
Pollenkorn des Beifußes. Es gilt als aggressivstes Allergen unter den heimischen Kräutern und blüht im Sommer. © ZAUM | Christine Weil
Die Charité hat eine praktische App für Allergiker entwickelt: „Pollenius“ gibt Auskunft, was aktuell in der Nase kribbelt.
Sie steht auf dem Tempelhofer Feld: Die Pollenfalle, die rund um die Uhr automatisiert auszählt, wie viel Blütenstaub von welcher Pflanze durch die Hauptstadt fliegt. Durch ein Rohr angesaugt, sammelt das kühlschrankgroße Gerät die Körner in seinem Inneren und bestimmt sie per KI-gestützter Bildanalyse. Nur drei Stunden später und damit besonders schnell sind die Daten über die Pollenius-App abrufbar – ausgegeben werden die Ergebnisse zu den acht allergierelevantesten Gewächsen, also Ambrosia, Beifuß, Birke, Erle, Esche, Gräser, Hasel und Roggen. „Pollenflugangaben in anderen Wetter-Apps basieren auf Modellierungen, die oft ungenau sind“, erklärt Dr. Stephanie Dramburg, Leiterin des Forschungsprojekts „#berlinbreathing“ von der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin der Charité.
Pollenflug, Symptome und Medikamente auf einen Blick
Die Charité-App bettet die Daten in einen tageszeitlichen Verlauf ein und liefert Verhaltenstipps und Wissenswertes über Pollenallergien. Zusätzlich haben User die Möglichkeit, ein Allergie-Tagebuch zu pflegen, also Symptome, eingenommene Medikamente und die im Freien verbrachte Zeit zu notieren.
Das Forschungsteam möchte die Daten nutzen, um Pollenallergien besser zu verstehen – denn die Anzahl der Pollen bestimmt nicht immer direkt die Schwere der Allergiesymptome.
Die kostenfreie App erhebt keine personalisierten Daten, eine Registrierung ist nicht notwendig.
User können ihre Daten spenden
Das Forschungsteam will die Pollenflugdaten mit den Symptomdaten der App-Nutzenden in Zusammenhang bringen und mithilfe Maschinellen Lernens allergische Reaktionsmuster erkennen. Das Ziel: Ein Modell zu entwickeln, das Betroffenen für den kommenden Tag individuell vorhersagt, wie ihre Symptome sich entwickeln werden und wann Lüften sinnvoll oder ein Aufenthalt im Freien eher zu vermeiden ist.
Für die Entwicklung dieses Modells setzen die Forschenden auf die Mithilfe der Berliner Bevölkerung: Über die Datenspende-Option können App-User ihre Symptomdaten anonym an das Charité-Team übermitteln und so zur Verbesserung der Allergie-Vorhersage beitragen. „Wir hoffen, dass viele Berlinerinnen und Berliner möglichst täglich ihre Symptome in der Pollenius-App festhalten und an uns senden“, betont Stephanie Dramburg. „Das ist wichtig für die Qualität der Datenreihen, jeder Eintrag dauert weniger als eine Minute.“ Sobald das Modell entwickelt ist, soll es in die Pollenius-App integriert werden.
treuenfels/pm
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