Das Q ist an der Reihe beim StraßenABC. Ganze fünf Straßen gibt es im Bezirk Steglitz-Zehlendorf, die mit diesem Buchstaben beginnen. Die längste ist der Quermatenweg im Ortsteil Zehlendorf. Die Straße führt von der Fischerhütten- bis zur Onkel-Tom-Straße.
Im Namen steckt der Begriff „Maten“, eine alte Flurbezeichnung. Der Weg führte quer durch die Wiesen, die abgemäht „Maten“ genannt wurden. 1913 wurde die Straße 311 von der Sommerfeld AG angelegt. Am 14. September 1927 wurde ein Abschnitt in Quermatenweg umbenannt, am 13. Juli 1934 auch der restliche Teil.
Nur wenige Jahre später wurden auf einem Teil des Areals zwischen Quermatenweg, Wasserkäferweg und Argentinische Allee die „SS-Kameradschaftssiedlung Krumme Lanke“ errichtet. 1935 hatte die Gagfah das Gelände erworben, die dort preiswerte Eigenheime errichten wollte. Zwei Jahre später aber entschied die SS-Führung, dass in dieser idyllischen Siedlung nahe der Krummen Lanke die Angehörigen der damals in Berlin ansässigen SS-Hauptämter leben sollten. Die Pläne für die „Kameradschaftssiedlung“ stammten vom damaligen technischen Direktor der Gagfah, Hans Gerlach. Der Landschaftsraum wurde vom Gartenarchitekten Ernst Somborn gestaltet.
Errichtet wurde die Siedlung von 1938 bis 1940. Es entstanden 600 Wohneinheiten untergebracht in mehr als 300 Einzel-, Doppel-, und Reihenhäusern.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Häuser bevorzugt Verfolgten, Widerstandskämpfern sowie Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Seit 1992 steht das gesamte Areal der „Waldsiedlung Krumme Lanke“ unter Denkmalschutz. „Die geschichtliche, künstlerische und wissenschaftliche Bedeutung der Waldsiedlung Krumme Lanke und ihre Bedeutung für das Stadtbild sowie ihre Eigenschaft als Unikat begründen das Erhaltungsinteresse der Allgemeinheit“, wurde die Unterschutzstellung damals begründet.
Trotz der Geschichte gehört die Siedlung zu den beliebtesten Wohngebieten im Bezirk.
Die Waldsiedlung ist aber nicht das älteste Denkmal an der Straße. Die Villa Quermatenweg 2-4 wurde 1913 vom Architekten Ludwig Mies van der Rohe für den Diplomingenieur Ernst Werner errichtet. Nicht nur die Villa, sondern auch der an antike Vorbilder erinnernde Garten stehen auf der Denkmalliste des Landes Berlin. Das Haus wird heute, ebenso wie das angrenzende Haus Perls, das van der Rohe 1911 errichtete, vom Heilpädagogischen Therapeutikum der Parzival-Schule genutzt. Die Parzival-Schule ist eine Waldorfschule mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“. 133 Schüler lernen dort nach der Pädagogik Rudolf Steiners.
Dass es sich am Quermatenweg gut wohnen lässt, wusste auch die Schriftstellerin Ingeborg Drewitz, die von 1946 bis zu ihrem Tod am 26. November 1986 im Haus 178 lebte. Dort erinnert eine Gedenktafel an die Autorin zahlreicher Romane, Dramen, Hörspiele und Sachbücher.
Ein Wohnprojekt ganz anderer Art entsteht derzeit auf dem Grundstück von Kolja Stegemann. Der Berliner baut mit seiner Firma Suite 030 auf einem bisher nicht genutzten Familiengrundstück Baumhäuser zum Wohnen. Errichtet werden die aus Statikgründen zwar nicht wirklich in einem Baum, sondern auf einem Stamm, dafür hat man aus vier Metern Höhe eine tolle Aussicht auf die Siedlung und den Wald. Ende April/Anfang Mai sollen die Häuser fertig sein.
(go)