Verkehrsberuhigung in Schönow scheint nur auf Kosten der Kleingärten am Kleinmachnower Weg möglich. Das Thema steht heute auf der Tagesordnung der BVV Steglitz-Zehlendorf.
Es birgt durchaus Sprengstoff, was SPD und FDP in einem Antrag formulieren, der eine Umfahrung des Schönow-Kiezes zum Ziel hat. „Das Bezirksamt wird gebeten zu prüfen, wie langfristig der Kiez im Block zwischen Machnower Straße, Sachtlebenstraße, Teltower Damm und Kleinmachnower Weg (Zehlendorfer Schönow-Kiez) vollständig vom Durchfahrtsverkehr entlastet werden kann“, heißt es in einem gemeinsamen Antrag, der nach Beratungen in Verkehrs- und Stadtentwicklungsausschuss nun in der heutigen BVV beraten wird. In den Ausschüssen fand das Anliegen mit den Stimmen von SPD, FDP und Grünen eine Mehrheit gegen CDU und AfD.
Zur Begründung heißt es, „der Zehlendorfer Schönow-Kiez, im Kern ein reines Wohnviertel, leidet seit dem Mauerfall und der damit verbundenen Öffnung der Machnower Straße nach Klein-Machnow zunehmend durch die Steigerung des Durchfahrtsverkehrs. Fahrzeugverkehre aus dem Bereich Klein-Machnow, wie auch aus der Richtung Düppel, mit Ziel, Zehlendorf-Süd (Beeskowdamm, Goerzallee, Teltow, wie auch später Neu-Lichterfelde) sind aktuell gezwungen, durch die Wohnstraßen des Kiezes zu fahren, um ihr Ziel zu erreichen.“
Eine Möglichkeit, den Durchgangsverkehr aus den Wohnstraßen herauszuhalten, wäre die Einrichtung eines Kiezblocks: Durchfahrtsperren, Sackgassen und Einbahnstraßen würden eine Einfahrt mindestens unattraktiv machen, bestenfalls nur Anwohnern ermöglichen. Das ist aber im Antrag der beiden Fraktionen nicht vorgesehen, eine Verkehrsausdünnung wird als „unrealistisch“ verworfen. Zudem würde die Alternativroute durch Zehlendorf-Mitte führen, dieses Zentrum ist bereits verkehrstechnisch sehr belastet. In den nächsten Jahren stehen hier außerdem mehrjährige Bauarbeiten an, weil die Brücke am S-Bahnhof Zehlendorf erneuert werden muss.
Wer es also ernst meint mit der Entlastung der Schönower Bürgerinnen und Bürger, muss eine naheliegende Lösung ins Auge fassen: „Der Kleinmachnower Weg ist grundsätzlich bereits als Verlängerung des Beskowdamms konzipiert“, schreiben die Antragsteller. Ein Ausbau solle geprüft werden.
Was das konkret bedeuten würde, steht in dem Antrag nicht. Das Szenario wäre ungefähr: Ausbau der bisher einspurigen und teilweise unbefestigten Straße auf zwei Fahrbahnen. Weil das Berliner Mobilitätsgesetz es so vorsieht, kämen noch Radwege dazu. Plus Parkbuchten und ein Gehweg. Würde man die Buslinie 101 naheliegenderweise vom bisherigen Endpunkt Sachtlebenstraße bis zum Teltower Damm verlängern, müssten noch Bushaltestellen geplant werden.
Die Kleingärten würden also einen erheblichen Teil ihrer Fläche verlieren, und an dieser Stelle gerät der Antrag von FDP und SPD ins Schwurbeln: „Eine Prüfung soll diese gewachsene Kultur ausdrücklich würdigen und möglichst eine sozialverträgliche ganzheitliche Ausgestaltung dieses Raumes auch weiterhin als Erholungsraum sicherstellen.“
„Wir wollen ja nur prüfen“, heißt es sinngemäß weiter – allerdings mit einem klaren Schlusspunkt: Entweder die Straße wird gebaut, oder der Schönow-Kiez leidet weiter unter dem Durchgangsverkehr.
Daniela von Treuenfels
Liebe Frau von Treuenfels,
ein System von Einbahnstraßen und Durchgangssperren (was anders sind Kiezblöcke im Kern ja nicht) funktioniert im Schönow-Kiez nicht. Einerseits gibt das die Straßenführung im Kiez nicht her. Anders als in der Innenstadt haben wir hier keine „Block-Quadrate“, wo man an vier Seiten jeweils eine Ein- und Ausfahrt einrichten kann. Zudem muss die Zugänglichkeit für Versorgungsfahrzeuge und nicht zuletzt die Anfahrt zum Behringkrankenhaus gesichert sein. Auch wollen die Anwohner selbst erklärter Weise keine Riesenumwege fahren. Wer westlich der Mitte zwischen Teltower Damm und Sachlebenstrasse wohnt, will mit Sicherheit nicht über die Machnower Straße in die Stadt fahren. Zumal der Bereich Machnower/Schönower Straße/Teltower Damm sich bereits jetzt an seiner Belastungsgrenze befindet.
Kiezblöcke lösen das Ausgangsproblem daher nicht. Das ist zu kurz gedacht. Selbst wenn man Anlieger und Anwohner immer nur in eine Richtung ausfahren lässt, bündeln sich dann die Verkehre eben weiterhin auch auf den anliegenden Hauptstraßen (Teltower Damm, Sachtlebenstraße, Machnower Str.). Selbst wenn man den gesamten Schönower Kiez „dicht“ macht (also Leo-Baeck zu, Nieritzweg zu) dann muss eben alles – auch die Verkehre, die in in Richtung Beeskowdamm/Goerzallee und nicht zuletzt Teltow unterwegs sind, über Zehlendorf Mitte. Dabei sind es im berliner Vergleich nicht einmal die gigantischen Mengen an Fahrzeuge, die dort zu bewältigen sind, aber es ist ein kontinuierlicher Verkehrsstrom, der sich eben nicht in Luft auflösen lässt.
Eine kurzfristige „Verkehrsausdünnung“ (also weniger Autos) ist ideologische Träumerei. Wie gesagt, es gibt in Berlin deutlich höher frequentierte Bereiche. Eine Reduzierung der Fahrzeuge mag an diesen höher frequentierten Innenstadtbereichen dann tatsächlich – zumindest theoretisch – eine Wirkung haben. Aber bevor eine solche Reduzierung des allgemeinen Verkehrsaufkommen im Schönow-Kiez ankommt, vergehen Jahrzehnte. Unter uns: Die schnellste und effektivste Reduzierung des Verkehrsaufkommens im Kiez würde sich realisieren lassen, wenn die Anwohner dort selbst auf ihren PKW verzichten würden. Aber wie realistisch ist das? Das sind also Fantastereien, die den Bürgern im Kiez aktuell wenig helfen.
Ansonsten umreißen Sie, liebe Frau von Treuenfels, das Spannungsfeld eigentlich schon ganz gut. Warum haben Sie dann allerdings nicht den Mut, das was sie als Schwurbelei abtut, als echte Frage in den Mittelpunkt Ihres Beitrages zu stellen?
Der Antrag ist nämlich in der Tat nur ein „Untersuchungsantrag“ und er ist auch genauso(!) zu verstehen. Ziel ist es eben nicht die gewachsene Struktur der Kleinanlagen einzuschränken oder gar gänzlich in Frage zu stellen. Auch aus unserer Sicht sind das dort schützenswerte Bereiche. Allerdings müssen sodann die Bürger an allen Stellen im Kiez in einen echten lösungsorientierten Dialog auch untereinander gebracht werden.
Wenn man eine Umfahrung im Sinne des Antrages verneint, werden die Probleme weiter oben im Kiez sich nicht im Sinne der dortigen Bürger lösen lassen. Mach man den Kiez komplett dicht, wie es Kiezblöcke zur Folge haben, steht das einer Beruhigung und Neugestaltung von Zehlendorf-Mitte entgegen, macht diese Beruhigung und Neugestaltung zumindest nicht einfacher.
Die Bürger wollen, sollen und müssen beteiligt werden. Nur das Sankt Florian Prinzip reicht dabei als Grundlage nicht aus, ebenso wenig wie ein blindes Delegieren an die Politik zu kurz gedacht ist. Wir haben hier eine aus der Sicht aller Beteiligten berechtigte Aufgabenstellung, die wir als Zivilgesellschaft jedoch nur gemeinsam lösen können. DAS gilt es nun – durch eine öffentliche Moderation und da sind dann auch Sie gefordert – heraus zustellen und als exemplarische Herausforderung zu begreifen. Es wäre schön, wenn Sie sich auch als Autorin dieses Beitrages dieser Herausforderung ebenso stellen würden.
LG A.Thimm
Würde man den ÖPNV über die grenze von Zehlendorf nach Teltow und Kleinmachnow richtig ausbauen, die jetztigen Bustakte verkürzen, und Parkplätze in Teltow schaffen,dann könnten viele ohne Auto zur Arbeit in Berlin kommen. Schauen sie sich doch mal jeden Tag den Verkehr auf der Sundgauer Str. an. Rückstau vom Mühlenstr. bis Clayallee, Seitenstraßen der Sundgauer werden von Berufspendler zugeparkt. Der erhalt der Kleingartenanlagen in Berlin sollte 100 % priorität haben. Man könnte auch eine Straße am Teltowkanal zw. Teltowwerft und Brück am Kanal bauen.
Den Antrag von FDP und SPD kann ich ehrlicherweise nicht nachvollziehen. Warum wird zusätzlich Verkehr über die Lindenthaler Allee/Clauertstr./Ludwigsfelder/Sachtlebenstraße/Kleinmachnower Weg in den Kiez hineingeleitet? Zusätzlich werden auch die Gutzmannstraße und Leo-Beck-Straße belastet.
Auf dem Umfahrungsweg liegen zwei Grundschulen (die neue Evangelische Grundschule und Buschgraben GS). Wie würde hier ein sicherer Schulweg für die Grundschüler aussehen, wenn Schwerlaster vorbeigeleitet werden. Ebenfalls befinden sich hier mehrere Kitas und Senioreneinrichtungen. An der Sachtlebenstraße gibt es zudem auch noch einen Sportplatz.
Außerdem sehe ich Einschränkungen für die vielen Pächter der Kleingartenkolonien im Kleinmachnower Weg/ Sachtlebenstraße. Diese sind meiner Meinung unbedingt schützenswert und stehen bei uns im Kiez für Erholung. Auch die Natur hat hier einen Rückzugsort.
Sicherlich werden mit der Umleitung des Verkehres in die oben beschriebenen Straßen auch die zahlreichen Parkplätze auf den Straßenseiten wegfallen und somit eine unnötige Parkplatznot für die Anwohner entstehen, viele haben keine Parkmöglichkeit auf den angrenzenden Grundstücken.
Aus den aufgezählten Gründen kann ich den Antrag nicht nachvollziehen und sehe ihn leider an den Anwohnern vorbeigeplant. Auch, dass die Grünen diesen Antrag unterstützen, kann ich nicht nachvollziehen.
Die Straße wird auch dem Bauprojekt Teltower Werft nützen. Damit können Lkws besser anfahren.
Die Kleingärten dienen der Erholung, damit wäre es dann aus. Was für eine hirnrissige Idee!