Seit der Planung im Jahre 1924 ist die Realisierung des Bahnhofs Kamenzer Damm ein bezirkspolitisches Thema. Drei regionale Akteure erklären im Interview den Status quo und die Notwendigkeit eines Bahnhofs.
Lutz Blume wohnt seit 1951 im Einzugsbereich des geforderten Bahnhofs und engagiert sich seit 1997 für den Schutz der Bürger beim Bau der Dresdener Bahn. Bernd Steffen lebt seit 1979 in Lankwitz und setzt sich genauso lange in der Bürgerinitiative Dresdner Bahn für den Bürgerschutz ein. Jonas Haupt ist seit Ende 2020 als Gebietskoordinator mit der Förderung der Großsiedlung am Kamenzer Damm beauftragt. Alle Drei plädieren für einen S-Bahnhof. Bernd Steffen erklärt dabei die Gründe: „Die Bürger im weiteren Einzugsbereich von Ost-Lankwitz benötigen einen S-Bahnhof am Kamenzer Damm, um schnell und umweltschonend sowohl in die Berliner City als auch ins südliche Berliner Umland zu gelangen. Und auch die Industriebetriebe brauchen hier diesen Bahnhof, um für Mitarbeiter und Kundschaft attraktiv zu sein.“
Resultierend aus dieser Notwendigkeit sollte eine Machbarkeitsstudie für den Bahnhof beauftragt werden, um eine Bestellung durch den Verkehrssenat vorzubereiten. Blume und Steffen befürchten, dass die gesamte Planung zu den Akten gelegt wird und so wollen sie mit einer Petition für den Bahnhof die Aufmerksamkeit erhöhen und auf die schwierige Verkehrssituation der Einwohner hinweisen. Lutz Blume beschreibt die verkehrstechnische Anbindung des ÖPNV an den Kamenzer Damm folgendermaßen: „Die Anwohner müssen mit dem Bus zum S-Bahnhof Lankwitz oder U-Bahnhof Alt-Mariendorf fahren. Der 187 fährt recht unregelmäßig. Der 181 ist verhältnismäßig zuverlässig. Staus im Bereich Lankwitz Kirche und Großbeerenstraße verzögern die Fahrzeit im Berufsverkehr. Der S-Bahnhof Südende ist nur zu Fuß in ca. 30 bis 45 Minuten erreichbar. Die nächsten Stationen der S2 sind nur sehr umständlich zu erreichen.“
Wie stark die Großsiedlung rund um den Kamenzer Damm mit mehreren Tausend Wohneinheiten von der Einrichtung eines S-Bahnhofs profitieren würde, erklärt Jonas Haupt: „Dieses Gebiet, das neben Wohnungen auch diverse Einkaufsmöglichkeiten, mehrere Schulen, Senioreneinrichtungen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen und große Sportstätten umfasst, ist an den öffentlichen Nahverkehr bisher ausschließlich mit Bussen angeschlossen und die nächsten S-Bahnstationen sind nicht fußläufig erreichbar.“ Der Senat und Bezirk fördern dieses Gebiet in seiner sozialstrukturellen Entwicklung besonders stark und laut Haupt würde die Weiterentwicklung der Infrastruktur sicherlich dazu beitragen. Um diesen Prozess voranzutreiben, müsste der Senat den Bahnhof kurzfristig bestellen.
Infolge der Medienberichterstattung entstand der Eindruck, dass hinsichtlich der Situation zum Projekt S-Bahnhof Kamenzer Damm niemand mehr die Dinge vorantreibt. Lutz Blume erklärt: „Wie man der Presse entnehmen kann, gibt es neuerdings Zweifel an der Baufreiheit an der Kamenzer Damm Brücke. Zugesagt wurde uns jedoch von der DB, dass die Baufreiheit für den Bahnhof gegeben ist!“ Da alle anderen Wege wenig Erfolg zu versprechen scheinen, wollen Lutz Blume und Bernd Steffen die Bürger und die Politik durch eine Online Petition mobilisieren.
Die Chancen stehen laut Blume und Steffen gut. Bereits für ihre Bürgerinitiative Dresdner Bahn konnten sie viele Unterstützer organisieren. „Wir werden nach dem Start der Petition die entsprechenden Politiker ansprechen und um Unterstützung bitten. Der Marienpark, das Netzwerk Großbeerenstraße und das Stadtteilzentrum Steglitz sind bereits große Unterstützer“, fügt Blume hinzu und ergänzt: „Die anliegenden Kirchengemeinden stehen der Sache ebenfalls positiv gegenüber. Nun kommt es auf die Teilnahme möglichst vieler Bürger bei der Online Petition an, damit die Realisierung des Bahnhofs Kamenzer Damm erstmals seit der Planung im Jahre 1924 beginnen kann.“
Hier geht es zur Petition:
https://www.change.org/p/senatsverwaltung-umwelt-verkehr-und-umweltschutz-verwirklichung-des-s-bahnhofs-kamenzer-damm
(mfs)