Mensch‘ ärgere dich nicht – ein Brettspiel, das von Sehenden und Blinden gerne gemeinsam gespielt wird. Zu sehen sind (v.li.) Museumspädagogin Friederike Müller mit nicht Schummeln-Brillen im Spiel mit Ausstellungsbetreuer Thomas Schmid und Jürgen Lubnau, 1. Vorsitzender des Fördervereins des Deutschen Blinden-Museums und Förderverein-Vorstandsmitglied Ute Mütze. Foto: Bavandi

Besucherandrang im Deutschen Blinden-Museum: Mehr als  300 Interessierte erkundeten in der „Langen Nacht der Museen“ am Sonnabend das Steglitzer Museum. Im Rahmen des Internationalen Museumstages am Sonntag konnten Besucher erneut Einblicke in das Leben von sehbehinderten Menschen erlangen.

Die ersten Blindenschriften nahmen die Alphabete der Sehenden mit großen und kleinen Buchstaben als Grundlage, die Buchstaben waren tastbar und reliefartig. Die ersten Drucklettern in Hochschrift wurden im Jahre 1784 gefertigt. Erst im Jahre 1825 bringt Louis Braille es im zarten Alter von zwölf Jahren sprichwörtlich auf den Punkt: Er erfindet die Punktschrift, die sogenannte Braille-Schrift, und löst die tastbaren Reliefschriften ab. Warum sich die Punktschrift durchgesetzt hat, lässt sich leicht erklären. „Einen Punkt kann jeder sofort machen, ein Punkt ist auch sofort als solcher tastbar. Es handelt sich um eine ganz andere Tasterfahrung als bei Reliefschriften “, sagt Friederike Müller, Museumspädagogin im Deutsch Blinden-Museum.Wie sich die Punkteschrift erlernen, lesen und schreiben lässt, konnte man am Sonntag im Deutschen Blinden-Museum unter fachkundiger Anleitung erfahren.

Zuständig und verantwortlich für den laufenden Betrieb des Museums, das zur am Gelände befindlichen und 1806 gegründeten Blindenschule mit derzeit zirka 120 Schülern gehört, zeigt sich der Förderverein. Jürgen Lubnau, erster Vorsitzender des zirka 30 Mitglieder umfassenden Vereins, zieht eine erfreuliche Bilanz zur Museen-Nacht: „Wir hatten gestern Nacht über 300 Besucher, das ist eigentlich sehr viel, denn wir sind ein sehr kleines Museum. “

Ein Museum, dessen Sonntagsprogramm sehr speziell und interessant gestaltet war: Nach einer Überblicksführung durch das Museum, konnten Kinder und Erwachsene in einem Workshop die Braille-Schrift erfahren und selbst Grüße in solcher verfassen lernen. Aber nicht nur das. Wie sehbehinderte und blinde Menschen im Alltag leben und zurechtkommen, konnten die Besucher durch viele Ausstellungsstücke wie einen sprechenden Computer, einen Globus mit Reliefstruktur, Harry Potter in Braille-Schrift oder ein gestengesteuertes Smartphone erleben.

Informationen zum Blinden-Museum gibt es unter blinden-museum.de. Der Verein Blindenhilfswerk Berlin e. V. unterstützt seit 1886 Betroffene in der Stadt Berlin und hilft, deren Leben ein Stück weit lebenswert zu machen. Weitere Infos dazu: blindenhilfswerk-berlin.de.

(MiBa)