
In der Ausstellung "Prinzip Labor" verdeutlicht noch die Arbeit des Humboldt Labs. Foto: Uwe Walter. © Humboldt Lab Dahlem
Noch einmal werden im „Humboldt Lab Dahlem“ neue Ausstellungsformate für das Humboldt-Forum erprobt. Die siebte Probebühne, die seit Donnerstag im Museum Europäischer Kulturen und dem Museum für Asiatische Kunst zu sehen ist, ist die letzte. Ende 2015 läuft das von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Zukunftsprogramm aus. Beim Finale soll es noch einmal um die bisher erarbeiteten Ergebnisse und Denkanstöße für das künftige Zentrum der Weltkulturen im wieder aufgebauten Berliner Schloss gehen. Andererseits wollen die Museen durch die neuen Einzelprojekte und die Veranstaltungsreihe „Fragen stellen“ deutlich machen, dass die Diskussion um das Ausstellen von historischen Sammlungen aus Afrika, Asien, Ozeanien und Amerika intensiver denn je geführt wird.
Unter dem Titel „Prinzip Labor. Auf dem Weg zum Forum: Das Humboldt Lab Dahlem“ ist eine Ausstellung über das Ausstellen zu erwarten, die die Arbeitsmethode des Humboldt Lab Dahlem noch einmal verdeutlicht. Rund 30 Projekte sind dabei entstanden. Besonders interessant ist die Perspektive der Akteure, die das Humboldt Lab geformt haben und teilweise auch das Humboldt-Forum bespielen werden: Was hat sie besonders fasziniert? Welche Ideen erachten sie für tragfähig? Viele unterschiedliche Antworten werden in der Ausstellung zu sehen und hören sein. Im Herbst erscheint eine ergänzende Publikation.
Unter den Projekten der Probebühne 7 finden sich ein Vermittlungslabor für Jugendliche, eine Vertretern einer Herkunftsregion der Sammlung entwickelte Online-Kommunikationsplattform sowie verschiedene Interventionen von bildenden Künstlern: Das Projekt „(K)ein Platz an der Sonne“ nimmt das Thema des Kolonialismus auf. Wie lässt sich dieses Thema im Museum überhaupt vermitteln? Entworfen wurde ein Raum, in dem unterschiedliche Vermittlungsformate für Jugendliche erprobt werden. Neben dem historischen Rückblick auf den Kolonialismus spielt zum Beispiel das Thema gegenwärtiger „Stereotype“ eine wichtige Rolle.

Mi dem Projekt „Paradies der Kopfjäger“ sollen Stereotype aufgebrochen werden. Foto: Uwe Walter. © Humboldt Lab Dahlem
„Stereotype“ sollen auch im Projekt „Paradies der Kopfjäger“ aufgebrochen werden: Vor mehr als 100 Jahren wurden die Naga im Westen als wilde Krieger stilisiert. Wie aber sehen sich die Naga heute? Wie sprechen sie über ihre Vergangenheit? Das Humboldt Lab zeigt eine Installation mit Filmen, Fotos, Tonaufnahmen, Texten und Objekten.
In zwei weiteren Projekten steht die zukunftweisende Nutzung von historischen Sammlungen im Mittelpunkt: Seit dem Frühjahr 2014 arbeiten das Ethnologische Museum und die Universidad Nacional Experimental Indígena del Tauca in Venezuela gemeinsam am Aufbau einer interaktiven Webplattform, auf der Wissen um die Berliner Sammlungen aus Amazonien gebündelt, geteilt und erweitert werden kann. Das Projekt „Wissen teilen“ wird die Amazonasausstellung im Humboldt- Forum prägen. So erhält das Publikum Einblick in lebendiges indigenes Wissen der Gegenwart.
Öffentlich zugängliche Schau- und Studiensammlungen nehmen in der Ausstellungsplanung für das Humboldt-Forum einen vergleichsweise prominenten Platz ein. Das Projekt „Sammlungen schauen“ geht dieser speziellen Form der verdichteten Objektpräsentation nach und produziert ein Manual, das für die weitere Planungsarbeit der Museen entscheidende Vorgaben, Anregungen und Kriterien liefert.
Zeitgenössische Kunst ist in zwei Projekten zu sehen: „Korea ausstellen“ hat den Anspruch, eine aus dem Rahmen fallende Raumgestaltung mit regionaler Prägung zu entwerfen, die Klischees vermeidet und über eine folkloristische Anmutung hinausgeht.
Interventionen unter dem Titel „Springer, nochmals“ erweitern die Dauerausstellungen im Ethnologischen Museum um künstlerische Perspektiven. Die Anregung dafür kommt – wie bereits in der ersten Probebühne – von der gleichnamigen Schachfigur, die überraschend Haken schlagen kann. Entsprechend erlauben die Gedankensprünge dieses Projekts, große thematische, regionale, kulturelle oder zeitliche Distanzen zu überwinden und damit um die Ecke zu denken. Vier internationale Künstlerinnen wurden eingeladen, Exponate der Dahlemer Sammlungen neu in Szene zu setzen: Nevin Aladağ, Kader Attia, Sunah Choi und Mathilde ter Heijne.
Bis zum 18. Oktober sind die Abschlussausstellung „Prinzip Labor“ und die Probebühne 7 zu den üblichen Öffnungszeiten in den Museen Dahlem zu sehen. Der Eintritt kostet acht Euro, ermäßigt vier Euro.
(sn)