Erinnerung an den Rundfunkpionier Siegmund Loewe am ehemaligen Standort seines Unternehmens in Lankwitz. | Foto: Daniela von Treuenfels

 

Seit einigen Wochen steht am Wiesenweg 10 in Lankwitz eine regionale Informationsstele, die dem Rundfunkpionier und Unternehmer Siegmund Loewe gewidmet ist.

Mit der Infosäule am ehemaligen Hauptsitz des Unternehmens (1924 bis 1979) wird das Andenken an einen der bedeutendsten deutschen Techniker und Unternehmer des 20. Jahrhunderts in Ehren gehalten.

Die Stele gibt einen umfassenden Überblick über das Leben und Werk von Siegmund Loewe. Neben seinen Leistungen als Entwickler und Unternehmer wird auch seine Verfolgung während des Nationalsozialismus thematisiert, die ihn ins Exil in die USA zwang. Nach dem Krieg kehrte Loewe zeitweise nach Deutschland zurück. 1949 wurde ihm das Unternehmen rückerstattet.

“Siegmund Loewe war nicht nur ein Pionier der Rundfunktechnik, sondern auch ein Mann, der es trotz widriger Umstände schaffte, technische Innovationen voranzutreiben, die die Welt veränderten“, sagte Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski anlässlich der feierlichen Enthüllung der Informationstafel am 25. September. „Diese Stele soll uns daran erinnern, dass sein Lebenswerk, sein Mut und sein Erfindergeist unvergessen bleiben.”

Der Text von Kilian Steiner im Wortlaut:

 

Siegmund Loewe

Am Wiesenweg 9-10 befand sich von 1924 bis 1979 der Hauptsitz des von Siegmund Loewe begründeten Unternehmens Loewe. Sichtbar ist heute nur noch der nach der Enteignung durch die Nationalsozialisten an der Ecke Wiesenweg/Teltowkanalstraße errichtete Gebäudekomplex.

Rundfunkpionier

Siegmund Loewe wurde am 6. November 1885 in Berlin geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule zu Berlin, bevor er an der Universität Jena zum Thema Hochfrequenz promovierte. Nach Stationen in den Entwicklungslaboratorien von Telefunken und der Firma Dr. Erich F. Huth machte er sich nach dem Ersten Weltkrieg mit einem eigenen Entwicklungslabor für Hochfrequenz und Vakuumtechnik selbständig. Inspiriert durch die amerikanische Radioamateurbewegung setzte er ab 1920 aus technischer und unternehmerischer Perspektive alles daran, den Rundfunk in Deutschland zu ermöglichen.

Als am 29. Oktober 1923 der Rundfunk in Berlin seinen Betrieb aufnahm, hatte Siegmund Loewe zusammen mit seinem älteren Bruder, dem Kaufmann David Ludwig Loewe, bereits die Radiofrequenz GmbH für die Produktion von Radios und ihren Einzelteilen gegründet. Im gleichen Jahr gründete er den Deutschen Radio-Club und den Verband der Funk-Industrie, der die ab 1924 in Berlin stattfindenden Funkausstellungen ausrichtete, mit.

Entwickler und Unternehmer

Als Unternehmer widmete er sich insbesondere der Produktentwicklung und förderte auch junge Talente wie Manfred von Ardenne. Gemeinsam entwickelten sie die Loewe-Dreifachröhre, die als Vorgänger des integrierten Schaltkreises (IC) in der Mikroelektronik gewertet wird, und ein großer Erfolg am Markt wurde.

Beflügelt hiervon wandten sich Loewe und Ardenne der Fernsehentwicklung zu. Ihre Vorführung des elektronischen Fernsehens während der Funkausstellung 1931 auf dem Loewe-Stand wurde weltweit beachtet und bahnte dem elektronischem Fernsehen den Weg. Bereits 1929 hatte Siegmund Loewe außerdem gemeinsam mit den Firmen Baird Television, Bosch und Zeiss Ikon eine Fernseh AG als Studiengesellschaft gegründet.

Verfolgung im Nationalsozialismus

Ab 1933 verengten sich die Spielräume für die Brüder Loewe, deren Vater jüdischen Glaubens war, dramatisch. Noch im gleichen Jahr musste David Ludwig Loewe aus dem

Loewe-Vorstand zurücktreten und emigrierte mit seiner Familie über die Schweiz nach England, wo er 1936 verstarb. Im Frühjahr 1938 verdrängte dann Bosch das Unternehmen Loewe aus der Fernseh AG. Wenige Monate später erhielt Siegmund Loewe die Nachricht, dass auch er aus dem Vorstand abberufen worden sei. Das Reichsluftfahrtministerium enteignete noch im gleichen Jahr das Unternehmen.

Exil und Rückerstattung

Siegmund Loewe emigrierte in die USA, wo bereits sein jüngerer Bruder Bernhard Loewe die amerikanische Loewe-Patentverwaltung leitete. Auch ihre jüngere Schwester konnte sich mit ihrer Familie in die USA retten.

Am 3. November 1949 wurde das Unternehmen, nun mit Sitz in West-Berlin und Werken in Kronach sowie Düsseldorf, an Siegmund Loewe rückerstattet. Siegmund Loewe kehrte jedoch nur noch zeitweise nach Deutschland zurück. Das Unternehmen Loewe nahm unterdessen in Westdeutschland in vollem Umfang am Wirtschaftswachstum teil und zählte zu den erfolgreichsten Marken der Radio- und Fernsehindustrie.

 

Treuenfels/pm

 

 

Informationstafel für den Unternehmer und Rundfunkpionier Siegmund Loewe am Wiesenweg 10 in Lankwitz. | Foto: Daniela von Treuenfels