Für Bücherwürmer ist der Herbstbasar eine echte Fundgrube. Foto: Gogol

Uhren und Schmuck, Gläser und Vasen, Bücher und Schallplatten sowie jede Menge Bekleidung – was aussieht wie ein gewöhnlicher Flohmarkt, ist den meisten Zehlendorfern wohl vertraut. Jedes Jahr seit 38 Jahren lädt der Verein „Medizinische Hilfe für Viet-Nam“ zur Schnäppchenjagd für den guten Zweck ein. Seit vergangenem Jahr allerdings etwas früher als gewohnt. Sonst habe der Markt immer zur Weihnachtszeit stattgefunden. Doch da seit vergangenem Jahr ein kommerzieller Weihnachtsmarkt auf der Zehlendorfer Aue stattfindet, wurde der Trödelbasar ein paar Wochen vorverlegt, erzählt Ursula Nguyen vom Vereinsvorstand. Das habe aber auch einen Vorteil: „Man friert sich nicht tot“, so Nguyen, die erkältet ist, augenzwinkernd.

Sie habe ihre Abschlussarbeit über den Einsatz von Agent Orange der Amerikaner im Vietnam-Krieg in dem Land selbst geschrieben, berichtet die Sozialpädagogin und Soziologin Nguyen über den Beginn des Vereins. Dort habe sie die Not gesehen und kam ins Gespräch mit Vertretern von Kirche und Politik – und die baten um Hilfe.

Krankenhäuser, Psychatrien, Schulen für taubstumme und für geistig behinderte Kinder sowie Waisenhäuser unterstützt der Verein seitdem. Er liefert Medizintechnik, orthopädische Hilfsmittel und Medikamente. Mit diesem Basar soll vor allem Geld für medizintechnische Geräte für eine klare Diagnose und Heilbehandlung gesammelt werden, erklärt Nguyen, etwa Ultraschall- und Laborgeräte. Zudem läuft derzeit bundesweit eine Aktion, bei der Betten gesammelt werden. 350 kamen so schon für ein Bettenhaus zusammen.

Neben Sachspenden finanziere der Verein auch Operationen und bilde aus. Einige Mediziner aus Zehlendorf waren schon in Vietnam, um bei der Einrichtung von Krankenstationen zu helfen und Personal zu unterweisen.

Die besondere Sorge des Vereins gelte den Waisen, so Nguyen. Man zahle das Essensgeld und sorge für eine gute Schulausbildung, erklärt sie

Der kleine Zehlendorfer Verein mit seinen derzeit 57 Mitgliedern ist deutschlandweit aber auch in Europa gut vernetzt. Viele der Spenden, die auf dem Herbstbasar verkauft werden kommen beispielsweise aus dem Saarland, Bayern und Hannover. Aber auch Zehlendorfer Einwohner und Firmen unterstützen den Verein seit Jahren.

Von 35 Jahren Krieg und 17 Jahren Einsatz chemischer Waffen habe sich das Land noch nicht erholt, auch wenn es langsam aufwärts gehe. In der dritten Generation gebe es schwerste Behinderungen, verkümmerte oder fehlende Körperteile, Down-Syndrom, psychische Beeinträchtigungen.

Ihre Arbeit lohne sich, ist Nguyen überzeugt. Man habe viel erreicht und das mache sie ein wenig stolz – „wenn ich das schräge Wort mal verwenden will“, sagt sie.

Der Herbstbasar startete am Montag sehr erfolgreich. 1.500 Euro wurden eingenommenn, so Nguyen – das Kleingeld noch nicht mitgerechnet. Das sei toll, jeden Tag zu sehen: jetzt könne das Gerät gekauft werden, jetzt könne diese Behandlung bezahlt werden.

Noch bis 3. November ist der Basar täglich, außer Sonntag, von 9 bis 18 Uhr vor dem Rathaus Zehlendorf zu finden. Für den Auf- und Abbau sorgen Schüler und Studenten.

 (go)