Am Mittwoch sind die Anträge der beiden Bürgerinitiativen zur Neugestaltung des Kranoldplatzes wie erwartet in der BVV gescheitert. Im Bezirksparlament steht nun ein Antrag der Zählgemeinschaft zur Diskussion.
Dass GRÜNE, SPD und FDP neben zwei Einwohneranträgen zur Zukunft des Kranoldplatzes einen eigenen Antrag in die BVV eingebracht haben, begründen sie damit, dass sich die beiden Einwohneranträge zur Zukunft des Platzes inhaltlich widersprächen und beide deshalb keine Mehrheit in der BVV finden würden. Die drei Parteien wollen das Fortbestehen des Kranoldmarktes sichern und zugleich eine Aufwertung des Kranoldplatzes erreichen.
Der Antrag „Entwicklung des Kranoldplatzes hinsichtlich seiner Aufenthaltsqualität bei Berücksichtigung der besonderen Bedarfe des Wochenmarkts“ der Zählgemeinschaft wird voraussichtlich in zwei Ausschüssen der BVV am 24. September (Ausschuss für Gebäude, Wirtschaft, Inklusion, Verwaltungsmodernisierung, Digitalisierung) und am 26.September (Ausschuss für Mobilität, Verkehr und Ordnung) behandelt.
Zur Erinnerung: Das Bündnis für einen lebendigen Kranoldplatz hat mit seinem Einwohnerantrag eine veränderte Nutzung des Platzes außerhalb der Marktzeiten gefordert. Im Rahmen einer klimafreundlichen, am Berliner Mobilitätsgesetz orientierten sowie nachhaltigen Umgestaltung des Platzes und seiner Umgebung soll ein attraktiver Platz mit hoher Aufenthaltsqualität für Bürgerinnen und Bürger geschaffen werden, der positive Auswirkungen auf die Einkaufsqualität sowohl auf dem Markt als auch insgesamt im Zentrum von Lichterfelde Ost entfaltet.
Der Antrag von Mitgliedern der CDU-Lilienthal spricht sich dagegen dafür aus, dass am Kranoldplatz im Wesentlichen alles beim Alten bleibt.
Beide Anträge wurden in den zuständigen Ausschüssen der BVV beraten und der BVV, auf deren Tagesordnung sie am 18. September standen, zur Ablehnung empfohlen und dann auch – wie von allen Beteiligten erwartet – abgelehnt. Der Antrag der Zählgemeinschaft dagegen muss noch in verschiedenen Ausschüssen der BVV behandelt werden und die BVV wird ihn frühestens im Oktober abschließend beraten. Er befasst sich mit den Themen „Erhalts des Marktes“, „Verkehr und Mobilität“, „Aufenthaltsqualität und Kühlung“ sowie „Beteiligung“.
Die Zukunft des Kranoldplatzes schimmert rot-gelb-grün
Der Vorschlag der Zählgemeinschaft versteht sich als Kompromiss. Bezüglich des Erhalts des Kranoldmarktes wird im Antrag von GRÜNEN; SPD und FDP gefordert, dass die Bedürfnisse der Markthändlerinnen und Markthändler im Zusammenhang mit dem Umbau des Platzes Berücksichtigung finden und dass der Betrieb der bestehenden Marktstände an den regulären Marktagen zu gewährleisten ist – Forderungen, die von allen Akteurinnen und Akteuren rund um den Kranoldplatz geteilt werden. Ansonsten finden sich im Antrag der Zählgemeinschaft zu diesem Punkt im Wesentlichen Forderungen, deren Umsetzung eher selbstverständlich ist. So soll beispielsweise immer genügend Platz zum Rangieren von Marktfahrzeugen vorhanden sein.
Was Verkehr und Mobilität angeht, soll für den Platz ein Konzept entwickelt werden, das Sicherheit und Verkehrsinfrastruktur vor allem für schwache Verkehrsteilnehmende wie Schüler und Schülerinnen und Senioren und Seniorinnen zu Fuß, mit Rad, Rollator, Kinderwagen oder im Rollstuhl schafft. Auch sind laut Antrag Maßnahmen zur Entschleunigung des Verkehrs am Platz zu realisieren, für sicheren Radverkehr soll eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Der Antrag stellt klar, dass mehr Fahrradstellplätze am Platz geschaffen werden und auf Teilen des Platzes sichere und bequem erreichbare Parkplätze auch weiterhin zur Verfügung stehen. Mit den Parkhausbetreibern vor Ort sollen Kooperationsgespräche geführt werden.
Mit Blick auf die Schaffung von Aufenthaltsqualität auf dem Kranoldplatz formuliert der Antrag der Ampel, dass Begrünung, versickerungsfähige Flächen und schattenspendende oder kühlende Elemente „wünschenswert“ und dass „mobile Sitzgelegenheiten und große Sonnenschirme als abkühlende mobile Elemente denkbar“ seien. Laut Antrag „können Veranstaltungen…zur Attraktivität des Platzes beitragen“ und „Initiativen zur Förderung der Gastronomie am Platz“ an einigen festzulegenden Tagen werden von der Zählgemeinschaft „begrüßt“. Darüber hinaus will die Zählgemeinschaft prüfen, ob „eine ebenerdige Gestaltung der Fahrbahn, des Gehwegs und der Platzfläche an der südlichen Seite des Platzes zu einer Aufwertung sowie einer gleichzeitigen Vergrößerung von Markt- und möglicher Gastronomiefläche führen kann“.
Hinsichtlich der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der Umgestaltung des Kranoldplatzes wird im Antrag der Zählgemeinschaft dargelegt, dass nach dessen Beschluss durch die BVV eine Beteiligung der Bürgerschaft, der Marktleute und des Einzelhandels gemäß der „Leitlinien für Beteiligung der Bürger_innen in Steglitz-Zehlendorf“ stattfinden wird.
Stephan Voß
Stephan Voß ist ehrenamtliches Mitglied des Redaktionsteams der Stadtrand Nachrichten. Zugleich ist er ein Vertreter der „Initiative Lebenswerter Kranoldplatz“ im „Bündnis für einen lebendigen Kranoldplatz“.
Lesen Sie dazu den Kommentar „Ampel-Vorschlag zum Kranoldplatz: Ideenpotpourri statt Professionalität“
Zuerst einmal gehört eine öffentliche Tiefgarage unter den Platz. Dann kann der Rest gestaltet werden.
E.