Stadtrandliebe: die Knesebeckbrücke verbindet nicht nur Berlin und Brandenburg miteinander. Foto: Daniela von Treuenfels

 

Die Tage der Behelfsbrücke über den Teltowkanal, die Teltow und Zehlendorf verbindet, sind schon lange gezählt. Nach einer Einigung zwischen Berlin und Teltow können nun die Planungen wieder aufgenommen werden.

Ein Wintertag in der Berliner Peripherie: Gegen halb vier nachmittags schiebt sich der Verkehr langsam in beide Richtungen – eine Kolonne gen Brandenburg, in der Gegenrichtung geht es Richtung Zehlendorf dem Feierabend entgegen. Mit der Gelassenheit der Pendler bilden die Autofahrer in der Enge routiniert eine Rettungsgasse, als sich ein Rettungswagen nähert.

Nichts hält länger als ein Provisorium

In der Mitte der schmalen Brücke über den Kanal liegt die Landesgrenze. Das Bauwerk wurde 1990 als Provisorium errichtet, vorgesehen war eine Nutzung für 15 Jahre, also bis 2005. Die alte Brücke aus dem Jahr 1904 war nach der Grenzöffnung abgerissen worden.

 

Zur Einheit eine Brücke – was nur für 15 Jahre gedacht war, steht nun schon seit bald 34 Jahren. Foto: Daniela von Treuenfels

 

Über einen Neubau wird schon seit mehreren Jahren diskutiert. Hauptstreitpunkt waren die unterschiedlichen Vorstellungen über die Breite der neuen Brücke. Das Land Berlin favorisierte eine Breite, die dem Mobilitätsgesetz Rechnung trägt, also mit viel Platz für Radfahrer und Fußgänger, insgesamt rund 18 Meter. Die Stadt Teltow und das Wasserstraßenneubauamt wollten die neue Brücke in ihrer ursprünglichen Dimension von etwa 15 Metern wieder herstellen. Großer Vorteil dabei: Bei dieser Variante übernimmt der Bund die Kosten, eine „Übergröße“ müssten sich Teltow und Berlin teilen. Weiterer Vorteil: Die Anpassung der überbreiten Straße, die in beide Richtungen fortgeführt werden müsste, fiele weg.

„Ende letzten Jahres hatte die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt nun aber zugestimmt, beide Bauvorhaben ohne ein sogenanntes Änderungsverlangen des Landes Berlin weiter zu planen“ teilt nun aktuell das Wasserstraßenneubauamt (WNA) mit. Die neue Brückenanlage werde eine nutzbare Brückenbreite von 15,50 m zwischen den Brückengeländern haben, was dem ursprünglichem Zustand von 1904 entspricht, ergänzt Rolf Dietrich, Leitender Direktor des WNA auf Nachfrage.

Weiterer Klärungsbedarf

Was die Aufteilung des Verkehrsraumes innerhalb der 15,50 m breiten Brücke angeht, gebe es aber im Detail ebenso noch Klärungsbedarf wie zur Herstellung einer Behelfsumfahrung, so Dietrich weiter. Bislang sei die Errichtung einer Fußgängerüberführung während der Bauzeit für einen lagegleichen Ersatzneubau zugesagt. Bestehe einer der Beteiligten (also der Bund, Berlin oder Teltow) auf einer Behelfsumfahrung für den Autoverkehr, „wird sich das Vorhaben um mehrere Jahre verzögern, weil die Planung und Durchsetzung dieser zusätzlichen Brücke und der zugehörigen Behelfsrampen mit weitaus größeren Eingriffen in Natur und Landschaft sowie in das Eigentum Dritter und auch mit deutlich höheren Kosten verbunden wäre als ein lagegleicher Ersatzneubau unter vorübergehender Vollsperrung der Zehlendorfer Straße/Teltower Damm, ohne Behelfsumfahrung für Kraftfahrzeuge.“

 

Die Knesebeckbrücke ist eine viel genutzte Verkehrsverbindung. Ob das Neubauvorhaben eine Behelfsbrücke für Kfz erhält, ist offen. Foto: Daniela von Treuenfels

 

Diese offene Frage muss zunächst geklärt werden, dann erst kann es mit dem Bau losgehen. „Im Falle des Verzichtes auf eine Behelfsumfahrung für Kraftfahrzeuge kann bestenfalls ab dem Jahr 2026 mit einer Bauausführung gerechnet werden“, schätzt Rolf Dietrich, und er verspricht: „Die vorhandene Behelfsbrücke wird bis dahin weiter verkehrssicher vorgehalten.“

Daniela von Treuenfels

 

Coole Stadtrandpendler kriegen auch eine vorbildliche Rettungsgasse hin – trotz Nadelöhr Knesebeckbrücke. Foto: Daniela von Treuenfels