In tollen Kostümen sangen und spielte sich Theatergruppe durch 30 Jahre Kabarettgeschichte. FAotos: Gogol

Die Monate des Probens sind vorbei: Am Sonntag wurde es ernst – oder besser gesagt „frech“. Die Laientheatergruppe der Villa Donnersmarck präsentierte ihr neues Stück „Berlin – und andere Frechheiten.“

„Hier geht’s rund“, versprach Heike Müller, die die Musikstücke bei diesem „Streifzug durch über 30 Jahre Kabarettkultur“ durch Anekdoten und Geschichten miteinander verband und sie in einen historischen Kontext stellte. Das war manchmal lustig, etwa wenn  Ute Wendler sich fragte, ob es denn nun ihre Beine sind oder die ihres Mitschläfer sein und so mal den Rat erteilte, nie „in Kompanie“ zu schlafen. Oder wenn die Sänger und Tänzer die „Türkenmanier“ auf die Schippe nahmen. Manchmal wurde es auch politisch-satirisch:  Etwa mit dem Gedicht „Im Heiligen Land“ von Frank Wedekind, der damit den Besuch Kaiser Wilhelm II. In Palästina lächerlich macht – und im Gefängnis dafür landete, oder mit Kurt Tucholskys „Sie sitzen in den Niederlanden“ (Die weinenden Hohenzollern“), der 1922 dafür ungestraft blieb.

Zum Mitsingen war das Publikum ausdrücklich aufgefordert. Bei „Schlag nach bei Shakespeare“ oder „Salomé“ hörte und sah man die ersten Zuschauer noch zaghaft singen. Das änderte sich dann in der zweiten Hälfte, als plötzlich die Kinder den „Onkel Tobias“ vom RIAS besuchten. Ein Raunen ging da durchs Publikum, und natürlich zeigten sich die Zuhörer textsicher. Genauso beim Titellied zu „Die Insulaner“. Die Hörspielreihe des RIAS Berlin war im Nachkriegsberlin beliebt und der Text noch immer bekannt. Und dass man sich damals mit den gleichen Problemen herumschlug wie heute, machten die Klatschtanten auf dem Ku’damm deutlich, die mit den unterschiedlichen Ladenöffnungszeiten nicht klar kamen. Sogar Herr Kummer telefonierte wieder mit seinem imaginären Freund Herr Pollowetzer.

Natürlich durften auch die großen Berlin-Hymnen nicht fehlen, wie „Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin“, „Eine Tüte Luft aus Berlin“, „Wer einmal am Kurfürstendamm seinen Kaffee trank“. Wer da noch nicht mitsang, tat es spätestens bei der Schlussnummer „Sehn’se das ist Berlin“.

Laut klatschten die Zuschauer Beifall, ließen die Schauspieler und Sänger nicht ohne Zugabe von der Bühne.

Viele schöne Erinnerungen verbinde er mit den Liedern, erzählte Manfred Altmann, der begeistert war von der Berlin-Revue. Leider seien die Lieder zum großen Teil in Vergessenheit geraten, bedauerte er. Deshalb sei das Programm unter der Regie von Bernd Kummer eine Marktlücke, von der man sich nur mehr wünschen könne. Es sei facettenreich bilde in seiner Gesamtheit aber wieder ein Ganzes. Altmann hoffte, dass das Programm vielleicht auch mal in einem größeren Rahmen aufgeführt wird.

„Fünf von fünf Punkten“, verliehen Peter Riedel und Bernd Konetznick der Revue schon in der Pause. „Man sieht, wie die Leute Freude daran haben“, fanden sie – und das stecke an. Schon bei „Salomé“ hatten die beiden Männer fleißig mitgesungen, kennen das Lied noch aus ihrer Jugend. „Es wird heute zu wenig gespielt“, bedauerte Konetznick. „Ganz toll in jeder Beziehung“ und „super“ fanden beide die Schau.

„Es wird alles so schön durch den Kakao gezogen“, freute sich eine andere Zuschauerin über die Revue. Für sie müsse es lustig sein, sagte sie, und das war es. „Ich höre gern die alten Lieder, aber singen kann ich sie nicht“, gestand sie. Das musste sie ja auch nicht, das übernahmen die Frauen und Männer um Bernd Kummer, genauso wie das Tanzen.

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Weitere Aufführungen von „Berlin und andere Frechheiten“ gibt es am Sonnabend, 22. September, sowie am Montag, 8. Oktober, jeweils um 17 Uhr. Der Eintritt kostet 3,50 Euro. Anmeldungen (030) 8 47 18 70 unter erbeten.