Dass Schüler kaum zwischen Demokratie und Diktatur unterscheiden können, zeigt eine neue Studie der FU. Foto: Gogol

Laut einer neuen Studie der Freien Universität können viele Schüler  nicht zwischen Demokratie und Diktatur unterscheiden. Wie die Befragung des Forschungsverbundes SED-Staat der Freien Universität unter knapp 7.500 Schülern in fünf Bundesländern ergab, halten viele Schüler den NS-Staat und die DDR nicht für eine Diktatur; die (alte) Bundesrepublik und das wiedervereinigte Deutschland werden häufig nicht als Demokratie eingestuft. Ursache dieser Fehleinschätzungen ist den Forschern um den Politikwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Schroeder zufolge das geringe politisch-historische Wissen von Schülern, denn – so ein weiteres Ergebnis der Studie – zwischen Kenntnissen und Urteilen besteht ein direkter Zusammenhang. Der Einfluss von Kenntnissen auf die Systembeurteilung ist deutlich stärker als etwa die Herkunft der Eltern, die besuchte Schulform oder die Parteipräferenz.

Für das vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, den beteiligten Bundesländern sowie dem Forschungsverbund SED-Staat finanzierte Forschungsprojekt wurden Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 9 und 10 in Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Thüringen befragt. In verschiedenen Untersuchungsteilen wurden das Wissen und die Urteile über den Nationalsozialismus, die DDR sowie die Bundesrepublik vor und nach der Wiedervereinigung erfragt.

Etwa nur die Hälfte der Schüler schätzten den NS-Staat zweifelsfrei als Diktatur ein, in Bezug auf die DDR vermag dies sogar nur etwas mehr als ein Drittel. Die Identifikation einer Demokratie gelingt den Jugendlichen kaum besser: Nur rund die Hälfte der Befragten schätzt die Bundesrepublik vor der Wiedervereinigung als demokratisch ein, lediglich rund 60 Prozent halten das wiedervereinigte Deutschland für eine Demokratie.

Insgesamt glauben rund 40 Prozent der Schüler, dass kaum Unterschiede bestehen zwischen Nationalsozialismus, der DDR sowie der Bundesrepublik vor und nach der Wiedervereinigung. Diese Schülergruppe ist der Auffassung, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und Selbstbestimmung seien in allen vier Systemen etwa gleich ausgeprägt.