Wurde wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt: die Villa Below an der Schillerstraße. Fotos: Denkmalschutzbehörde

Zum Denkmal des Monats Oktober hat die Denkmalschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf die Villa Below an der Schillerstraße 14 in Lichterfelde auserkoren. Sabine Schmiedeke ist in der Behörde Ansprechpartnerin für Denkmalschutz in den Ortsteilen Lichterfelde und Lankwitz. Sie schreibt über das Denkmal:

Eine Fassade aus Backstein mit geputzten Fensterrahmungen und Eckverstärkungen, ein steiles Schieferdach gekrönt von einem hohen Turm, farblich gefasste Fenster, aufwändiges Fassadendekor mit Wandmalereien, ein parkähnlicher Garten, umgeben von einem schmiedeeisernen Zaun – all diese Elemente sind typische Merkmale einer Lichterfelder Villa der Jahrhundertwende.

Während die ersten Gebäude der Villenkolonie Lichterfelde noch ein bescheidenes Aussehen im Sinne der klassizistischen Schinkelschule aufwiesen, begann man gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Stile zu mischen und repräsentativere Gebäude zu errichten. Entsprechend dem wirtschaftlichen Aufschwung und dem damit einhergehenden Wohlstand der Bauherrn wurde der Wunsch nach Außenwirkung größer, die Zeit der Türme und aufwendig dekorierten Fassaden begann. Es entstanden wie in der Schillerstraße 14 romantische Gebäude, die ihre Formensprache längst vergangenen Stilepochen entliehen.

Die Villa wurde 1893 für den Eisenbahnbauunternehmer A. Below errichtet. Trotz zahlreicher Eigentümerwechsel gab es nur wenige bauliche Veränderungen. Glücklicherweise hat das Geäude auch den Zweiten Weltkrieg fast unbeschadet überstanden. Sogar das Dach mit seinem hohen Turm ist in der ursprünglichen Form erhalten geblieben. Bei vielen anderen Lichterfelder Villen dieser Zeit haben Kriegsschäden dazu geführt, dass der Turm entweder nur als Stumpf erhalten blieb oder durch eine notdürftige nicht bauzeitliche Deckung seinen malerischen Charakter verlor.

Eine weitaus größere Gefahr als der Krieg stellte die architektonische Haltung der 1960er/70er Jahre dar. Historische Villen wurden abgerissen, um Platz für moderne Appartementanlagen zu schaffen oder wurden zumindest von bauzeitlichem Dekor weitgehend befreit. Erst der von einer Bürgerinitiative erkämpfte „Geschützte Baubereich Lichterfelde West und Ost “ und das 1995 verabschiedete Denkmalschutzgesetz konnten der damaligen Abrisswut Einhalt gebieten. Auch die 1970er Jahre hat die Villa Below relativ unberührt überstanden und so steht sie wie zur Bauzeit fast mittig auf dem parkähnlichen Grundstück, dass neben dem originalen schmiedeeisernen Zaun noch eine Exedra (halbkreisförmige Sitzbank) sowie einen schmiedeeisernen Pavillon aus der Bauzeit aufzuweisen hat.

Der letzte Eigentümerwechsel war ein Glücksfall für das Gebäude und Garten. Während der Voreigentümer noch 2006 bemüht war, die sanierungsbedürftige Villa zum besseren Verkauf abzureißen, entschied sich der neue Eigentümer, das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes unter der Leitung des engagierten Architekten Vikram Sen und eines Restauratorenteams der Potsdamer Fachhochschule in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen.  Hierzu gehörte der Austausch der Eternitplatten gegen eine bauzeitliche Schieferdeckung, die Reinigung der Klinkerflächen, die Reparatur und Ergänzung der Stuckelemente, der Farbanstrich von Fenstern und Stuckteilen in Originalfarben, der Rückbau der Balkonüberbauung in Anlehnung an den ehemals bestehenden Wintergarten, sowie die Restaurierung der Malereien. Hier wurde ganz besondere Sorgfalt verwand: Die Bemalung des Traufgesimses war bereits stark verblasst, so dass man die Jugendstilmalereien kaum noch erkennen konnte.

Man entschied sich, einige Felder im Original zu belassen und die restliche Traufbemalung zu rekonstruieren. Die drei Wandmalereien (ein Familienwappen und zwei Darstellungen mit jeweils einem Faun und einer Gans beziehungsweise einem Pelikan) befanden sich in relativ gutem Zustand, trotzdem dauerte es viele Stunden, bis die Bilder gefestigt und retuschiert waren. Heute erstrahlt die Villa in altem, neuen Glanz, die restaurierte Karyatide lächelt dem Besucher wieder freundlich zu.

Demnächst wird auch der denkmalgeschützte Garten mit den Originalausstattungen wieder hergestellt sein, dann werden die Gesichter, die die Exedra, schmücken sicher fröhlicher strahlen. Kurz nach Fertigstellung wurde der verantwortliche Architekt auch mit der Sanierung einer benachbarten Villa beauftragt. Nach den Erfahrungen mit der Villa Below ließ er auch hier das Traufgesims restauratorisch untersuchen, obwohl zunächst keine Bemalung mehr zu erkennen war, und wieder stieß man auf einen Befund der Jugendstilepoche. Bestimmt schlummern in Lichterfelde noch viele andere bemerkenswerte Bemalungen unter dicken Farbschichten. Wie man an der Villa Below sehen kann, lohnt es sich, sie wieder zum Leben zu erwecken!