Ingesamt fielen am Sonntag vier Tore im Ernst-Reuter-Stadion. Zwei auf jeder Seite. Foto: Kerstin Kellner

Keiner kann am Ende der Saison behaupten, dass Zehlendorf von den Gegnern irgendetwas geschenkt wurde. Jeder einzelne Punkt muss hart erkämpft werden, auch gegen Mannschaften die „Jenseits von Gut und Böse“ stehen. So geschehen auch am Sonntag gegen den Bezirksnachbarn und Tabellenelften Berliner SC.

Hertha 03 übernahm sofort die Kontrolle über das Spiel. Man war um Ballsicherheit bemüht und ließ das Leder gut in den eigenen Reihen zirkulieren. Waren einmal die Gäste in Ballbesitz, wurde sofort der ballführende Spieler attackiert und damit ein kontrollierter Spielaufbau verhindert. Der BSC war somit zu langen Bällen gezwungen, die nur sehr selten den entsprechenden Adressaten fanden.

Die spielerische Dominanz der Hausherren drückte sich dann auch mit den ersten guten Chancen des Spiels aus. Nach Ecke von Burak Mentes in der 20. Minute hatte BSC-Torwart Jannik Klarkowski große Mühe, den Kopfballaufsetzer von Su Min Kim abzuwehren. Drei Minuten später kam Kim, nach einer Flanke von Darius  Niroumand und der Kopfballverlängerung von René Robben, einen Schritt zu spät. Kurz danach bot sich dem Zehlendorfer Torjäger die nächste Möglichkeit. Unvermittelt setzte er aus zirka 30 Metern einen Torschuss an; der Ball flog über den zu weit vor seinem Tor stehenden Keeper, klatschte allerdings auch nur an das Quergebälk.

„Erst hast du kein Glück und dann kommt auch noch Pech hinzu!“ nach ihrem ersten zielgerichteten Angriff wurde der bisherige Spielverlauf auf den Kopf gestellt. Hagen Jokisch stürmte in den Strafraum und fiel über das ausgestreckte Bein von Erdal Özdal.  Schiedsrichter Stefan Paffrath „belohnte“ diese Aktion mit Gelb für Özdal und Strafstoß. Philip Schulz schlug das Geschenk nicht aus und brachte seine Mannschaft in Führung.

Foto: Kerstin Kellner

Vier Minuten vor Ende der ersten Halbzeit wurden aber die Verhältnisse wieder gerade gerückt. Diesmal wurde auf der anderen Seite Cüneyt Top regelwidrig von den Beinen geholt und Patrik Scholz zeigte, wie schon in der Vorwoche, Nervenstärke und besorgte mit seinem sicheren Elfmeter den Ausgleich.

Noch zweimal lag der Führungstreffer für die Zehlendorfer in der ersten Hälfte in der Luft. In der 43. Minute spielte Mentes einen Eckball zurück aufMelih  Hortum, dessen toller Schuss aber von Klarkowski mit den Fingerspitzen über die Latte gelenkt werden konnte. Bei der anschließenden Ecke wurde Kim im Strafraum mit beiden Händen umgestoßen, doch Paffrath konnte sich nicht zu einem Strafstoß für die Heimmannschaft durchringen.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit setzten die Hausherren wieder voll auf Offensive, doch der Schuss ging erst einmal wieder nach hinten los. In der 60. Minute konnte Zehlendorfs Torwart Luis Maria Zwick gegen den frei vor ihm auftauchenden  Julian Sauer noch klären, war allerdings zwei Minuten später gegen den Kopfballtreffer durch Louis Arnst machtlos.

Beeindruckend war allerdings im weiteren Verlauf die Moral der gebeutelten Zehlendorfer. Nur noch selten konnten sich die Gäste aus der immer stärker werdenden Umklammerung befreien, besonders der zur Halbzeit eingewechselte Niclas Warwel  stürzte die gegnerischen Abwehrspieler ein ums andere Mal in größte Verlegenheit. In der 67. Minute ließ er einen angedrehten Ball vor das Tor fliegen, das Leder sprang vom Pfosten wieder ins Feld zurück, allerdings war kein weiterer Herthaner zur Stelle. So auch in der 69. Minute als Warwel einen Ball von der Grundlinie vor das Tor schlug.

Die Platzbesitzer mussten in der 72. Minute eine erneute Schrecksekunde überstehen, als Onay Tokgöz nach einem Konter nur den Innenpfosten traf. Kurz danach durfte allerdings der umtriebige Warwel seinen couragierten Auftritt krönen. Nach Pass von Robin Tolbert drehte er sich mit dem Ball am Fuß um seinen Gegenspieler und gab Klarkowski aus kurzer Entfernung keine Abwehrchance.

Foto: Kerstin Kellner

Nach wiederholtem Foulspiel sah Özdal in der 82. Minute die Gelb-Rote und der Tabellenführer musste die restliche Spielzeit gegen konternde Gäste in Unterzahl überstehen. Trotzdem waren die Hausherren dem siegbringenden Treffer sehr nah. Nach einem weiten Abschlag von Zwick konnte sich Warwel gegen die aufgerückte Gästeabwehr durchsetzen, sein Heber über Klarkowski fand allerdings nicht den Weg ins Tor; erneut half das Quergestänge den Gästen.

Die Luft, sprich das Punktepolster wird nach dem Kantersieg des Verfolgers SV Tasmania nun immer dünner. Ein Pünktchen reicht derzeit noch, um die Tabellenführung zu verteidigen. In Zehlendorf setzt man nun alles auf die Auswärtsstärke der Mannschaft. Erst eine Niederlage auf fremden Platz lässt hoffen. In den letzten vier Meisterschaftsspielen darf man jetzt dreimal hintereinander auswärts antreten – gegen Sparta Lichtenberg, SFC Stern 1900 und SC Staaken -, bevor man gegen SC Gatow den Schlussakkord im heimischen Ernst-Reuter-Stadion spielen muss.

(hain/h03)