
Erstmalig in Steglitz-Zehlendorf: Das dreitägige Filmfest LA46 zeigt Filme aus dem Kiez beziehungsweise von seinen Bewohnern.
Vergiss Hollywood – zeig’s den Nachbarn! Unter dieser Überschrift sind vom 5. Bis 7. Juni in Lankwitz echte Kiezstreifen zu sehen.
Das Festival findet zum ersten Mal statt und zeigt an drei Tagen Filme aus der Traumfabrik Steglitz-Zehlendorf beziehungsweise von Menschen, die hier verwurzelt sind. Darunter Werke, die nur wenige Minuten lang sind bis zum 60minütigen Dokumentarfilm. 24 Filme werden auf der Leinwand des Lankwitzer Thalia-Kinos zu sehen sein, die meisten von Laien. Eine fünfköpfige Jury wird am Ende den besten Film küren und einen Nachwuchspreis vergeben. Die Zuschauer haben die Möglichkeit, den Gewinner des Publikumspreises zu bestimmen.
Unter den Einreichungen ist beispielsweise „Summende Hoffnung“, ein Portrait über einen Zehlendorfer Imker und eine Dokumentation über die Schönheit und Bedeutung von Bienen für das Ökosystem (7 Min).
Den Animationsfilm „Ein vermeintlich langweiliger Tag in Lichterfelde“ hat eine Mutter gemeinsam mit ihren Kindern gedreht. In ihrer Geschichte (5 Min.) wird die Pizzeria Constantino überfallen. Die Kinder Marie und Lukas werden zufällig Zeugen, weil sie aus ihrer Kita geflüchtet sind. Gemeinsam mit dem Pizzabäcker jagen sie den Gauner.
Thanu, ein junger Lankwitzer, erzählt von seiner Reise durch Südostasien. Maxine Goedicke hat aus ihren Erfahrungen in British Columbia eine Mischung aus Märchen und Dokumentarfilm gemacht. „A shorts story“ erzählt von einem Mann, der ein Buch liest, verschiedene Dinge tut und durch die Stadt geht, wobei ihm verschiedene Unglücke passieren.
„Wir haben hier viele tolle kreative Menschen“, sagt Festival-Erfinder Patrick Meyer. Deren Werke sollen nun mit dem großen Auftritt auf der Kinoleinwand gewürdigt werden. Drei Filme werden im Rahmen des dreitägigen „Happenings“ ihre Premiere haben. LA46 soll nicht nur Cineasten anziehen, sondern auch und vor allem Menschen, die sich mit dem Berliner Südwesten verbunden fühlen.
Patrick Meyer lebt seit 1979 in Lankwitz, also schon sein ganzes Leben lang. Nach verschiedenen Stationen und einem Volontariat in unterschiedlichen Produktionsfirmen hat er sich vor einigen Jahren selbständig gemacht. Seine Leidenschaft für lokale Themen lebt der Journalist in seinem Portal „Kiez.Report“ aus, das er seit zehn Jahren als Hobby betreibt.
Dem umtriebigen Medienschaffenden kam die Idee zu einem Kiezfilm-Event im Februar, wie er während eines längeren Telefonats erzählt. Eines Tages sei er „mit diesem Traum aufgewacht“, und damit umgehend zu seinem Freund, dem Thalia-Betreiber, gelaufen – LA46 war geboren. Der Titel steht für Lankwitz und dessen alte Postleitzahl 1000 Berlin 46.
Als „One-Man-Show“ hat Meyer dann losgelegt: eine Webseite gebaut, Flyer entworfen, potentielle Teilnehmer angesprochen, die Jury zusammengesucht, den Preis designt und das Festivalprogramm zusammengestellt. Nebenbei noch seine Brötchen verdient und ein Familienleben gehabt.
Zwei Werke aus Patrick Meyers freiberuflicher Tätigkeit sind „außer Konkurrenz“ Teil des Programms. „The Old Ami“ aus dem Jahr 2017 ist ein Portrait des Kult-Radiomoderators Rik De Lisle, der mit über 70 Jahren immer noch im Studio steht – und in Lichterfelde wohnt. „Das letzte Maueropfer“ wird im Rahmen von LA46 erstmals gezeigt, im Oktober ist die Dokumentation dann auf den Internationalen Hofer Filmtagen zu sehen: Fünf Wochen vor der Wiedervereinigung kommt ein 14-jähriger Jugendlicher aus Lichterfelde durch einen tragischen Unfall an der Mauer ums Leben. Die Dokumentation zeigt, wie die Familie des letzten Maueropfers mit den Folgen des Unglücks bis heute lebt.
Das Festival wird von lokalen Unternehmen unterstützt und erhält eine Förderung der Bürgerstiftung Steglitz-Zehlendorf, die, so Patrick Meyer, einen Großteil der Kosten deckt.
LA46
5. bis 7. Juni
Im Thalia-Kino, Thaliaweg 17a, 12249 Berlin
Daniela von Treuenfels