In der Petruskirche am Oberhofer Platz ist derzeit eine Ausstellung mit Werken der Künstlerin Vanesa Harbek zu sehen.

Zur Vernissage sprach Ulrike Meyer. Wir veröffentlichen die Laudatio im Wortlaut:
(Fotos: Anja van Kampen)

Wer die Petruskirche betritt, wird empfangen von leuchtenden Farben und lachenden, strahlenden Gesichtern – Frauengesichtern, gekrönt mit Aureolen und umgeben von abstrakten Landschaften. 

In jedem dieser Bilder hat sich die Künstlerin selbst in Szene gesetzt. Sie selbst ist ihr Hauptmotiv und sie wählt zusätzlich geometrische Details, um ihre persönliche und emotionale Befindlichkeit darzustellen. 

Es sind Selbstportraits der Künstlerin Vanesa Harbek, deren Ausstellung „Blitze des Unbewussten“ wir heute am internationalen Frauentag 2025 mit dieser Vernissage eröffnen, und die wir später noch als Musikerin in ihrem Konzert erleben werden. Denn Vanesa Harbek ist ein Multitalent – die talentierte Argentinierin ist Musikerin, Komponistin, Gitarristin, Sängerin, Trompeterin und – wie die Ausstellung zeigt – auch Malerin.

Die Selbstporträts von Vanesa Harbek sind keine realistischen Abbildungen. Es sind streng komponierte, abstrakte Einblicke in die Persönlichkeit der Musikerin und zeugen von einem ganz individuellem Stil.

„Sie hat schon immer gemalt“, hat ihr die Mutter erzählt und sie bereits mit acht Jahren eine Malschule besuchen lassen. Ihre kindliche Leidenschaft hat Vanesa Harbek, die eine diplomierte Komponistin und Musiklehrerin ist, an der „Thibaud Piazzini Akademie“ in Buenos Aires, Argentinien, auf das nächste, professionelle Level gehoben. Dort hat sie gemeinsam mit den argentinischen Künstlerinnen Susanna Raffo und Rebecca Mendoza studiert, und dort hat eine ihrer Dozentinnen zu ihr gesagt, dass ihr Malstil sie an die portugiesische Malerin Viera da Silva erinnerte.

Und genau wie Viera da Silva verwendet Vanesa Harbek für ihre Kompositionen geometrische Formen wie Linien, Quadrate oder Dreiecke. Wie Netzwerke strukturieren sie schachbrettartig die Leinwände, schaffen so räumliche Dimensionen und eine komplexe Architektonik. Auf diese Weise entstehen visuell anregende Kompositionen und es scheint, als wolle Vanesa Harbek so ihre Musik veranschaulichen und mit ihren Bildern zugleich visuelle Rhythmen erzeugen. Denn sie sagt, während sie malt, hört sie Klänge, und wenn sie musiziert oder komponiert, sieht sie Farben und Formen.

 

 

Damit gehört Vanesa Harbek zu den wenigen Menschen, die als Synästhetiker bezeichnet werden. Nur etwa einer von tausend Menschen hat diese besondere Gabe, diese außerordentliche Wahrnehmung. Diese Klang-Farb-Synästhesie, das Hören von Farben und das Sehen von Klängen, ermöglicht es Vanesa Harbek, ihre inneren Bilderwelten, ihre Rhythmen und ihre Emotionen sowohl auf der Leinwand als auch auf der Bühne zu leben. So wie sie auf der Bühne als Musikerin im Mittelpunkt steht und sich den Blicken des Publikums präsentiert, so ist sie auch auch ihren Bildern im Mittelpunkt und lässt sich betrachten.

Doch sie gibt den Blick zurück, offen und zugleich verhalten, fast schon starr. Denn es scheint, als präsentiere sie sich mit einer Maske, deren Merkmale hoch stilisiert sind: Die Formen des Gesichts, der Augen, Nase und des Mundes werden schablonenartig dargestellt, es sind wiederkehrende Versatzstücke ihrer selbst. Und bei fast allen Bildern erscheint das Porträt auf der linken Seite – immer allein, immer als Single. Bis auf eine Ausnahme: Ein Paar als Erinnerung an eine große Liebe .

Variationen der Porträts sind die Aureolen, die Strahlenkränze, mit denen die Porträts geschmückt sind und die sinnbildlich für die überbordende Energie der Künstlerin stehen. Eine weitere Variation ist der Kopfputz, der aus Städtelandschaften besteht und der ihre Heimatstadt Buenos Aires sowie die vielen Städte und Orte versinnbildlicht, die die Künstlerin auf ihren Tourneen als Musikerin bereist hat.

Umgeben sind die Porträts, wie schon erwähnt, von geometrischen Welten, die wie ein Dom aus Klängen, schützend das Frauenbild umhüllen – jedoch häufig  durchbrochen von dominierenden Linien, die an Straßen und Wege erinnern. „Wenn ich male, setze ich mich auch mit der Frage auseinander: wie kann ich meinen Weg finden?“ – so Vanesa Harbek. Ihre Bilder sind, wie der Titel der Ausstellung schon sagt, „Blitze des Unbewussten“, denn sie malt intuitiv, die gesamte Bild- und Farbkomposition entsteht während des Malprozesses.

Als 39-jährige hat Vanesa Harbek ihren Beruf als Musiklehrerin aufgegeben, um als freiberufliche Künstlerin zu arbeiten. Ihren Weg nach Berlin hat sie 2017 gefunden, sich mit ihrer Kontaktfreudigkeit schnell eingewöhnt und sich seitdem hier sowohl als Musikerin und auch mit diversen Ausstellungen als Malerin etabliert.

 

 

Live spielen ist für die Musikerin Vanesa Harbek wie Atmen und das Malen ist für die Malerin Vanesa Harbek wie ein Anker, der sie in ihrer Klang-Farben-Welt erdet und ihr erlaubt, unerschrocken ihr Leben als unkonventionelle, selbstbestimmte Künstlerin zu leben.

Es ist daher ganz wunderbar, dass Vanesa Harbek am heutigen internationalen Frauentag hier in der Petruskirche als Malerin und Musikerin zu sehen und zu hören ist!

Text: Ulrike Meyer
Fotos: Anja van Kampen

Ausstellung „„Destellos del inconciente“ | „Blitze des Unbewussten“

Von Vanesa Harbek

Bis 30.März 2025

Petruskirche, Oberhofer Platz, 12207 Berlin

https://www.petrus-kultur.de/ausstellungen

Die Türen Petruskirche sind jeden Mittwoch und Samstag von 10 bis 13 Uhr für Besucherinnen und Besucher geöffnet sowie vor oder nach jeder Kulturveranstaltung.

 

 

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