Die 17-jährige Celia Halunke, Schülerpraktikantin aus Madrid (Spanien), und der 21-jährige Robin Valentine, Auszubildender zum Verwaltungsfachangestellten im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf von Berlin, hatten die Möglichkeit, Bezirksbürgermeister Norbert Kopp zu interviewen. Gern geben die StadtrandNachrichten das Gespräch hier wieder:
Herr Kopp, wie kam es dazu, dass Sie Bezirksbürgermeister wurden?
Es war nicht von Anfang an mein Ziel, Bezirksbürgermeister zu werden. Nach meinem Abitur studierte ich Geografie, Mathematik und Kartografie an der Freien Universität Berlin und habe anschließend im Statistischen Landesamt gearbeitet. Außerdem war ich politisch interessiert und bin deshalb in die CDU eingetreten. Auch dort war es nicht mein Ziel, eine Funktion zu übernehmen. Es hat sich aber ergeben, dass ich dann in die Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf (BVV) gewählt und Fraktionsvorsitzender der CDU wurde. 1995 wurde ich Bezirksstadtrat für Bauen und Wohnen im Bezirk Steglitz. Nach der Bezirksfusion, 2001, bin ich dann von der BVV zum Stellvertretenden Bezirksbürgermeister und Bezirksstadtrat für Bildung, Kultur und Sport gewählt worden, in der ich dann wieder von 2004 bis 2006 Fraktionsvorsitzender der CDU war. Seit November 2006 bekleide ich das Amt des Bezirksbürgermeisters und wurde zudem auch Leiter der Abteilung Personal und Finanzen, und ab November 2011 habe ich auch den Bereich der Wirtschaftsförderung übernommen.
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Es ist sicherlich ein etwas längerer Tag. Mein Dienst beginnt in der Regel um 8:20 Uhr in meinem Büro im Rathaus Zehlendorf. Als erstes lese ich Zeitungen und im Anschluss gehe ich die Termine, die anstehen, durch. Je nachdem welcher Tag es ist, gibt es feste Termine, wie zum Beispiel montags die Amtsleiterrunde, dienstags die Bezirksamtssitzung, jeden dritten Donnerstag die Sitzung des Rates der Bürgermeister sowie verschiedene monatliche Ausschusssitzungen und öffentliche Sitzungen der BVV. Zusätzlich stehen Rücksprachen mit Beschäftigen, Parteitermine und zahlreiche repräsentative Veranstaltungen, wie zum Beispiel Vereinsjubiläen und Eröffnungsreden bei bestimmten Veranstaltungen abends und am Wochenende an. Man könnte sagen, es gibt keinen festen Tages- oder Wochenablauf. Ein Vorteil meines Amtes ist, dass ich mir meinen entsprechenden Terminplan selbst zusammenstellen kann.
Hatten Sie als Bezirksbürgermeister auch schon schwierige Zeiten und wenn ja, welche?
Als Bezirksbürgermeister würde ich eher sagen nein. Als ich jedoch als Baustadtrat damals ein großes Bauvorhaben in der Goerzallee ohne Bebauungsplan genehmigte, brach ein verbales „Gewitter“ über mich herein. Meine Entscheidung wurde von der Presse und der Opposition scharf kritisiert. Das war eine schwierige Zeit für mich, die mich jedoch sehr für die Zukunft gestärkt hat, weil ich dadurch gelernt habe, Dinge nicht immer persönlich zu nehmen.
Was hat Sie in Ihrer Amtszeit am meisten gefreut oder gerührt?
Woran ich mich gerne erinnere, sind zum Beispiel die Jubiläen zum Mauerfall, die wir gemeinsam mit Teltow gefeiert haben. Daran sieht man unter anderem, dass der Kontakt über die Grenzen Berlins hinweg in den vergangenen Jahren gewachsen ist, was mich sehr erfreut.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf am besten?
Mein Beruf ist sehr abwechslungsreich und kein Tag ist wie der andere gestaltet. Außerdem gefällt mir der direkte Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern. Alle Anliegen und Anfragen nehme ich ernst und lege viel Wert darauf, sie zu beantworten.
Sie sind Mitglied bei einer Vielzahl von Vereinen, bekleiden ein Ehrenamt und sind Mitglied der Fluglärmkommission für den Flughafen Berlin-Brandenburg International sowie im Aufsichtsrat des Liegenschaftsfonds Berlin. Wie schaffen Sie es, all diese Aufgaben zu bewältigen?
Auf jeden Fall braucht man ein gutes Zeitmanagement und ich habe das Glück, zwei sehr gute Sekretärinnen zu haben. Meine Sekretärinnen und ich sind ein eingespieltes Team. Bei Außenterminen achte ich darauf, mir genügend Zeit zu nehmen, das Gespräch zu suchen und auf die Wünsche und Anliegen der anderen einzugehen.
Wie lang ist Ihr Arbeitstag?
Grundsätzlich kann ich mir meine Arbeitszeit selbst einteilen. Ich habe eine Sieben-Tage-Woche, gehe montags bis freitags um 8 Uhr aus dem Haus und bin gegen 22 Uhr wieder zu Hause. Sonnabends beginne ich ab 10 Uhr und sonntags ab 12 Uhr. Diese Arbeitszeiten sind für mich aber o.k., denn ich wusste vorher, worauf ich mich als Politiker und Bezirksbürgermeister einlasse.
Sie leben in Steglitz-Zehlendorf. Was sind für Sie die vorrangigen Themen im Bezirk?
Das Wichtigste ist natürlich, dass sich die Bürgerinnen und Bürger hier wohlfühlen und auf eine funktionierende Infrastruktur zurückgreifen können. Darüber hinaus müssen bestehende Probleme, wie zum Beispiel der Sanierungsstau an Schulen, so schnell wie möglich behoben werden. Für mich ist zudem der Erhalt der Lebensqualität im Bezirk ein bedeutendes Thema, denn wir sind ein sehr grüner Bezirk mit vielen Freizeitflächen, Seen, Parkanlagen und schönen, gewachsenen Wohnvierteln, was es zu erhalten gilt.
Wie schalten Sie am besten nach der Arbeit ab?
Wenn ich mal Freizeit habe, mache ich sehr gerne Gartenarbeit – im Sommer meistens schon morgens vor der Arbeit, da es nach meinem Feierabend bereits dunkel wird. Wenn mir nach der Arbeit die Zeit bleibt, schaue ich gerne Nachrichten.
Wir interessieren uns für Politik und überlegen, uns eventuell politisch zu engagieren. Welche Schritte würden Sie uns empfehlen?
Aus meiner Sicht ist es absolut wichtig, auf alle Fälle zuerst einen Beruf zu erlernen. Dann haben Sie mit einer abgeschlossenen Ausbildung ein zweites Standbein und sind dadurch insgesamt unabhängiger. Ich selbst bin auch erst nach meinem Studium in die Partei eingetreten. Grundsätzlich müssen Sie auch nicht unbedingt Politikwissenschaften studiert haben, um politisch erfolgreich zu sein. Ich habe auch andere Studiengänge absolviert, die es mir ermöglichen, Dinge auch mal aus anderen Blickwinkeln zu betrachten.
Steglitz-Zehlendorf ist auch für Touristen ein schöner und interessanter Bezirk. Welche Sehenswürdigkeiten würden Sie Berlin-Gästen empfehlen?
Den Botanischen Garten. Er ist durch seine Größe und Vielfalt an Pflanzen einmalig. Das Weltkulturerbe Glienicke mit dem Volkspark und der Wannsee mit dem denkmalgeschützten Strandbad sind ebenfalls schöne Ausflugsziele. Dorthin lade ich gerne auch Gäste unserer Partnergemeinden ein, zum Beispiel zu einer Dampferfahrt.
Ihr Hobby ist Fußball. Haben Sie einen Lieblingsfußballverein und spielen Sie auch selbst?
Mein Lieblingsverein ist seit vielen Jahren der FC Bayern München, gar keine Frage. Beeindruckend, dass er sich schon so lange an der Spitze hält. Früher habe ich selbst auch Fußball und Badminton gespielt, jetzt fehlt mir leider die Zeit Sport zu machen. Ich bin aber der Meinung, dass Bewegung wichtig ist.
Was ist Ihr Lieblingsgericht?
Am liebsten esse ich Putengeschnetzeltes mit Basmatireis… das koche ich dann auch selbst.
Benutzen Sie moderne Technologien und wie stehen Sie dazu?
Die Computertechnik hat mich mein gesamtes Leben begleitet, und schon während meines Studiums nutzte ich die moderne Technik. Als Referatsleiter im Statistischen Landesamt war ich später unter anderem für die IT-Entwicklung zuständig und habe zusammen mit meinem Team ein Programm für die erste und einzige freie Volkskammerwahl der DDR im März 1990 entwickelt, um Wahlmanipulationen, wie sie in der Vergangenheit der DDR leider vorkamen, zu verhindern. Heute nutze ich unter anderem ein Smartphone, sozialen Netzwerken gegenüber bin ich eher skeptisch.
Verraten Sie uns Ihre Lieblingsfarbe und Lieblingsmusik?
Meine Lieblingsfarbe ist gelb und ich höre am liebsten klassische Musik. Mein Lieblingslied ist „Hochzeitstag auf Troldhaugen“ vom norwegischen Komponisten Edvard Grieg.
Vielen Dank, Herr Kopp, dass Sie sich die Zeit für dieses interessante Gespräch genommen haben. Wir haben spannende Dinge über Sie und Ihre Arbeit erfahren.
(sn)