werden, erhalten wir 15 Prozent vom Kaufpreis.“, sagt der ZIK-Chef. Unterstützt wird das non-Profit-Geschäft von der Adler Group als Eigentümerin der Immobilie. Auch ein Teil der Betriebskosten wird gesponsert.
Mit der Initiative ist ein wichtiger Teil des „Kultur-Hotspots“ Schloßstraße entstanden, wie Stadtrat Patrick Steinhoff (CDU) es ausdrückt. Im südlichen Teil der Meile ist neben dem Schlosspark-Theater, des Kinos Adria, der Schwartzschen Villa und der Ingeborg-Drewitz-Bibliothek ein Akteur der freien Kunstszene entstanden, der auch bereits positive Signale in das unmittelbare Umfeld aussendet. Der Durchgang zur S-Bahn, durch seine Verlassenheit vorher eher ein Angstraum, wird durch Licht und Leben wieder als sicher empfunden, bestätigt Steinhoff. „Besser kann es doch gar nicht laufen.“

Kostenloses Angebot: Boxen. Und reden bei Bedarf. | Foto: Daniela von Treuenfels
Insgesamt kann man davon ausgehen, dass einige tausend Menschen pro Tag die Schloßstraße wegen ihrer kulturellen Angebote aufsuchen, und nicht, weil sie ein „Shopping-Erlebnis“ brauchen. Die Einzelhändler, die sich offenbar noch als Hauptakteure begreifen, sehen dieses Potential durch den attraktiven Sidekick Kultur offenbar nicht. Zu einem „Netzwerktreffen“ am Dienstag Abend kam kein einziger von ihnen. Angesichts der Tatsache, dass die Gewerbetreibenden sich im vergangenen Winter nicht einmal auf eine gemeinsame Weihnachtsbeleuchtung einigen konnten, überrascht das nicht – das fehlende Interesse daran, den Wandel zu gestalten, muss man zur Kenntnis nehmen.
Derweil arbeitet „Zeit ist knapp“ an seiner Weiterentwicklung als Kulturzentrum mit sozialer Dimension: am Samstag ist Familientag, der Salsa-Workshop ist eine feste Institution und Jugendliche finden im Boxring nicht nur etwas zum Auspowern, sondern auch einen versierten Sozialarbeiter. Wer mag, kann einen Kindergeburtstag oder ein Jubiläum feiern. Auf der Wunschliste steht außerdem die Einrichtung eines gastronomischen Angebots.
Als Nominierte des Wettbewerbs „Mittendrin“ erhält das ZIK ein Budget von bis zu 5.000 Euro für die nächsten Ideen sowie eine begleitende fachliche Beratung. Im Dezember wählt die Jury bis zu drei Projekte aus, die im Jahr 2026 gefördert werden.
Alle Infos: www.mittendrin.berlin.de.
Daniela von Treuenfels
Die Stadtrand-Nachrichten finanzieren sich durch Spenden ihrer Leserinnen und Leser.
Wenn es Ihnen hier gefällt, Sie etwas Spannendes entdeckt oder etwas Neues gelernt haben, können Sie uns via Paypal ein Trinkgeld dalassen.
Herzlichen Dank!
Hier geht es zu unserem Paypal-Konto