Einige der Schauspieler und Regisseure, die in der kommenden Spielzeit im Schlosspark Theater zu sehen sein werden, scharten sich am Freitag um Hausherr Dieter Hallervorden. Foto: Gogol

Nur bei 62 Prozent lag die Auslastung im Steglitzer Schlosspark Theater in der vergangenen Spielzeit, erklärte Intendant Dieter Hallervorden am Freitag auf einer Pressekonferenz. Und das trotz vieler hochgelobter Inszenierungen. Um in der kommenden Spielzeit noch mehr Besucher in das Theater an der Schloßstraße zu locken, hat das Team wieder neue, interessante Stücke ausgewählt; sieben Eigenproduktionen wird es geben, darunter auch Uraufführungen. Und auch Dieter Hallervorden, der sich in den zurückliegenden Monaten aufgrund von Dreharbeiten auf der Bühne her rar gemacht hatte, steht in mehreren Inszenierungen auf der Bühne.

Die erste Premiere wartet auf die Besucher bereits am Sonnabend, 7. September. „Einsteins Verrat“ ist die Uraufführung von Eric-Emmanuel Schmitts gleichnamige Stück in der Regie von Paul Bäcker, der das Werk zusammen mit seiner Frau ins Deutsche übersetzt hat. Was ihn an diesem Stück so begeistere, sei die Frage nach der Verantwortung eines Physikers für die Atombombe, auch wenn er an dem Bau gar nicht beteiligt war, erläuterte Bäcker. Schmitt greift in seinem Theaterstück den Brief auf, den Albert Einstein einst an den US-Präsidenten Theodore Roosevelt schrieb, in dem er ihn darum bat, die Arbeit an der Bombe zu beschleunigen aus Angst, dass die Deutschen schneller sein könnten. Während Einstein die Bombe als Drohung gesehen habe, so Bäcker, habe Roosevelts Nachfolger Harry S. Truman sie auch eingesetzt. Der Brief sei kaum bekannt, erklärte der Regisseur, er habe sich kreuz und quer durch diverse Einstein-Biografien gelesen, um einen Hinweis darauf zu erhalten. Die Frage nach der Verantwortung treibe ihn um in seiner Inszenierung, sagte Bäcker. „Was passiert mit einem Mann – einem Pazifisten –, der als Wissenschaftler eine politische Entscheidung trifft. Was passiert mit einem Mann, der morgens in den Spiegel schaut und weiß, wegen mir sind gestern 300.000 Menschen krepiert?“

Zu dieser Inszenierung arbeitet das Theater mit der Literatur Initiative Berlin (LIN) zusammen. Dadurch erhalten elf junge Leute die Möglichkeit, hinter die Kulissen des Theaters zu schauen, sich mit den literarischen, historischen aber auch theaterwissenschaftlichen Hintergründen des Stückes zu beschäftigen. Man sei schon bei Proben dabei gewesen, habe mit dem Regisseur gesprochen, werde am Programmheft sowie bei der Einführungsmatinee mitwirken, berichteten zwei der Teilnehmer.

Hallervorden spielt und führt Regie

„Selbst an die Front“ begibt sich Hallervorden mit „Sonny Boys“, das aus dem New York der 1970er Jahre ins Berlin der Gegenwart verlegt wird. Hallervorden und Philipp Sonntag werden die„zwei halbdementen Komiker“ Didi und Phil aus Wilmersdorf und der Uckermark spielen. Außerdem wird Hallervorden in „Am achten Tag schuf Gott den Rechtsanwalt“ auf der Bühne stehen.

Für „Mein bester Freund“, dem mittlerweile dritten Stück von Eric Assous, das das Schlosspark Theater auf die Bühne bringt, wird Hallervorden die Regie übernehmen . Er habe das Stück zusammen mit seinem Sohn in Paris gesehen, erzählte der Hausherr. Es habe rasenden Applaus gegeben durch alle Altersklassen hinweg. Die weibliche Hauptrolle übernimmt Désirée Nick, die in der vergangenen Saison mit „Der Mann fürs Grobe“ ihr Schlosspark Theater-Debüt feierte. Viel Text müsse sie dafür lernen, so Nick, die Hallervorden bei der Pressekonferenz in den höchsten Tönen für seine Arbeit lobte – und das nicht nur, weil er es war, der erkannt hat, dass Désirée Nick und Boulevardtheater einfach gut zusammenpassen. Es sei nicht einfach, „ein Privattheater erfolgreich zu führen mit Talent und gutem Theater. Aber Herrn Hallervorden gelingt das“.

Ein Überraschung im Theaterprogramm ist die Inszenierung „The King’s Speech“ unter der Regie von Thomas Schendel. „Wir haben dafür eine Top-Besetzung“, lobte Hallervorden. So übernimmt die Rolle des stotternden Königs George VI. Oliver Mommsen, die des Sprachtherapeuten Lionel Logue Jürgen Tarrach, Julia Stemberger spielt Elisabeth.

Die sechste Eigenproduktion in diesem Jahr wird „Öffentliches Eigentum“ sein, in dem es um die Vereinnahmung Prominenter durch die Medien gehen wird. Das Stück bringt das „seltsame Paar“ Rainer Hunold und Ulrich Gebauer wieder zusammen.

Zu den Eigenproduktionen gesellen sich Wiederaufnahmen, Lesungen und Gastspiele.

Auf neues Gebiet begibt sich das Theater mit der Gesprächsreihe „Gero von Boehm begegnet …“. Der Regisseur, Journalist und Fernsehproduzent zeigte sich bei der Pressekonferenz ganz begeistert davon, in diesem Theater mit seiner ganz besonderen Atmosphäre seine Gesprächsgäste empfangen zu dürfen. „Das ist anders als vor der anonymen Kamera“ findet von Boehm, der hofft, die Intensität der Fernsehgespräche auch auf die Bühne holen zu können. Eine illustre Schar von Gäste habe bereits zugesagt. Der erste wird Peter Maffay sein, der darüber berichten wird, wie er von Siebenbürgen nach Deutschland kam, der aber auch über sein soziales Engagement sprechen wird. Weitere Gäste, die von Boehm im Theater begrüßen wird, sind unter anderem Horst Köhler, Armin Mueller-Stahl, Iris Berben, Lieselotte Pulver und Peter Scholl-Latour. Motto aller Gespräche sollen „Werte“ sein.

Für fünf der sechs Eigenproduktionen gibt es Geld von der Deutschen Klassenlotterie, insgesamt 600.000 Euro. Denn auch wenn das Theater auf einem „aufsteigendem Ast“ sei, noch reichten die Einnahmen nicht aus, um alle Kosten und Gagen aus eigener Tasche zahlen zu können. Er selbst zahle sich keine Gage, so Hallervorden.

(go)