Zu drei offenen Abenden rund um das Thema "fremd" laden Pastor Matthias Walter und die Steglitzer Baptistengemeinde ein. Foto: Gogol

Was bedeutet es „fremd“ zu sein? Dieser Frage geht die Baptistengemeinde Steglitz in einer Gesprächsreihe nach, die am Freitag, 12. September beginnt. Es ist der Beitrag der Kirchengemeinde zur aktuellen Diskussion um die Asylbewerber, die in die Unterkunft an der Goerzallee untergekommen sind.

Die Gemeinde habe das Zeitgeschehen immer im Blick, greife gesellschaftliche Themen auf, wenn diese diskutiert werden, erklärt Pastor Matthias Walter. Bereits seit mehr als 15 Jahren gebe es diese offenen Abende, mit denen man zur Meinungsbildung beitragen und verschiedene Aspekte beleuchten will. So auch das Thema „fremd“, dem die Gemeinde sich an drei Abenden auf verschiedene Weise widmen wird. Den Auftakt macht am Freitag der einzige kirchliche Referent, Professor Dr. Michael Rohde von der Theologischen Fachhochschule Elstal. „Zum Glück fremd“ heißt sein Vortrag. Er nähert sich dem Thema aus Sicht des Alten Testament. „Fremd sein ist für Christen und Juden nichts Fremdes“, sagt Walter. Es gebe ihnen Abstand von der Welt und damit auch Freiheit.

Den zweiten offenen Abend am 26. September wird der Historiker Dr. Patrice G. Poutrus vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien bestreiten. Unter dem Titel „Schon immer fremd“ widmet er sich der Migration in der deutschen Geschichte, insbesondere der Präsentation von Fremden in den 1920er Jahren.

Den psychologischen Auswirkungen von Flucht, Vertreibung und Heimatverlust erläutert am 10. Oktober ein Referent des Behandlungszentrums für Folteropfer Berlin e.V. Damit wolle man „Verständnis wecken für die, die bei uns ankommen“, sagt Walter, für deren Situation, für ihre seelischen Zustände und Verhaltensweisen. Das soll eine Offenheit gegenüber den Flüchtlingen fördern.

Die Abende, die jeweils um 19.30 Uhr beginnen, sind offen für alle und dafür gedacht, sich zu informieren, gemeinsam zu diskutieren aber über Ängste zu sprechen.

Der Wunsch sich diesem Thema anzunehmen, kam aus der Gemeinde selbst, sagt Walter. Es habe bereits ein Forum mit Mitarbeitern der Flüchtlingshilfe gegeben, nun geht man noch einen Schritt weiter in die Öffentlichkeit. „Es ist ein Thema, das uns als christliche Gemeinde angeht. Es geht dabei um den Kern der christlichen Ethik, um Dinge wie Gastfreundschaft und das Fremde“, so der Pastor. Die Baptistengemeinde ist auch Mitglied im Willkommensbündnis, einige Mitglieder engagieren sich zum Beispiel in der Unterkunft an der Klingsorstraße.

Mit den offenen Abenden verbindet Walter die Hoffnung, „dass sich die Menschen bewegen lassen, sich zu engagieren – und zwar nachhaltig“.