Nora, Charlie und Susanne (v.l.n.r.) wünschen sich, dass die Initiative mehr Menschen erreicht. Foto: Maria-Rimkus-Haus

 

Es gibt sie – auch im Berliner Süden: Angebote für queere Menschen. Die Bekanntheit ist gering. Das wollen Charlie Bowe (41) und Nora Eckert (70) mit ihrem Engagement ändern.

Und es geht voran. Einen neuen Ort mit der Möglichkeit zum regelmäßigen Austausch haben die Beiden bereits etabliert: Den Runden Tisch Queeres Steglitz-Zehlendorf, der am 8. Oktober bereits zum siebten Mal stattfand. Mit dabei waren Charlie, der seit Sommer 2023 auch das Queer Café im Gutshaus Lichterfelde organisiert, Susanne, die sonst häufig den LSBTI* Stammtisch in der Freizeitstätte Süd in Zehlendorf besucht und Nora, die zuvor einige Male am LSBTI*-Stammtisch im Maria-Rimkus-Haus teilnahm. Nachdem dieser „eingeschlafen“ sei, wie Nora sagt, ist das Angebot des Runden Tisches Queeres Steglitz-Zehlendorf umso wichtiger geworden. LSBTI* ist eine Abkürzung und steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen, das Sternchen (*) dient als Platzhalter für weitere Selbstbezeichnungen.

Themen, so vielfältig wie die teilnehmenden Menschen

Es sind unterschiedliche Inhalte, die beim Runden Tisch besprochen werden. Während der vergangenen Termine ging es zum einen darum, wie die Bekanntheit erhöht und neue Mitstreiter und Mitstreiterinnen gefunden werden können. Zum anderen wurden Möglichkeiten ausgelotet, wie sich die bestehenden Angebote im Bezirk auf eine Weise bekannt machen lassen, die den knappen finanziellen und personellen Ressourcen des Projekts entsprechen. Ferner stand auch die Vernetzung im Fokus, bei der sich unterschiedliche Projekte und soziale Träger mit ihren Angeboten vorstellten.

Während die Treffen zumeist einer monatlichen Regelmäßigkeit folgen, schwanken die Teilnehmerzahlen zwischen fünf und zwölf Personen. „Da wir bislang noch keine Plattformen haben, über die wir uns als Runder Tisch bekannt machen können, hält sich die Resonanz zurzeit noch in Grenzen. Wir würden uns sehr über Leute – egal ob selbst queer oder nicht – freuen, die uns aktiv unterstützen, da wir auf diese Weise mehr Kapazitäten bekämen“, erklärt Mitbegründer Charlie, der beruflich als Bildungs- und Berufsbegleiter für geflüchtete Menschen in einer Unterkunft unterwegs ist.

Runder Tisch als Gesprächsangebot für alle

Bislang besteht der Runde Tisch aus engagierten Einzelpersonen, die entweder bereits selbst Gruppen auf die Beine gestellt haben, solche für die Zukunft planen, oder regelmäßig an ihnen teilnehmen. Außerdem sind soziale Träger, unter anderem aus der Kinder- und Jugendhilfe mit dabei. Charlie ist es jedoch wichtig klarzustellen, dass weder das eine noch das andere für eine Teilnahme notwendig sei. „Interessierte Gäste sind bei uns herzlich willkommen“, betont er. Auch auf offizieller Ebene bemühen sich Nora Eckert und Charlie Bowe, die Bekanntheit des Runden Tisches Queeres Steglitz-Zehlendorf zu erhöhen, mit Erfolg: Zu einem der ersten Treffen bekamen sie, nach entsprechender Einladung, Besuch vom Queerbeauftragten Berlins, Alfonso Pantisano, und von Ellinor Trenczek (SPD), die ein Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung ist.

Je nachdem, aus welchen Einrichtungen die Teilnehmenden kommen, ist der Runde Tisch Queeres Steglitz-Zehlendorf an unterschiedliche Stellen angedockt. Hierzu zählen neben dem Gutshaus Lichterfelde und dem Nachbarschaftstreff Leonie des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. auch das Maria-Rimkus-Haus sowie die Sozialmanufaktur Berlin.

Gegen Unwissenheit und für mehr queere Infrastruktur

Als Charlie Bowe im Sommer 2023 sein Projekt „Queer Café“ im Gutshaus Lichterfelde startete, ging er davon aus, dass es keine anderen queeren Angebote in Steglitz-Zehlendorf gibt. Von Besucherinnen und Besuchern erfuhr Bowe, dass dem nicht so war. Obwohl er in Steglitz aufgewachsen ist, wusste Charlie nichts von den anderen bestehenden Angeboten. Vermutlich, weil es zuvor keinen Ort zum Austausch und zur Vernetzung für queere Menschen gab. An diesem Punkt setzt der Runde Tisch Queeres Steglitz-Zehlendorf an. „Unser Ziel ist es, die Angebote für queere Menschen unterschiedlichen Alters bekannter zu machen, uns miteinander zu vernetzen und die queere Infrastruktur im Bezirk zu stärken“, führt der Mitbegründer der Gesprächsrunde aus. Neben regelmäßigen Gruppentreffen im Maria-Rimkus-Haus in Lankwitz gibt es außerdem seit einiger Zeit die Pride Art in Berlins Süden. Ein Kunstkollektiv im ehemaligen Frauengefängnis in der Söhtstraße stellt dort regelmäßig queere Kunst aus. Viele dieser Angebote sind nicht hoch frequentiert. Ein Grund könnte darin liegen, dass nur wenige von ihnen wissen. Dass es auch in Steglitz-Zehlendorf einen Bedarf gibt, dessen ist Charlie sich sicher. Er geht davon aus, dass sich viele queere Menschen auf der Suche nach Anlaufstellen in Richtung Innenstadt orientierten, weil sie gewohnt seien, dass im Bezirk nichts Passendes angeboten würde.

Coming up

Der nächste Termin ist für den 12. November im Maria-Rimkus-Haus in Lankwitz geplant. Themen wie die Entwicklung bestehender und geplanter Angebote im Bezirk, der Entwurf eines Flyers und die Schaffung eines Bezirksnewsletters stehen auf der Agenda, um queere Angebote im Bezirk weiter zu fördern.

Junia Greb-Georges

Ansprechpartner/ Ansprechpartnerin:

Charlie Bowe & Nora Eckert

E-Mail-Adresse:

queer.steglitz.zehlendorf@gmail.com

Nächste Termine:

Dienstag, 12. November & Dienstag, 10. Dezember, 16.00 Uhr bis ca. 18.00 Uhr

Adresse:

Maria-Rimkus-Haus, Gallwitzallee 53, 12249 Berlin